Hamburg. Im ZDF-Film „Der 7. Tag“ spielt Stefanie Stappenbeck eine Mordverdächtige ohne Erinnerung – gejagt von einem Kommissar im Rollstuhl.

Eine Szene wie aus dem Thriller-Baukasten: Eine Frau erwacht in einem kargen Hotelzimmer am Stadtrand, in ihrer Hand ein blutverschmiertes Messer. Im Nebenraum liegt eine Leiche. Die Polizei rückt an, die Frau flieht. Sie kann sich an nichts erinnern.

So geht er los, der ZDF-Fernsehfilm „Der 7. Tag“. Die auf einem E-Book basierende Geschichte hat man so ähnlich schon ein paarmal gesehen und bleibt trotzdem gerne dran. Das liegt vor allem an den Darstellern – allen voran die 43-jährige Stefanie Stappenbeck („Ein starkes Team“), die glaubwürdig die Frau mit der Gedächtnislücke spielt.

Der Tote ist der Mann der Verdächtigen

Ihre Figur Sybille Thalheim gerät verständlicherweise erstmal in Panik: Der Tote im Hotel war schließlich nicht irgendjemand, sondern ihr Mann, der vor anderthalb Jahren unter mysteriösen Umständen verschwand. Der Notar hatte sich scheinbar von einem Augenblick auf den anderen mit 20 Millionen Euro an Mandantengeldern aus dem Staub gemacht und seine schwangere Frau zurückgelassen. Sybille verlor damals alles: ihren Partner, das gemeinsame Haus und durch eine Fehlgeburt sogar das Baby. Was ist nur geschehen – damals und jetzt?

Die verstörte Frau sucht Hilfe bei ihrer besten Freundin, der Frauenärztin Gabi (Katharina Schüttler). Die nicht unkomplizierte Beziehung der beiden wird im weiteren Verlauf des Films noch zur Sprache kommen.

Die kriminalistische Arbeit wird zur Nebensache

Stark gespielte Figuren: Gabi Henke (gespielt von Katharina Schüttler, l.) und Sybille Thalheim (Stefanie Stappenbeck).
Stark gespielte Figuren: Gabi Henke (gespielt von Katharina Schüttler, l.) und Sybille Thalheim (Stefanie Stappenbeck). © dpa | Roland Suso Richter

Der von André Georgi geschriebene 90-Minüter spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Was in den Tagen und Monaten vor dem Mord geschah, erzählt Regisseur Roland Suso Richter in mehreren Rückblenden. Raffiniert inszeniert er die Gegenwart in atmosphärisch-düsteren, die Vergangenheit dagegen in sonnigen Bildern – das ermöglicht dem Publikum immer neue Perspektiven. Warum Sybilles Mann damals wirklich verschwunden ist, offenbart sich nur langsam.

Natürlich ist die Polizei die ganze Zeit hinter Sibylle her. Die kriminalistische Aufklärungsarbeit bildet in diesem Thriller jedoch eher einen Nebenaspekt. Angesichts der prominenten und sympathischen Besetzung ist das Ermittlerduo daher etwas zu stark in Szene gesetzt: Der wie stets sehr präsente Henning Baum spielt den Kommissar Rainer Warnke, Josefine Preuß seine Mitarbeiterin Tanja Braungart. Es wirkt so, als sollten sie als Hauptfiguren künftiger ZDF-Krimis getestet werden. Vor allem der ewige Machobulle Baum konterkariert als verletzlicher Rollstuhlfahrer sein Image. Warum er gelähmt ist, erfahren die Zuschauer allerdings nicht.

Glückliche Gutverdiener in geschmackvollen Häusern

Gemeinsam stößt das Duo auf zahlreiche ungeahnte Verbindungen, bekommt die Gesuchte aber bis zum Schluss nicht zu fassen. Sibylle kommt unterdessen Schritt für Schritt dem Geheimnis auf die Spur und gerät immer stärker selbst in Gefahr. Ihr zur Seite stehen nur Freundin Gabi und deren Mann Ulrich (Marcus Mittermeier), einst die besten Freunde von „Bille“ und ihrem Mann. Die Rückblenden zeigen sie als glückliche Gutverdiener in geschmackvoll eingerichteten Häusern. Die Botschaft lautet wohl: Auch hinter der glattesten Fassade verbergen sich menschliche Abgründe.

Fazit: Mysteriöses Krimirätsel mit starker Besetzung und etwas bemüht wirkender Rückblendenkonstruktion.

• Montag, 23. Oktober, 20.15 Uhr, ZDF: „Der 7. Tag“