Berlin. Im Bremer „Tatort“ sollte der Mord an einem Pharmahändler aufgeklärt werden. Doch im Fokus stand vor allem Hauptkommissar Stedefreund.
So persönlich – und vor allem so nackt – war ein Bremer Tatort wohl noch nie. In „Zurück ins Licht“ sollte eigentlich der mysteriöse Mord an dem ehemaligen Chef eines Pharmahandels aufgeklärt werden. Doch in Erinnerung blieben neben einer von Lebenslügen geprägten Erfolgsfrau, die letztendlich zur Mörderin wurde, vor allem Szenen aus Hauptkommissar Stedefreunds Liebesleben.
Lebenslügen für die Karriere
Als Mörderin stellte sich in den letzten 15 Minuten die auf Karriere fixierte Maria Voss heraus. Gespielt wurde sie von Nadeshda Brennicke. Sie verkörperte die Rolle der psychopathischen Erfolgsfrau perfekt.
Besonders interessant: Für den Erfolg im Job und die Anerkennung hat sie sich über Jahre ein riesiges Lügenkonstrukt aufgebaut. Weder ihr Abiturzeugnis noch ihr Diplom waren echt. Das sich Menschen zur Begünstigung der beruflichen Laufbahn Lebenslügen zurechtlegen, kommt tatsächlich immer wieder vor – in allen sozialen Schichten. Auch die SPD-Politikerin Petra Hinz hatte ihre Karriere auf einer Lüge aufgebaut. Erst vor einem Jahr stellte sich heraus, dass die damalige Bundestagsabgeordnete ihr Juraexamen sowie ihr Abitur nur vorgetäuscht hatte.
Das Leben mit einer solchen Lüge kann für manche Menschen sehr belastend werden, weiß Psychiater Dr. Stefan Röpke, Leiter des Bereichs Persönlichkeitsstörung der Berliner Charité. Sie leben in der ständigen Angst aufzufliegen. Andere hingegen glauben sich ihre Lügen irgendwann selbst.
Bremer „Tatort“ will „zurück ins Licht“
Menschen, die wirklich überzeugt sind, dass Unwahrheiten real sind, sind allerdings ernsthaft krank. „Dabei handelt es sich dann um Wahnvorstellungen. Die Kranken haben null Bewusstsein für Unwahres“, sagt der Psychiater. Dabei kann es sich beispielsweise um eine narzisstische Störung handeln.
Im Falle von Maria Voss, die für ihren Erfolg gelogen und sogar gemordet hat, ahnte wohl der Großteil ihres Umfelds, dass da etwas nicht stimmt. Nur wahrhaben wollte es niemand – erst recht nicht ihr etwas sehr soft anmutender Ehemann. Und ja, auch Stedefreund fiel zunächst auf die charismatische Alphafrau herein.
Das verworrene Liebesleben des Kommissars
Dass sich zwischen Stedefreund und der BKA-Ermittlerin Linda Selb etwas anbahnt, war schon in den vergangenen Folgen ersichtlich. Immer wieder flirteten sie miteinander. In „Zurück ins Licht“ wurde die Beziehung der beiden nun in den Fokus gestellt – so sehr, dass der Fall fast zur Nebensache wurde. Das lag vor allem auch an sehr freizügigen Szenen. Mehrfach war Nils Stedefreund komplett nackt zu sehen. Schon etwas ungewohnt für einen „Tatort“ aus Bremen.
Denn für gewöhnlich stehen dort vor allem die Fälle im Mittelpunkt und nicht die Ermittler mit witzigen Sprüchen oder eben nackte Tatsachen. Doch dieses Mal war alles anders. Schauspieler Oliver Mommsen war sowohl in Sexszenen (mit Kollegin Selb und mit der Mörderin Maria Voss) als auch nackt unter der Dusche zu sehen.
Für Mommsen war diese „Tatort“-Episode mal wieder etwas Besonderes. „Als ich das Buch gelesen habe, habe ich mich riesig gefreut, dass dieser doch ziemlich in sich ruhende Knabe endlich mal wieder durchgeschüttelt wird“, sagt er über seine Rolle. Hemmungen hatte er vor den Nacktszenen aber dennoch, wie er im Gespräch mit „Bunte“ verriet. „Zum Schluss war es lustig, wenn Porno-Mommsen – den Spitznamen habe ich mir selbst verpasst – nur im Bademantel und mit Adiletten zum Set kam“, sagte er dem Magazin.
Auch für die Drehbuchautoren Christian Jeltsch und Olaf Kraemer war es eine willkommene Abwechslung, mal das Leben des Hauptkommissars näher zu beleuchten. Die Beziehung zu Linda Selb bot sich da natürlich an. „Gerade auch weil Selb so gegensätzlich zu der Figur von Maria Voss ist. Stedefreund zwischen diese beiden Frauen zu stellen und zu zwingen, Stellung zu beziehen, war eine schöne Herausforderung“, sagte Kraemer.
Der witzigste Satz
Vor allem die BKA-Beamtin Linda Selb, gespielt von Luise Wolfram, sorgt mit ihrer trockenen, direkten und vor allem unironischen Art immer wieder für lustige Momente. In einer Szene offenbarte sie Stedefreund ganz nebenbei, dass sie ihn betrogen hat – mit einer alten Bekannten. Von einem Geständnis will sie in diesem Zusammenhang jedoch nichts wissen.
Linda Selb: „Ich hab dir nichts gestanden, ich hab dich informiert.“
Der beste Dialog
Der Fall war bereits geklärt, aber das Liebesleben des Hauptkommissars noch völlig in der Schwebe. Eigentlich plante Stedefreund bereits seine Zukunft mit BKA-Ermittlerin Linda Selb. Am Ende reichte es für eine Beziehung nicht. Linda Selb war ihm einfach zu undurchsichtig.
Nils Stedefreund: „Linda, wer bist du? Wer bist du wirklich?“
Linda Selb: „Ich bin viele.“
Nils Stedefreund: „Sind vielleicht ein bisschen viele für mich“