Essen. Eine neue Episode der ZDF-Krimireihe „München Mord“: Bei diesem Fall verschlägt es das Ermittlerteam in die Welt der Prostituierten.

An schrägen Figuren mangelt es in der deutschen Krimilandschaft nicht, aber die Ermittler der ZDF-Reihe „München Mord“ übertreffen seit 2014 bei ihren Einsätzen regelmäßig alle anderen. So auch in der neuen Episode „Auf der Straße, nachts, allein“ (Regie: Anno Saul, Buch: Friedrich Ani und Ina Jung).

Dabei beginnt die Geschichte recht gewöhnlich: An der Isar wird eine männliche Leiche gefunden. Um den letzten Weg des gut aussehenden Mannes zu rekonstruieren, springt der für seine ungewöhnlichen Methoden bekannte Kriminalhauptkommissar Ludwig Schaller (Alexander Held) in den Fluss – und kann deshalb mit Sicherheit sagen, dass an der Wittelsbacherbrücke auf den Mann geschossen wurde. Dort stößt er auf einen Kiosk, dessen Verkäufer sich auffällig verhalten.

Zu Lebzeiten als Callboy gearbeitet

Kurze Zeit später finden die Kommissare Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) und Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) heraus, dass der Tote zu Lebzeiten als Callboy gearbeitet hat. Regelmäßig war er mit seinen Kundinnen in einem Luxushotel zu Gast. Den Namen des Mannes kennt man dort nicht, aber es gibt eine Liste mit den Namen der Frauen. Ist das die heiße Spur?

Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) wartet auf ihren Callboy für die „Recherche“.
Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) wartet auf ihren Callboy für die „Recherche“. © ZDF/Jürgen Olczyk | ZDF/Jürgen Olczyk

Die Schauspieler-Riege ist wieder großartig. In Hochform: Bernadette Heerwagen. Ihre Kriminalkommissarin Angelika Flierl ist die große Sympathieträgerin. Um den Namen des Toten in Erfahrung zu bringen, bestellt sich die Single-Frau auf eigene Faust einen Callboy ins Hotel. Wie ungeschickt sie sich dabei anstellt und dem Süßholzgeraspel des Mannes gern auf den Leim geht, ist enorm komisch. Und das ist nur einer von vielen hinreißenden Momenten mit ihr.

Wunderbar ist auch eine Szene ganz am Anfang: Da flirtet sie dezent mit dem Herrn, der die Leiche untersucht. Es sind nur ein, zwei Blicke von ihr. Aber sie verraten so vieles über diese Frau und ihre Hoffnung auf die große Liebe. Die glaubt ihr Kollege Neuhauser in seiner neuen Freundin Ilona (Judith Rosmair) endlich gefunden zu haben. Er ist geradezu besessen von ihr. Aber irgendwann scheint sie sich von ihm abzuwenden, und der lebenslustige Frauenschwarm ist nur noch ein Häufchen Elend.

Die Suche nach Liebe

Die Dialoge sind oft brillant. Besonders bemerkenswert aber ist, dass einige bizarre Szenen auch ohne wortgewaltige Pointen funktionieren. Szenen, die – wie es im Alltag eben manchmal ist – ausfransen, keine richtige Auflösung bekommen, und gerade dadurch eine Botschaft vermitteln. Etwa, wenn Kommissarin Flierl von Kriminaloberrat Helmut Zangel (Christoph Süß) mit den Worten „Das ist praktisch Yoga zum Trinken“ dazu genötigt wird, dessen Edel-Tee zu probieren. Woraufhin sie umständlich zum Becher greift und ihm halbherzig vorspielt, dass ihr der Tee gut schmeckt.

Im letzten Drittel des Films wird die Stimmung ernster. Es geht dann mehr um ewige Themen, die ohnehin trotz allen Humors über der gesamten Episode liegen: um die Suche nach Liebe in der Großstadt und den Schmerz des Alleinseins.

Fazit: Komisch, mit wunderbaren Figuren und auch ernsten Momenten.

Samstag, 14. Oktober, ZDF, um 20.15 Uhr