Berlin. In „Der rote Schatten“ bekamen es die „Tatort“-Ermittler mit dem Erbe der RAF zu tun. Wie viel Realität steckte in dem Sonntagskrimi?

  • Im neuen „Tatort“ aus Stuttgart bekommen es die Ermittler mit ehemaligen RAF-Terroristen zu tun
  • Auch Vertuschung und ein außer Kontrolle geratener V-Mann machen den Kommissaren sorgen
  • Wir haben den Faktencheck gemacht: Wie viel Realität steckt in dem ARD-Krimi?

1998 erklärte die RAF ihre Auflösung, ihre Mission sei gescheitert, bekannten sie. Im neuen „Tatort“ war die Terrorgruppe aber wieder sehr präsent – „Der rote Schatten“, so der Name der Episode, reichte vom deutschen Herbst 1977 bis in unsere Zeit.

V-Männner, Vertuschung und untergetauchte RAF-Terroristen, die immer noch bereit sind zu morden – wie viel Realität steckte in dem ARD-Krimi? Unser Faktencheck:

1.) Direkt zu Beginn des Films wird ein Geldtransporter überfallen, mit Panzerfaust und Sturmgewehren – Heide Trinker spielt die untergetauchte RAF-Terroristin Astrid Frühwein, die den Angriff anführt. Ein denkbares Szenario?

Die Szene ist viel näher an der Realität, als man es glauben will. So ähnlich hat es sich nämlich erst 2016 zugetragen. Im niedersächsischen Cremlingen wurden am 25. Juni ein Geldtransporter und ein Geschäft überfallen. Die Täter griffen mit Panzerfaust und Automatikgewehren an. Die Ermittler halten drei ehemalige RAF-Terroristen für die Täter: Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg.

Die früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg, Daniela Klette und Ernst-Volker Staub (von links).
Die früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg, Daniela Klette und Ernst-Volker Staub (von links). © LKA Niederlsachsen | LKA Niederlsachsen

Das Trio ist seit 1990 untergetaucht. Nach ihnen wird gefahndet. Vorwürfe: Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, versuchter Mord, schwerer Raub. Auch einer der letzten großen RAF-Anschläge geht auf ihr Konto: Mit 200 Kilogramm Sprengstoff jagten sie 1993 einen noch unbewohnten Neubau der JVA Weiterstadt (Hessen) in die Luft.

Seit 2011 soll das Trio insgesamt neun Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkte begangen haben. An vier Tatorten – in Stuhr bei Bremen, in Wolfsburg, Hildesheim und Cremlingen – stellten die Ermittler DNA-Spuren von ihnen sicher. Insgesamt sollen sie bei ihren jüngeren Taten rund eine Million Euro erbeutet haben – allein 600.000 Euro in Cremlingen.

Terroristische Motive sehen Experten bei dem Trio allerdings nicht mehr – es geht ihnen wohl allein um ihren Lebensunterhalt. Es wird vermutet, dass das Trio – mittlerweile 49, 59 und 63 Jahre alt – unerkannt im Ausland lebt und nur für die Überfälle zurück nach Deutschland kam.

2.) Der V-Mann Wilhelm Jordan (Hannes Jaenicke) soll Teil einer Vertuschungsaktion der Behörden gewesen sein, nachdem sich Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in der „Todesnacht von Stammheim“ in ihren Gefängniszellen das Leben nahmen. Eine fiktive Verschwörungstheorie?

Zumindest gibt es auch in der Realität mehr als genug Menschen, die an der offiziellen Version der „Todesnacht von Stammheim“ zweifeln oder gezweifelt haben. Auch Dominik Graf scheint nach seinen Recherchen zumindest nicht ohne Zweifel geblieben zu sein: „Das Thema wurde überwiegend einseitig aufgearbeitet“, sagt der „Tatort“-Regisseur über die RAF-Zeit, „viel zu viel Schlamperei und Vertuschung der staatlichen Behörden wurde und wird bei uns nach wie vor unter den Teppich gekehrt.“

Zur Vorgeschichte: Am 18. Oktober 1977 begehen die RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Gefängnis Stuttgart-Stammheim Suizid. Zuvor hat die RAF Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer entführt, um deren Freilassung zu erwirken.

Doch der Staat lässt sich nicht erpressen. Auch nicht von den Palästinensern, die die Lufthansa-Maschine „Landshut“ entführen und später von der Eliteeinheit GSG 9 in Mogadischu (Somalia) ausgeschaltet werden. Die RAF tötet Schleyer – dann folgt der dreifache Suizid.

Laut offiziellem Ermittlungsergebnis hatte einer der RAF-Anwälte die Tatwaffen in den Hochsicherheitstrakt geschmuggelt – so wie im „Tatort“ beschrieben. Das spätere RAF-Mitglied Volker Speitel hatte bei dem Anwalt gearbeitet und schilderte den Schmuggel später als Kronzeuge.

Zweifler halten dennoch für denkbar, dass Baader und Co. ermordet worden sind bzw. von staatlicher Seite zumindest nicht vom Selbstmord abgehalten wurden. Die Pläne seien durch Abhören der Zellen ja bekannt gewesen, so der Vorwurf. Solche Abhörmaßnahmen wurden aber stets dementiert.

Die Geschichte der Roten Armee Fraktion

Der Kampf gegen die Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) war die bisher größte Belastungsprobe für die Bundesrepublik Deutschland. 34 Morde gehen auf das Konto der RAF, dazu zahlreiche Banküberfälle und Sprengstoffattentate. Einer der führenden Köpfe war Andreas Baader (Foto).
Der Kampf gegen die Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) war die bisher größte Belastungsprobe für die Bundesrepublik Deutschland. 34 Morde gehen auf das Konto der RAF, dazu zahlreiche Banküberfälle und Sprengstoffattentate. Einer der führenden Köpfe war Andreas Baader (Foto). © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Nach Baaders Befreiung aus der Haft gründete er im Mai 1970 die linksextremistische Terrorgruppe zusammen mit Gudrun Ensslin, Horst Mahler, Ulrike Meinhof (Foto) und anderen. Die Gruppe wurde zunächst als „Baader-Meinhof-Bande“ bezeichnet, Mitte der 70er-Jahre setzte sich der selbstgewählte, auf die sowjetische Rote Armee bezogene Name „Rote Armee Fraktion“ durch.
Nach Baaders Befreiung aus der Haft gründete er im Mai 1970 die linksextremistische Terrorgruppe zusammen mit Gudrun Ensslin, Horst Mahler, Ulrike Meinhof (Foto) und anderen. Die Gruppe wurde zunächst als „Baader-Meinhof-Bande“ bezeichnet, Mitte der 70er-Jahre setzte sich der selbstgewählte, auf die sowjetische Rote Armee bezogene Name „Rote Armee Fraktion“ durch. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Bereits 1968 hatten Baader und Ensslin zwei Kaufhäuser in Brand gesetzt. Sie wurden gefasst und vor Gericht gestellt. Dort wurden sie von Mahler als Anwalt vertreten, Meinhof nahm als Reporterin am Prozess teil. Die Führungsriege der sogenannten ersten RAF-Generation kam so zum ersten Mal zusammen.
Bereits 1968 hatten Baader und Ensslin zwei Kaufhäuser in Brand gesetzt. Sie wurden gefasst und vor Gericht gestellt. Dort wurden sie von Mahler als Anwalt vertreten, Meinhof nahm als Reporterin am Prozess teil. Die Führungsriege der sogenannten ersten RAF-Generation kam so zum ersten Mal zusammen. © imago stock&people | imago stock&people
Die RAF verstand sich als Stadtguerilla, die sich gegen Kapitalismus, die parlamentarische Demokratie und bürgerliche Lebensformen wandte. Beeinflusst wurde sie von der Westdeutschen Studentenbewegung der 60er-Jahre, aus der die außerparlamentarische Opposition (APO) hervorging. Dass am 2. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde (das Foto zeigt Ohensorgs Beerdigung), ließ die Situation weiter eskalieren.
Die RAF verstand sich als Stadtguerilla, die sich gegen Kapitalismus, die parlamentarische Demokratie und bürgerliche Lebensformen wandte. Beeinflusst wurde sie von der Westdeutschen Studentenbewegung der 60er-Jahre, aus der die außerparlamentarische Opposition (APO) hervorging. Dass am 2. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde (das Foto zeigt Ohensorgs Beerdigung), ließ die Situation weiter eskalieren. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Auch das Attentat auf Rudi Dutschke, den Wortführer der Studentenbewegung, am 11. April 1968 hat wohl dazu beigetragen, dass sich innerhalb der APO ein militanter Teil entwickelte. Nach dem Zerfall der Bewegung 1969 fand diese Radikalität ihren Ausdruck in der RAF.
Auch das Attentat auf Rudi Dutschke, den Wortführer der Studentenbewegung, am 11. April 1968 hat wohl dazu beigetragen, dass sich innerhalb der APO ein militanter Teil entwickelte. Nach dem Zerfall der Bewegung 1969 fand diese Radikalität ihren Ausdruck in der RAF. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Im Mai 1972 starteten die Terroristen um Ulrike Meinhof eine Offensive mit mehreren Anschlägen in deutschen Städten, unter anderem auf die Polizei in Augsburg und München. Vier Menschen kamen dabei ums Leben. Schon kurze Zeit später fassten die Ermittler Andreas Baader – Ulrike Meinhof wurde zwei Wochen nach ihm verhaftet.
Im Mai 1972 starteten die Terroristen um Ulrike Meinhof eine Offensive mit mehreren Anschlägen in deutschen Städten, unter anderem auf die Polizei in Augsburg und München. Vier Menschen kamen dabei ums Leben. Schon kurze Zeit später fassten die Ermittler Andreas Baader – Ulrike Meinhof wurde zwei Wochen nach ihm verhaftet. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Bis Ende Juni 1972 befand sich die komplette Führungsriege der ersten RAF-Generation in Haft.
Bis Ende Juni 1972 befand sich die komplette Führungsriege der ersten RAF-Generation in Haft. © imago | imago
Wichtigstes Ziel der zweiten RAF-Generation um Siegfried Haag und Roland Mayer war es, die inhaftierte erste Generation zu befreien. Dafür brauchten sie Druckmittel.
Wichtigstes Ziel der zweiten RAF-Generation um Siegfried Haag und Roland Mayer war es, die inhaftierte erste Generation zu befreien. Dafür brauchten sie Druckmittel. © imago stock&people | imago stock&people
Also gingen die Terroristen dazu über, Geiseln zu nehmen. Erstes Opfer war der Berliner CDU-Spitzenkandidat Peter Lorenz.
Also gingen die Terroristen dazu über, Geiseln zu nehmen. Erstes Opfer war der Berliner CDU-Spitzenkandidat Peter Lorenz. © imago stock&people | imago stock&people
Die Entführung ereignete sich am 27. Februar 1975, als der Politiker mit dem Auto auf dem Weg ins Büro war. Zwei Männer und eine Frau stoppten den Wagen, schlugen seinen Fahrer nieder und entführten Lorenz. Anschließend forderten sie die Freilassung inhaftierter Terroristen. Unter anderem kam Verena Becker frei. Es sollte das einzige Mal bleiben, dass die Regierung auf einen Erpressungsversuch der RAF einging.
Die Entführung ereignete sich am 27. Februar 1975, als der Politiker mit dem Auto auf dem Weg ins Büro war. Zwei Männer und eine Frau stoppten den Wagen, schlugen seinen Fahrer nieder und entführten Lorenz. Anschließend forderten sie die Freilassung inhaftierter Terroristen. Unter anderem kam Verena Becker frei. Es sollte das einzige Mal bleiben, dass die Regierung auf einen Erpressungsversuch der RAF einging. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Am 4. April 1975 nahm die RAF Geiseln in der deutschen Botschaft in Stockholm. Zwei Diplomaten wurden getötet. Als ein Sprengsatz aus Versehen detonierte, starben auch zwei Terroristen.
Am 4. April 1975 nahm die RAF Geiseln in der deutschen Botschaft in Stockholm. Zwei Diplomaten wurden getötet. Als ein Sprengsatz aus Versehen detonierte, starben auch zwei Terroristen. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Am 9. Mai 1976 starb Ulrike Meinhof. Sie erhängte sich mit einem in Streifen gerissenen Handtuch an ihrem Zellenfenster in der JVA Stuttgart-Stammheim.
Am 9. Mai 1976 starb Ulrike Meinhof. Sie erhängte sich mit einem in Streifen gerissenen Handtuch an ihrem Zellenfenster in der JVA Stuttgart-Stammheim. © imago | imago
1977 sollte als blutigstes Jahr in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen. Es begann mit der Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback am 7. April. Er wurde zusammen mit seinem Fahrer Wolfgang Göbel und dem Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft Georg Wurster in seinem Wagen erschossen. Wer die Tat begangen hat, ist bis heute unklar.
1977 sollte als blutigstes Jahr in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen. Es begann mit der Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback am 7. April. Er wurde zusammen mit seinem Fahrer Wolfgang Göbel und dem Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft Georg Wurster in seinem Wagen erschossen. Wer die Tat begangen hat, ist bis heute unklar. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Am 30. Juli 1977 folgte der Mord an Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG. Weil das RAF-Mitglied Susanne Albrecht persönlich mit ihm bekannt war, lud er sie zu sich nach Hause ein. Sie erschien mit Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, um ihn zu entführen. Doch als sich Ponto wehrte, schossen Mohnhaupt und Klar auf ihn. Er starb im Krankenhaus.
Am 30. Juli 1977 folgte der Mord an Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG. Weil das RAF-Mitglied Susanne Albrecht persönlich mit ihm bekannt war, lud er sie zu sich nach Hause ein. Sie erschien mit Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, um ihn zu entführen. Doch als sich Ponto wehrte, schossen Mohnhaupt und Klar auf ihn. Er starb im Krankenhaus. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Seinen Höhepunkt erreichte der Linksterrorismus in Deutschland im sogenannten Deutschen Herbst im September und Oktober 1977. Der Präsident des Bundesverbandes der Arbeitgeber Hanns Martin Schleyer wurde am 5. September zunächst entführt.
Seinen Höhepunkt erreichte der Linksterrorismus in Deutschland im sogenannten Deutschen Herbst im September und Oktober 1977. Der Präsident des Bundesverbandes der Arbeitgeber Hanns Martin Schleyer wurde am 5. September zunächst entführt. © imago | imago
Die Terroristen überfielen Schleyer in seinem Auto und erschossen seine vier Begleiter.
Die Terroristen überfielen Schleyer in seinem Auto und erschossen seine vier Begleiter. © imago stock&people | imago stock&people
Ein Fahndungsblatt zeigt die Hauptverdächtigen Friederike Krabbe, Willy Peter Stoll und Rolf Clemens Wagner sowie die zur Tat benutzten Autos. Mit der Geiselnahme wollte man erneut alle inhaftierten RAF-Terroristen der ersten Generation freipressen.
Ein Fahndungsblatt zeigt die Hauptverdächtigen Friederike Krabbe, Willy Peter Stoll und Rolf Clemens Wagner sowie die zur Tat benutzten Autos. Mit der Geiselnahme wollte man erneut alle inhaftierten RAF-Terroristen der ersten Generation freipressen. © imago stock&people | imago stock&people
Als die Regierung nicht darauf einging, entführte die mit der RAF kooperierende Palästinensische Volksfront zur Befreiung Palästinas die Lufthansamaschine „Landshut“ am 13. Oktober 1977.
Als die Regierung nicht darauf einging, entführte die mit der RAF kooperierende Palästinensische Volksfront zur Befreiung Palästinas die Lufthansamaschine „Landshut“ am 13. Oktober 1977. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Die 86 Passagiere konnten am 18. Oktober durch einen GSG9-Einsatz befreit werden. Drei von vier Terroristen wurden erschossen. Der Pilot war bereits zuvor von den Geiselnehmern getötet worden.
Die 86 Passagiere konnten am 18. Oktober durch einen GSG9-Einsatz befreit werden. Drei von vier Terroristen wurden erschossen. Der Pilot war bereits zuvor von den Geiselnehmern getötet worden. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Heinz Wieseler
Die „Landshut“ befand sich bis 2017 auf dem Flugzeug-Friedhof des International Airport von Fortaleza in Brasilien.
Die „Landshut“ befand sich bis 2017 auf dem Flugzeug-Friedhof des International Airport von Fortaleza in Brasilien. © imago/Agencia EFE | imago stock&people
Nach der gescheiterten Geiselnahme tötete die RAF Hanns Martin Schleyer am 18. Oktober 1977. Seine Leiche legten die Terroristen in den Kofferraum eines Autos und teilten Medien den Standort im französischen Mülhausen mit. Doch es sollte noch mehr Tote geben.
Nach der gescheiterten Geiselnahme tötete die RAF Hanns Martin Schleyer am 18. Oktober 1977. Seine Leiche legten die Terroristen in den Kofferraum eines Autos und teilten Medien den Standort im französischen Mülhausen mit. Doch es sollte noch mehr Tote geben. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Die RAF-Spitze der ersten Generation beging noch am gleichen Tag kollektiven Selbstmord. Andreas Baader und Jan-Carl Raspe erschossen sich in ihren Zellen in der JVA Stammheim mit Waffen, die zuvor hineingeschmuggelt worden waren.
Die RAF-Spitze der ersten Generation beging noch am gleichen Tag kollektiven Selbstmord. Andreas Baader und Jan-Carl Raspe erschossen sich in ihren Zellen in der JVA Stammheim mit Waffen, die zuvor hineingeschmuggelt worden waren. © imago stock&people | imago stock&people
Gudrun Ensslin (r.) erhängte sich mit einem Kabel. Einen knappen Monat später, am 12. November 1977, tat es RAF-Gründungsmitglied Ingrid Schubert (l.) ihr gleich. Sie starb in ihrer Zelle in der JVA München.
Gudrun Ensslin (r.) erhängte sich mit einem Kabel. Einen knappen Monat später, am 12. November 1977, tat es RAF-Gründungsmitglied Ingrid Schubert (l.) ihr gleich. Sie starb in ihrer Zelle in der JVA München. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Auch Irmgard Möller hatte sich am 18. Oktober 1977 umbringen wollen. Sie fügte sich vier Herzstiche mit dem anstaltseigenen Besteckmesser zu. Sie waren aber nicht tödlich. Damit war Möller die einzige Überlebende der sogenannten Todesnacht von Stammheim.
Auch Irmgard Möller hatte sich am 18. Oktober 1977 umbringen wollen. Sie fügte sich vier Herzstiche mit dem anstaltseigenen Besteckmesser zu. Sie waren aber nicht tödlich. Damit war Möller die einzige Überlebende der sogenannten Todesnacht von Stammheim. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Großer Andrang bei der Beerdigung der drei RAF-Terroristen Baader, Ensslin und Raspe auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof am 28. Oktober 1977.
Großer Andrang bei der Beerdigung der drei RAF-Terroristen Baader, Ensslin und Raspe auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof am 28. Oktober 1977. © imago/Horst Rudel | imago stock&people
Etwa 1000 Polizisten bewachten die Beerdigung und kontrollierten die Teilnehmer.
Etwa 1000 Polizisten bewachten die Beerdigung und kontrollierten die Teilnehmer. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Nachdem die zweite RAF-Generation damit gescheitert war, die erste Generation freizupressen, konzentrierte sich die dritte Generation ab Mai 1982 auf ein neues Ziel: präzise geplante Angriffe und Kooperation mit anderen westeuropäischen linksextremistischen Gruppen. Von dieser Generation sind nur wenige Mitglieder bekannt. Zwischen 1985 und 1993 beging die RAF zehn Morde. Eines ihrer Opfer war der Diplomat Gerold von Braunmühl.
Nachdem die zweite RAF-Generation damit gescheitert war, die erste Generation freizupressen, konzentrierte sich die dritte Generation ab Mai 1982 auf ein neues Ziel: präzise geplante Angriffe und Kooperation mit anderen westeuropäischen linksextremistischen Gruppen. Von dieser Generation sind nur wenige Mitglieder bekannt. Zwischen 1985 und 1993 beging die RAF zehn Morde. Eines ihrer Opfer war der Diplomat Gerold von Braunmühl. © imago/Dieter Bauer | imago stock&people
Braunmühl wurde am 10. Oktober 1986 vor seinem Haus in Bonn-Ippendorf erschossen. Das Fluchtauto (Foto) fanden die Ermittler vier Tage später im Stadtteil Endenich. Als Tatwaffe wurde ein Revolver identifiziert, mit dem wahrscheinlich auch Hanns Martin Schleyer erschossen worden war.
Braunmühl wurde am 10. Oktober 1986 vor seinem Haus in Bonn-Ippendorf erschossen. Das Fluchtauto (Foto) fanden die Ermittler vier Tage später im Stadtteil Endenich. Als Tatwaffe wurde ein Revolver identifiziert, mit dem wahrscheinlich auch Hanns Martin Schleyer erschossen worden war. © imago/Dieter Bauer | imago stock&people
Am 30. November 1989 starb der Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, in Bad Homburg durch eine Bombe. Diese befand sich auf einem präparierten Fahrrad am Straßenrand. Herrhausens Fahrer wurde nur leicht verletzt. Die Täter konnte nicht ermittelt werden.
Am 30. November 1989 starb der Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, in Bad Homburg durch eine Bombe. Diese befand sich auf einem präparierten Fahrrad am Straßenrand. Herrhausens Fahrer wurde nur leicht verletzt. Die Täter konnte nicht ermittelt werden. © imago stock&people | imago stock&people
Am 27. Juli 1990 überlebte Staatssekretär Hans Neusel einen Bombenanschlag auf sein Auto an der Autobahnauffahrt Bonn-Auerberg.
Am 27. Juli 1990 überlebte Staatssekretär Hans Neusel einen Bombenanschlag auf sein Auto an der Autobahnauffahrt Bonn-Auerberg. © imago stock&people | imago stock&people
Das letzte Todesopfer der RAF war Detlev Karsten Rohwedder, Präsident der Treuhandanstalt. Er wurde am 1. April 1991 von einem Scharfschützen ermordet. Seine Ehefrau wurde verletzt. Am Tatort wurden Haare gefunden, die 2001 Wolfgang Grams zugeordnet werden konnten. Die Bundesanwaltschaft hielt dieses Indiz aber für nicht ausreichend, um den Terroristen als Tatverdächtigen zu benennen. Grams war bereits im Juni 1993 beim Versuch seiner Festnahme durch die GSG9 gestorben. Todesursache war ein aufgesetzter Kopfschuss. Die Umstände seines Todes sind nicht vollständig geklärt.
Das letzte Todesopfer der RAF war Detlev Karsten Rohwedder, Präsident der Treuhandanstalt. Er wurde am 1. April 1991 von einem Scharfschützen ermordet. Seine Ehefrau wurde verletzt. Am Tatort wurden Haare gefunden, die 2001 Wolfgang Grams zugeordnet werden konnten. Die Bundesanwaltschaft hielt dieses Indiz aber für nicht ausreichend, um den Terroristen als Tatverdächtigen zu benennen. Grams war bereits im Juni 1993 beim Versuch seiner Festnahme durch die GSG9 gestorben. Todesursache war ein aufgesetzter Kopfschuss. Die Umstände seines Todes sind nicht vollständig geklärt. © imago stock&people | imago stock&people
Anfang 1992 bot Bundesjustizminister Klaus Kinkel (r.) den RAF-Häftlingen Haftentlassung an, wenn im Gegenzug weitere illegale Aktionen unterblieben. Die RAF ging darauf ein. Gleichwohl verübten die Terroristen im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt, bei dem niemand verletzt wurde. Es war die letzte Aktion der Terrorgruppe. Am 20. April 1998 verkündete sie ihre Selbstauflösung in einem Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters. Seitdem trat die RAF nicht mehr in Erscheinung.
Anfang 1992 bot Bundesjustizminister Klaus Kinkel (r.) den RAF-Häftlingen Haftentlassung an, wenn im Gegenzug weitere illegale Aktionen unterblieben. Die RAF ging darauf ein. Gleichwohl verübten die Terroristen im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt, bei dem niemand verletzt wurde. Es war die letzte Aktion der Terrorgruppe. Am 20. April 1998 verkündete sie ihre Selbstauflösung in einem Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters. Seitdem trat die RAF nicht mehr in Erscheinung. © imago | imago
Einer der letzten Anschläge der RAF: Bomben zerstörten am 27. Maerz 1993 große Teile der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt westlich von Darmstadt (Hessen). Der damals noch nicht in Betrieb genommene Neubau einer Justizvollzugsanstalt war mit 200 Kilogramm Sprengstoff angegriffen worden. Die mit Haftbefehl gesuchten RAF-Mitglieder Daniela Klette und Volker Straub waren nach Erkenntnis der Ermittler am Terroranschlag beteiligt.
Einer der letzten Anschläge der RAF: Bomben zerstörten am 27. Maerz 1993 große Teile der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt westlich von Darmstadt (Hessen). Der damals noch nicht in Betrieb genommene Neubau einer Justizvollzugsanstalt war mit 200 Kilogramm Sprengstoff angegriffen worden. Die mit Haftbefehl gesuchten RAF-Mitglieder Daniela Klette und Volker Straub waren nach Erkenntnis der Ermittler am Terroranschlag beteiligt. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
Die RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Hubert Garweg und Daniela Klette auf Fahndungsfotos des LKA Niedersachsen. Die drei Mitglieder der dritten RAF-Generation leben seit 1990 im Untergrund. 1998 erklärten andere Mitglieder der Terrorgruppe die Auflösung der RAF, weil ihre Mission gescheitert sei.
Die RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Hubert Garweg und Daniela Klette auf Fahndungsfotos des LKA Niedersachsen. Die drei Mitglieder der dritten RAF-Generation leben seit 1990 im Untergrund. 1998 erklärten andere Mitglieder der Terrorgruppe die Auflösung der RAF, weil ihre Mission gescheitert sei. © BKA | BKA
Diese Szene stammt aus dem „Tatort: Der rote Schatten
Diese Szene stammt aus dem „Tatort: Der rote Schatten" vom 15. Oktober 2017 – ist aber empfindlich nah an der Realität. Offenbar um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, überfielen die untergetauchten Ex-RAF-Mitglieder Staub, Garweg und Klette mehrere Geldtransporter und Supermärkte. Der letzte Überfall, der ihnen zugeschrieben wird, datiert vom 25. Juni 2016. Das Trio soll an diesem Tag einen Geldtransporter in Cremlingen östlich von Braunschweig (Niedersachsen). © ARD | ARD
40 Jahre nach ihrer Entführung wurde die ehemalige Lufthansa-Maschine „Landshut“ nach zurück Deutschland geholt. Im Innenraum einer russischen Transportmaschine Antonow kam sie am 23. September 2017 auf dem Flughafen von Friedrichshafen (Baden-Württemberg) an. Nun soll sie im Dornier-Museum Friedrichshafen ausgestellt werden.
40 Jahre nach ihrer Entführung wurde die ehemalige Lufthansa-Maschine „Landshut“ nach zurück Deutschland geholt. Im Innenraum einer russischen Transportmaschine Antonow kam sie am 23. September 2017 auf dem Flughafen von Friedrichshafen (Baden-Württemberg) an. Nun soll sie im Dornier-Museum Friedrichshafen ausgestellt werden. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Das Erbe der RAF beschäftigt die Sicherheitsbehörden aber auch heute noch: nach den RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Hubert Garweg und Daniela Klette wird nach wie vor gefahndet. Auf Hinweise, die zu ihrer Ergreifung führen, sind hohe Belohnungen ausgesetzt. Experten vermuten, dass sie sich ins Ausland abgesetzt haben und nur für ihre Überfällle nach Deutschland zurückkehren.
Das Erbe der RAF beschäftigt die Sicherheitsbehörden aber auch heute noch: nach den RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Hubert Garweg und Daniela Klette wird nach wie vor gefahndet. Auf Hinweise, die zu ihrer Ergreifung führen, sind hohe Belohnungen ausgesetzt. Experten vermuten, dass sie sich ins Ausland abgesetzt haben und nur für ihre Überfällle nach Deutschland zurückkehren. © BKA | BKA
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2012 präsentierte Gudrun Ensslins Bruder das angebliche Vernehmungsprotokoll eines JVA-Beamten, der darin angibt, in der Tatnacht von einem unbekannten Anrufer aus dem Hochsicherheitstrakt abberufen worden zu sein – auch diese Geschichte wird im „Tatort“ erzählt. Das Schreiben wurde in der Realität schließlich aber als unecht eingestuft.

Dennoch halten sich Gerüchte, die Ermittlungsarbeit nach der „Todesnacht von Stammheim“ sei nicht sauber gewesen, die Wahrheit sei vertuscht worden. Belege dafür gibt es allerdings nicht, weswegen diese Vorwürfe für viele schlichtweg Verschwörungstheorien sind.

3.) Wilhelm Jordan begeht als V-Mann Straftaten, wird aber über Jahre hinweg vom Verfassungsschutz gedeckt. Geraten V-Männer wirklich so leicht außer Kontrolle?

Die Diskussion um V-Leute ist aktueller denn je, nachdem auch im NSU-Skandal jede Menge dubiose Verstrickungen von den Spitzeln öffentlich wurden und ihr Einsatz am Ende mehr Probleme als Lösungen brachte. Dass dieses Problem kein neues ist, zeigt auch der Rückblick auf die RAF-Zeit.

Peter Urbach zum Beispiel, auch „S-Bahn-Peter“ genannt, arbeitete in den späten 1960er Jahren für den Berliner Verfassungsschutz. Auf seine Aussagen geht die erste Verhaftung von Andreas Baader 1970 zurück, auch gegen Horst Mahler sagte er später aus.

Siegfried Buback: Das RAF-Attentat von 1977

Am 7. April 1977 wurde Generalbundesanwalt Siegfried Buback von Mitgliedern der Roten Armee Fraktion (RAF) erschossen. Die Linksextremisten starteten damit ihre „Offensive 77“. Es folgte das blutigste Jahr des deutschen Terrors.
Am 7. April 1977 wurde Generalbundesanwalt Siegfried Buback von Mitgliedern der Roten Armee Fraktion (RAF) erschossen. Die Linksextremisten starteten damit ihre „Offensive 77“. Es folgte das blutigste Jahr des deutschen Terrors. © imago | imago
Als Generalbundesanwalt war Buback mit der Aufklärung und Ahndung der RAF-Taten betraut gewesen.
Als Generalbundesanwalt war Buback mit der Aufklärung und Ahndung der RAF-Taten betraut gewesen. © imago | imago
Bundesweite Bekanntheit erlangte er aber bereits, als er in der Spiegel-Affäre die Ermittlungen gegen das Magazin und seinen Herausgeber Rudolf Augstein wegen Landesverrats leitete. Zudem war Buback führender Ermittler in der Guillaume-Affäre, die 1974 zum Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt führte.
Bundesweite Bekanntheit erlangte er aber bereits, als er in der Spiegel-Affäre die Ermittlungen gegen das Magazin und seinen Herausgeber Rudolf Augstein wegen Landesverrats leitete. Zudem war Buback führender Ermittler in der Guillaume-Affäre, die 1974 zum Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt führte. © imago | imago
Die tödlichen Schüsse fielen, während Buback mit seinem Dienstwagen auf dem Weg zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe war. An einer roten Ampel hielt ein Motorrad mit zwei Personen neben dem Mercedes. Eine von ihnen feuerte 15 Schüsse auf den Wagen.
Die tödlichen Schüsse fielen, während Buback mit seinem Dienstwagen auf dem Weg zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe war. An einer roten Ampel hielt ein Motorrad mit zwei Personen neben dem Mercedes. Eine von ihnen feuerte 15 Schüsse auf den Wagen. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Buback und sein Fahrer Wolfgang Göbel starben noch am Tatort. Georg Wurster, der Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft, der sich auf dem Rücksitz befand, erlag sechs Tage später, am 13. April 1977, seinen Verletzungen.
Buback und sein Fahrer Wolfgang Göbel starben noch am Tatort. Georg Wurster, der Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft, der sich auf dem Rücksitz befand, erlag sechs Tage später, am 13. April 1977, seinen Verletzungen. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Auf der Trauerfeier für den Generalbundesanwalt und seine Eskorte nannte Bundeskanzler Helmut Schmidt das Attentat einen Angriff auf den Rechtsstaat als Ganzes.
Auf der Trauerfeier für den Generalbundesanwalt und seine Eskorte nannte Bundeskanzler Helmut Schmidt das Attentat einen Angriff auf den Rechtsstaat als Ganzes. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Terrorgegner bei einem Schweigemarsch für Buback in Karlsruhe.
Terrorgegner bei einem Schweigemarsch für Buback in Karlsruhe. © imago/Horst Rudel | imago stock&people
Unter dem Pseudonym Göttinger Mescalero schrieb 1977 ein Autor in der Studentenzeitung „Göttinger Nachrichten“ einen Buback-Nachruf, in dem er zunächst seine „klammheimliche Freude“ über die Ermordung äußerte, dann aber eine Argumentation gegen politische Morde entwickelte.
Unter dem Pseudonym Göttinger Mescalero schrieb 1977 ein Autor in der Studentenzeitung „Göttinger Nachrichten“ einen Buback-Nachruf, in dem er zunächst seine „klammheimliche Freude“ über die Ermordung äußerte, dann aber eine Argumentation gegen politische Morde entwickelte. © imago/Eckhard Stengel | imago stock&people
Der Text führte nicht nur zu heftigen öffentlichen Diskussionen, Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten auch das AStA-Gebäude der Uni Göttingen. Die Strafermittler suchten nach Hinweisen auf den anonymen Verfasser.
Der Text führte nicht nur zu heftigen öffentlichen Diskussionen, Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten auch das AStA-Gebäude der Uni Göttingen. Die Strafermittler suchten nach Hinweisen auf den anonymen Verfasser. © imago/Eckhard Stengel | imago stock&people
Studenten demonstrierten auf dem Campus der Uni gegen die Durchsuchungsaktionen im AStA-Gebäude, in Studentenwohnungen und in Druckereien.
Studenten demonstrierten auf dem Campus der Uni gegen die Durchsuchungsaktionen im AStA-Gebäude, in Studentenwohnungen und in Druckereien. © imago/Eckhard Stengel | imago stock&people
Der Göttinger Buback-Nachruf führte zu einem Strafprozess. Vor dem Göttinger Landgericht protestierten im März 1978 Menschen mit einem Fackelzug. Letztendlich wurden zwei Redakteure der Studentenzeitung wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und wegen Verunglimpfung des Staates zu Geldstrafen verurteilt.
Der Göttinger Buback-Nachruf führte zu einem Strafprozess. Vor dem Göttinger Landgericht protestierten im März 1978 Menschen mit einem Fackelzug. Letztendlich wurden zwei Redakteure der Studentenzeitung wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und wegen Verunglimpfung des Staates zu Geldstrafen verurteilt. © imago/Eckhard Stengel | imago stock&people
Eine Gedenktafel in der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe erinnert an die Ermordung, die bis heute nicht aufgeklärt ist. Als Täter verurteilt wurden bis 2016 die früheren RAF-Terroristen Christian Klar, Knut Folkerts und Brigitte Mohnhaupt. Ihre Täterschaft wurde aber durch neue Veröffentlichungen in Frage gestellt. 2012 wurde die ehemalige Terroristin Verena Becker zu vier Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord verurteilt. 2014 setzte ein Gericht die Strafe zur Bewährung aus.
Eine Gedenktafel in der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe erinnert an die Ermordung, die bis heute nicht aufgeklärt ist. Als Täter verurteilt wurden bis 2016 die früheren RAF-Terroristen Christian Klar, Knut Folkerts und Brigitte Mohnhaupt. Ihre Täterschaft wurde aber durch neue Veröffentlichungen in Frage gestellt. 2012 wurde die ehemalige Terroristin Verena Becker zu vier Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord verurteilt. 2014 setzte ein Gericht die Strafe zur Bewährung aus. © imago stock&people | imago stock&people
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Umstritten ist Urbach deswegen, weil er dazu beitrug, dass sich die erste RAF-Generation bewaffnete. Nachweislich lieferte er Molotow-Cocktails, Schusswaffen und Bombenmaterial an die Terroristen. Inwieweit diese Eskalation von Behörden lanciert wurde, ist Gegenstand vieler Spekulationen.

Nach seiner Aussage gegen Mahler und seiner Enttarnung wurde er vom Verfassungsschutz außer Landes geschafft und mit neuer Identität ausgestattet. Angeblich soll er 2011 in den USA verstorben sein. Aber auch das wird bezweifelt – wie so vieles, das im Zusammenhang mit seiner Arbeit als V-Mann steht.

Für ebenso viel Wirbel sorgte Siegfried „Siggi“ Nonne, der Ender 1980er und Anfang der 1990er als V-Mann des hessischen Verfassungsschutzes geführt wurde. Nach der Ermordung des Bank-Managers Alfred Herrhausen im November 1989 wurde Nonne, der der linksradikalen Szene angehörte, als Kronzeuge präsentiert.

Im Stuttgarter „Tatort“ lebt die RAF auf

Im „Tatort: Der rote Schatten“ wird Christoph Heider (Oliver Reinhard) von der Straße gedrängt. Nach dem Unfall findet die Polizei in seinem Kofferraum die Leiche seiner Frau und nimmt ihn in Gewahrsam.
Im „Tatort: Der rote Schatten“ wird Christoph Heider (Oliver Reinhard) von der Straße gedrängt. Nach dem Unfall findet die Polizei in seinem Kofferraum die Leiche seiner Frau und nimmt ihn in Gewahrsam. © SWR | Julia von Vietinghoff
Christoph Heider (Oliver Reinhard) wollte die Leiche seiner Frau, die schon in Deutschland obduziert worden war, in Frankreich erneut untersuchen lassen – er glaubt nicht an eine natürliche Todesursache.
Christoph Heider (Oliver Reinhard) wollte die Leiche seiner Frau, die schon in Deutschland obduziert worden war, in Frankreich erneut untersuchen lassen – er glaubt nicht an eine natürliche Todesursache. © SWR | Julia von Vietinghoff
Die Kommissare Lannert (Richy Müller, Mitte) und Bootz (Felix Klare) erreichen den Tatort und informieren sich bei einer Kollegin (Julischka Eichel).
Die Kommissare Lannert (Richy Müller, Mitte) und Bootz (Felix Klare) erreichen den Tatort und informieren sich bei einer Kollegin (Julischka Eichel). © SWR | Julia von Vietinghoff
Staatsanwältin Emilie Álvarez hat klare Order von ihren Vorgesetzten, den Fall Heider ruhen zu lassen. Aber warum?
Staatsanwältin Emilie Álvarez hat klare Order von ihren Vorgesetzten, den Fall Heider ruhen zu lassen. Aber warum? © SWR | Sabine Hackenberg
Heider (Oliver Reinhard) wird bald von Bootz (Felix Klare) entlassen. Der Witwer erzählt den Ermittlern vorher, dass er glaubt, dass der neue Mann seiner Frau für den Mord verantwortlich ist.
Heider (Oliver Reinhard) wird bald von Bootz (Felix Klare) entlassen. Der Witwer erzählt den Ermittlern vorher, dass er glaubt, dass der neue Mann seiner Frau für den Mord verantwortlich ist. © SWR | Sabine Hackenberg
Wilhelm Jordan (Hannes Jaenicke) war der Neue im Leben von Christoph Heiders Frau – und hat eine dubiose Vergangenheit als V-Mann zur RAF-Zeit.
Wilhelm Jordan (Hannes Jaenicke) war der Neue im Leben von Christoph Heiders Frau – und hat eine dubiose Vergangenheit als V-Mann zur RAF-Zeit. © SWR | Sabine Hackenberg
Der junge Wilhelm Jordan (Elias Popp, Mitte) – welche Rolle spielte er in den 1970ern?
Der junge Wilhelm Jordan (Elias Popp, Mitte) – welche Rolle spielte er in den 1970ern? © dpa
Thorsten Lannert (Richy Müller) sammelt Informationen über die Aktivitäten des Verfassungsschutzes im Herbst 1977 – der Hochzeit der RAF-Terroristen.
Thorsten Lannert (Richy Müller) sammelt Informationen über die Aktivitäten des Verfassungsschutzes im Herbst 1977 – der Hochzeit der RAF-Terroristen. © SWR | Sabine Hackenberg
Der Journalist Kravitz (Christoph Hofrichter) weiß mehr – Thorsten Lannert (Richy Müller) befragt ihn nach der Vergangenheit von Wilhelm Jordan.
Der Journalist Kravitz (Christoph Hofrichter) weiß mehr – Thorsten Lannert (Richy Müller) befragt ihn nach der Vergangenheit von Wilhelm Jordan. © SWR | Sabine Hackenberg
Wilhelm Jordan (Hannes Jaenicke) trifft sich mit Astrid Frühwein (Heide Trainker), die in seinem Leben schon lange eine wichtige, aber geheimgehaltene Rolle spielt.
Wilhelm Jordan (Hannes Jaenicke) trifft sich mit Astrid Frühwein (Heide Trainker), die in seinem Leben schon lange eine wichtige, aber geheimgehaltene Rolle spielt. © SWR | Julia von Vietinghoff
Schon früher kämpften die beiden Seite an Seite für ihre Übnerzeugungen.
Schon früher kämpften die beiden Seite an Seite für ihre Übnerzeugungen. © dpa
40 Jahre liegen der Deutsche Herbst und die Todesnacht von Stammheim zurück. Die Folgen dieser traumatischen Zeit beeinflussen den aktuellen Fall der Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz.
40 Jahre liegen der Deutsche Herbst und die Todesnacht von Stammheim zurück. Die Folgen dieser traumatischen Zeit beeinflussen den aktuellen Fall der Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz. © SWR | Sabine Hackenberg
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Nonne belastete sich selbst, Christoph Seidler, Andrea Klump und zwei weitere Männer, die ihm nur als Stefan und Peter bekannt gewesen sein sollen. Haftbefehle wurden erlassen, dann aber widerrief Nonne seine Aussagen in einer WDR-Sendung vor laufender Kamera. Er sei von Verfassungsschützern zu der Aussage gezwungen worden, sagte er aus.

Es folgte ein Hin und Her, zwischenzeitlich wurde an der Glaubwürdigkeit seiner ersten Aussage durch den Generalbundesanwalt festgehalten, bis am Ende doch alle Haftbefehle fallen gelassen wurden.