Ermittlerin Schwarz gerät im „Bozen“-Krimi in eine emotionale Ausnahmesituation. Der Fokus der Handlung ist jedoch schlecht gewählt.

Auf dem Figurenschachbrett klassischer Krimiserien gibt es für Frauen oft nur zwei Positionen: Entweder dürfen sie sich von den bösen Jungs in der Opferrolle übers Spielfeld treiben lassen. Oder sie sind als Ermittlerinnen so durchsetzungsstark, dass es schon übertrieben wirkt. Eine Ausnahme ist der „Bozen“-Krimi.

Ob hier nun eine Frau oder ein Mann an der Spitze steht, scheint bei der lebensnahen Kommissarin Sonja Schwarz (Chiara Schoras) keinen Unterschied auszumachen. Zumindest auf den ersten Blick. Doch nach und nach zeigt sich, dass Autor und Regisseur Thorsten Näter „Frau Commissario“ nicht ganz klischee frei zeigen will. Und so muss Ermittlerin Schwarz dann doch eine Reihe Gefühlsausbrüche durchleiden, bevor sie sich dem Fall der toten Erntehelferin widmen kann.

Schon in letzter Folge hatte Ermittlerin ihren Ehemann verloren

Nachdem in der letzten Folge ihr Ehemann bei einem Anschlag sein Leben verlor, muss sie sich diesmal Sorgen um ihre Stieftochter machen: Auf dem Heimweg wird die 17-jährige Laura nämlich von Schwarz’ Erzfeind als Geisel genommen.

Der durch ihren Einsatz gestürzte Politiker und Hotelier Keller (Heio von Stetten) hofft durch die Entführung, seine Frau Charlotte (Julia Stemberger), die im Gefängnis sitzt, freipressen zu können. Charlotte wurde von Mitinsassinnen verprügelt – im Auftrag des Gastronomen und Cosa-Nostra-Statthalters Rossi (starker Auftritt von Thomas Sarbacher).

Spektakulärer Schauplatz in einer Festung bei Brixen

Die komplexe Handlung zu verfolgen, ist nicht ganz einfach. Denn für Neueinsteiger gibt es in der fünften Folge keinen „Was bisher geschah“-Vorspann. Fans der Reihe müssen ein gutes Gedächtnis haben, wurde Episode vier doch bereits im Januar gesendet. Und dann führt der Regisseur eine weitere mysteriöse, wenngleich interessante Figur ein: die römische Anti-Mafia-Ermittlerin Carla Pisani, die Jeanette Hain („Die Pfeiler der Macht“) furchteinflößend zielstrebig erscheinen lässt.

Spektakulär ist auf alle Fälle ein Schauplatz, auf dem die Entführung Lauras schließlich in einen furiosen Showdown mündet: Keller hält die Jugendliche in einer historischen Festung bei Brixen in Südtirol gefangen. Und auf dem labyrinthartigen Gelände kommt es zu Szenen, die fast wie aus einem Albtraum wirken.

Fazit: Schöne Kulisse, aber letztlich krankt der Film daran, dass die Mördersuche nur Nebenschauplatz bleibt. Wie gut, dass wenigstens die Kommissarin überzeugt.

ARD, Donnerstag, 12. Oktober, 20.15 Uhr