Hamburg. Viel Arbeit für wenig Geld. Eine halbe Stunde widmet eine ZDF-Doku Landwirten, die ihren Hof der nächsten Generation übergeben wollen.

Feierabend ist, wenn alles erledigt ist – also im Grunde nie: So kennt es Tobias von seinen Eltern. Und so will er auf keinen Fall weitermachen. Er will geregelte Arbeitszeiten und einen vertretbaren Lohn. Auf einem Bauernhof? Sein Vater Bernhard schüttelt erstaunt den Kopf.

Eine halbe Stunde widmet das ZDF am Dienstagabend Landwirten, die ihren Hof der nächsten Generation übergeben wollen. Ulrike Baur hat für die Dokumentation „37 Grad: Feierabend, Bauer!“ Menschen auf zwei Höfen begleitet. Bernhard und Birgit etwa, die mit Gefühlen zwischen Misstrauen und Bewunderung die neuen Ansprüche ihres Sohnes Tobias und seiner Freundin beobachten.

Die recht jungen Altbauern verstehen, dass die Kinder nicht mehr wie früher „nur für den Betrieb“ da sein wollen. Aber eine Arbeitsstunden-App? Und Klagen über sechs Euro Stundenlohn? Sie selbst haben nie Stunden aufgeschrieben. Wenn Geld übrig blieb, wurde es investiert. „Und fürs Private hat das meist auch noch gereicht.“

Bauern haben viel Arbeit für wenig Geld

Die viele Arbeit, das wenige Geld: Dass Bauern Schwierigkeiten haben, den Hof an einen Nachfolger zu übergeben, ist bekannt. Viele Erben finden wegen der harten Bedingungen keinen Partner, oder es ist ihnen selbst zu viel. Wer keine Kinder hat – wie bei dem zweiten Beispiel des Films –, der muss noch andere Lösungen finden. Dorothea und Christoph (Nachnamen kommen hier nicht vor) betreiben seit 30 Jahren einen Biohof am Stadtrand von Stuttgart. Keine Kinder.

Glück für den Hoferben: Marisa ist bereit, mit ihrem Freund Tobias den Milchviehbetrieb weiterzuführen.
Glück für den Hoferben: Marisa ist bereit, mit ihrem Freund Tobias den Milchviehbetrieb weiterzuführen. © ZDF und Harald Schmuck | Harald Schmuck

Der junge Landwirt Lukas aus Nordrhein-Westfalen soll es nun richten – dessen Frau ist Musikerin. Zweimal die Woche kocht sie für alle Hofmitarbeiter, und sie spielt auf dem Sommerfest Geige. Mehr Einsatz ist noch nicht geplant, deshalb sucht der Nachfolger schon nach einem Zweiten, zum Teilen der Arbeit. Altbauer Christoph kämpft derweil damit, dass er plötzlich von einem, der noch nicht einmal 30 ist, Arbeitsaufträge annehmen muss. Er hat es selbst so gewollt, aber schwierig ist es trotzdem.

Konflikte werden in der Doku nicht ausreichend gezeigt

Das müssen auch Bernhard und sein Sohn Tobias erfahren. Denn der hat klare Vorstellungen davon, wie es laufen soll. Auch über die Arbeitszeit hinaus. Ein neuer Stall wurde gebaut, das Neueste vom Neuen; Melkroboter, digitale Datensammlung rund um die 70 Milchkühe, Videoüberwachung im Stall mit Direktübertragung aufs Smartphone.

So kann Tobias, dessen weitere Bedingung war, dass er mit seiner Freundin eine eigene Wohnung außerhalb des Hofes bewohnt, von zu Hause auf dem Sofa aus noch den Überblick behalten. Das bedeutet aber auch: 500.000 Euro Schulden. Und einen Jungbauern, der fleißig reinredet und an jahrzehntelangen Gewohnheiten rüttelt.

Sein Vater Bernhard staunt immer wieder. Aber vieles findet er selbst gut. Und wenn sie beide zusammenarbeiten, können er und seine Frau Birgit sogar am Sonnabendabend mal ein Bier trinken gehen. Ganz was Neues.

Fazit: Es ist ein spannendes Thema, allerdings werden die Konflikte nicht gezeigt, es wird lediglich davon erzählt. Das hält die Zuschauer auf Distanz.

ZDF, Dienstag, 10. Oktober, 22.15 Uhr