Freiburg. Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner sind die neuen „Tatort“-Ermittler im Schwarzwald. Ihr erster Fall ist düster und klug inszeniert.

Es ist ihr erster Fall. Und er führt sie an ihre Grenzen. Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner sind das neue „Tatort“-Team. Die beiden Kommissare ermitteln für die Krimireihe der ARD im Schwarzwald. Statt Frieden und Urlaubsromantik erwartet sie dort Mord und Totschlag.

Premiere hat das Schwarzwald-Duo an diesem Sonntag, 20.15 Uhr, im Ersten. Es geht um Waffenhändler und ein totes Kind. Es ist ein düsterer und klug inszenierter Fall.

„Goldbach“ ist der Titel des 90-Minuten-Krimis, mit dem Löbau (45) und Wagner (48) als „Tatort“-Ermittler ihren Einstand geben. Goldbach heißt ein fiktives, kleines, idyllisches Schwarzwalddorf.

Elfjährige wird erschossen

In einem Wald dort wird ein elfjähriges Mädchen erschossen, ein Nachbarsjunge verschwindet. Nur ein Junge kehrt heim, doch der schweigt. Die drei Kinder waren gemeinsam zum Spielen gegangen. In der Nähe der Leiche, versteckt im Waldboden, findet die Polizei bei der Spurensuche ein rätselhaftes, illegales Waffendepot.

„Da zieht man hierher an den Arsch der Welt und denkt, es ist gut. Und dann liegt dein Kind tot im Wald“, sagt der Vater des ermordeten Mädchens, gespielt von Godehard Giese. Trauer, Sorge und Misstrauen treiben die eigentlich gut befreundeten, in dem Dorf nahe beieinander lebenden Elternpaare der drei betroffenen Kinder auseinander. Und macht den ersten Schwarzwälder „Tatort“ in weiten Teilen zum Drama, statt zum gewöhnlichen Ermittlerkrimi.

Löbau und Wagner suchen in freier Natur nach Mördern – und stoßen auf menschliche Abgründe. Sie rücken nicht sich selbst, sondern den Fall in den Vordergrund. Unaufgeregt erzählt und dennoch mit Spannung ist dieser „Tatort“. Löbau und Wagner spielen die beiden Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg. Das Duo ermittelt nicht in einer Großstadt, sondern in einer ganzen Region.

Starke Frauen ermitteln im „Tatort“

Charlotte Lindholm ermittelt seit 2002 als etwas unterkühlte LKA-Beamtin in Hannover. Gespielt wird sie von Maria Furtwängler, die zuletzt mit der Episode „Spielverderber“ rund 10,55 Millionen Zuschauer anlockte.
Charlotte Lindholm ermittelt seit 2002 als etwas unterkühlte LKA-Beamtin in Hannover. Gespielt wird sie von Maria Furtwängler, die zuletzt mit der Episode „Spielverderber“ rund 10,55 Millionen Zuschauer anlockte. © NDR | Marc Meyerbröker
In der Sonderepisode „Fünf Minuten Himmel“ kehrt Hauptkommissarin Berlinger nach 14 Jahren nach Freiburg zurück und meistert ihren ersten Fall: Ein Jobcenter-Mitarbeiter hat scheinbar Suizid begangen, doch schnell bestätigt sich Berlingers Gespür, dass sich mehr hinter dem Fall verbirgt.
In der Sonderepisode „Fünf Minuten Himmel“ kehrt Hauptkommissarin Berlinger nach 14 Jahren nach Freiburg zurück und meistert ihren ersten Fall: Ein Jobcenter-Mitarbeiter hat scheinbar Suizid begangen, doch schnell bestätigt sich Berlingers Gespür, dass sich mehr hinter dem Fall verbirgt. © SWR | SWR-Pressestelle/Fotoredaktion
... ihren Kollegen Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) im Wiener „Tatort“.
... ihren Kollegen Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) im Wiener „Tatort“. © rbb/ORF | Petro Domenigg
Als ihr Ehemann Martin Wuttke den „Tatort“ als Leipziger Hauptkommissar Andreas Keppler verließ, stieg sie als Hauptkommissarin in Frankfurt ein. Am 10. April konnte man sie in ihrem dritten Fall erleben.
Als ihr Ehemann Martin Wuttke den „Tatort“ als Leipziger Hauptkommissar Andreas Keppler verließ, stieg sie als Hauptkommissarin in Frankfurt ein. Am 10. April konnte man sie in ihrem dritten Fall erleben. © HR/Degeto | Bettina Müller
Für die Neu-Auflage des „Tatorts“ aus Dresden geht erstmals ein rein weibliches Ermittlerduo an den Start. Karin Gorniak und Henni Sieland, gespielt von Karin Hanczewski (r.) und Alwara Höfels (l.), sind seit dem 6. März 2016 das junge „Tatort“-Dresden-Team des MDR.
Für die Neu-Auflage des „Tatorts“ aus Dresden geht erstmals ein rein weibliches Ermittlerduo an den Start. Karin Gorniak und Henni Sieland, gespielt von Karin Hanczewski (r.) und Alwara Höfels (l.), sind seit dem 6. März 2016 das junge „Tatort“-Dresden-Team des MDR. © MDR | Andreas Wünschirs
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ermittelt Lena Odenthal schon am „Tatort“ Ludwigshafen. Damit ist die TV-Kommissarin, gespielt von Ulrike Folkerts, nach Angaben des Südwestrundfunks eine der ersten Ermittlerinnen – und heute die dienstälteste.
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ermittelt Lena Odenthal schon am „Tatort“ Ludwigshafen. Damit ist die TV-Kommissarin, gespielt von Ulrike Folkerts, nach Angaben des Südwestrundfunks eine der ersten Ermittlerinnen – und heute die dienstälteste. © SWR | Alexander Kluge
Inga Lürsen ist seit 1997 als Hauptkommissarin in Bremen im Dienst. Gespielt wird die ruppige Ermittlerin von Sabine Postel. „Harte Schale, weicher Kern“ – so beschreibt die ARD ihre Rolle.
Inga Lürsen ist seit 1997 als Hauptkommissarin in Bremen im Dienst. Gespielt wird die ruppige Ermittlerin von Sabine Postel. „Harte Schale, weicher Kern“ – so beschreibt die ARD ihre Rolle. © Radio Bremen | Jörg Landsberg
Seit Dezember 2001 bildet Lürsen zusammen mit Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) das Ermittlerteam in den in Bremen spielenden Tatort-Filmen von Radio Bremen.
Seit Dezember 2001 bildet Lürsen zusammen mit Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) das Ermittlerteam in den in Bremen spielenden Tatort-Filmen von Radio Bremen. © Radio Bremen | Jörg Landsberg
Die Konstanzer Kommissarin Klara Blum gehört seit 2002 zu den „Tatort“-Ermittlerinnen. Gespielt wird Blum von Eva Mattes – allerdings nicht mehr lang: 2016 läuft die letzte Folge des Bodensee-„Tatorts“.
Die Konstanzer Kommissarin Klara Blum gehört seit 2002 zu den „Tatort“-Ermittlerinnen. Gespielt wird Blum von Eva Mattes – allerdings nicht mehr lang: 2016 läuft die letzte Folge des Bodensee-„Tatorts“. © SWR | Peter Hollenbach
Unterstützung erhält Blum von Hauptkommissar Kai Perlamm, gespielt von Sebastian Bezzel.
Unterstützung erhält Blum von Hauptkommissar Kai Perlamm, gespielt von Sebastian Bezzel. © SWR | Stephanie Schweigert
 ...Mit Christian Ulmen als Lessing bildet sie ein schräges Duo.
...Mit Christian Ulmen als Lessing bildet sie ein schräges Duo. © MDR | Andreas Lander
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Klassischer und gut erzählter Krimi

Ländlich geprägte Orte sind Toblers und Bergs Revier. Dunkle Tannen, verschneite Hänge und tiefe Schluchten bilden die Kulisse für diesen klassisch und gut erzählten Krimi. „Wir sind keine Kommissare, die private Probleme mit sich rumschleppen und theatralisch nach außen tragen“, sagt Wagner: „Die Fälle stehen im Mittelpunkt.“ Dies gelte auch in Zukunft – selbst wenn Berg im ersten Fall am Sonntag auch gerne mal unkonventionell ermittelt.

„Das Spiel draußen in freier Natur charakterisiert diesen Krimi“, sagt Löbau: „Mit der Natur haben wir einen sehr starken Partner an unserer Seite.“ Dies sei beim Arbeiten vor der Kamera zwar ungewohnt und wegen des Wetters und anderer, nicht planbarer Einflüsse eine Herausforderung. „Aber die Natur bringt Kraft und Authentizität in den Film. In einem Studio ist das in der Form nicht zu schaffen.“

Regie führte in diesem Premieren-„Tatort“ Robert Thalheim („Netto“), das Drehbuch stammt von Bernd Lange. Den Part der Vorgesetzten hat die 54 Jahre alte, Berliner Schauspielerin Steffi Kühnert („Halt auf freier Strecke“). Sie verkörpert souverän und glaubwürdig die Chefin der Freiburger Kriminalpolizei Cornelia Harms.

Harald Schmidt hatte abgesagt

Ursprünglich war Harald Schmidt als Chef im neuen Freiburger „Tatort“ vorgesehen. Im Februar sagte der Entertainer, der im August 60 wurde, dann aber kurzfristig und überraschend ab. Die angegebenen persönlichen Gründe blieben unklar. Eine sichtbare Lücke hinterlässt er, zumindest in der ersten Folge, nicht.

Der neue Schwarzwald-„Tatort“ folgt dem Bodensee-„Tatort“, der im vergangenen Dezember zum letzten Mal lief. Nach 14 Jahren war Schluss für Ermittlerin Klara Blum, gespielt von Eva Mattes.

Nach der Premiere am Sonntag geht es für die neuen Ermittler Tobler und Berg weiter. Die Dreharbeiten für die zweite Folge im Schwarzwald beginnen nach Angaben des Südwestrundfunks (SWR) Mitte Oktober. (dpa)