Essen. Im ZDF-Krimi „Ein starkes Team“ wird der Tod eines dubiosen Bestatters untersucht – ein mit Finesse erzählter schwarzhumoriger Film.

Gestorben wird immer – im Krimi allemal. Aber nur selten findet sich ein TV-Mordopfer an einem so skurrilen Platz wieder wie in der neuen, gleichnamigen Folge von „Ein starkes Team“: Der Tote liegt erschossen im offenen Grab – auf einem Sarg, der gerade in die Erde gelassen wurde.

Als dann noch ein Transporter mit frisch kremierten Urnen überfallen wird, gibt es für die Berliner Ermittler keinen Zweifel mehr, dass die Fälle zusammenhängen und zu der dubiosen Bestattungsfirma Letzte Reise führen.

Deren ermordeter Chef war zu Lebzeiten offenbar ein vollkommen ehrloser Geselle, der Trauernde in ihren schwachsten Momenten ausnahm. Sein Kompagnon (Uwe Ochsenknecht als zynischer Unsympath) steht ihm an Unmoral in nichts nach. Aber hatte er Motiv und Gelegenheit, seinen Geschäftspartner umzubringen?

Groteske Geschäftspraktiken fliegen auf

Die Ermittler Linett und Otto unterbrechen eine Urnenbestattung, um Kai Erichsen (Timur Bartels, Mitte) zu verhören.
Die Ermittler Linett und Otto unterbrechen eine Urnenbestattung, um Kai Erichsen (Timur Bartels, Mitte) zu verhören. © ZDF/Katrin Knoke | ZDF/Katrin Knoke

Dem Team um die Kommissare Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck), Otto Garber (Florian Martens) und ihren neuen Kollegen Sebastian Klöckner (Matthi Faust) bleibt nichts anderes, als den Mörder auch unter den vielen Trauernden zu suchen. Das fällt ihnen sichtlich schwer. TV-Kommissare sind eben auch nur Menschen – das zu sehen, macht die Reihe so sympathisch.

So gruselt es die Ermittler, wenn die grotesken Geschäftspraktiken auffliegen. Auch dem ohnehin einsilbigen Garber verschlägt es einmal vollends die Sprache, obwohl er schon seit 71 Folgen mit Leichen zu tun hat – als er nämlich erlebt, wie die Bestatter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Asche eines Verstorbenen widerrechtlich auf einem Fußballfeld verstreuen.

Da ist es nur gut, dass die Arbeitsteilung im Ermittlerteam stimmt. Linett Wachow, seit nun sieben Folgen an Garbers Seite, übernimmt mit ihrer freundlichen, verbindlichen Art das Kommando. Und der neue Kollege Klöckner, frisch dazugekommen aus der Abteilung Organisiertes Verbrechen, steht für jede Laufarbeit bereit.

Konkurrenz der Beerdigungsinstitute

Auch hinter der Kamera passt die Zusammenarbeit: Regisseur Thorsten M. Schmidt erzählt die Geschichte um den Tod des Totengräbers ruhig und relativ unspektakulär, aber aus verschiedenen Per­spektiven.

Ermittlungen am Grab: Stefanie Lentz (Maria Simon, leinks) wird von Sebastian (Matthi Faust) gefragt, ob sie den Schuss auf Kreuzkamp gehört hat.
Ermittlungen am Grab: Stefanie Lentz (Maria Simon, leinks) wird von Sebastian (Matthi Faust) gefragt, ob sie den Schuss auf Kreuzkamp gehört hat. © ZDF/Katrin Knoke | ZDF/Katrin Knoke

Der erfahrene Krimi-Autor Leo P. Ard liefert die skurrilen Details, die so fern der Realität gar nicht scheinen. Denn die Branche der Bestatter wandelt sich und steht wie kaum eine andere stark unter Konkurrenzdruck: 300 Berliner Beerdigungsinstitute streiten sich um täglich 90 Tote, heißt es in dem Film.

So mag diese Krimi-Folge – stellenweise – krass überzogen sein. Aber in der Überspitzung steckt der überaus moralische Appell, bei allen geschäftlichen Interessen die Würde des Verstorbenen zu wahren und den Tod nicht zu verramschen.

Fazit: Schwarzhumorig und mit Finesse erzählt.

• ZDF, Samstag, 16. September, 20.15 Uhr