Berlin . Der 25-Jährige Jannis Niewöhner ist gleich in vier großen Filmen – im Kino und TV – zu sehen. Bekannt wurde im Jugendalter mit „TKKG“.

Die Bitte des Fotografen ist nicht ganz ungefährlich. Aber Jannis Niewöhner macht sofort mit. Seelenruhig posiert er mitten auf dem Kurfürstendamm. Wann immer nach einer Ampelphase die nächste Autowelle anrollt, springen der Schauspieler und der Fotograf zur Seite. Und stellen sich dann gleich wieder auf die Straße.

Niewöhner (25) ist richtig lässig – und gut im Geschäft. Gleich in vier großen Filmen, zwei im Kino, zwei im Fernsehen, ist er dabei. „Jugend ohne Gott“ läuft schon: Es ist eine düstere Zukunftsvision, in der die Jugend überwacht wird. Nächste Woche startet „High Society“, seine erste richtige Komödie. Am 4. Oktober dann bringt Niewöhner im ARD-Film „So auf Erden“ als schwuler Fixer das Leben eines Predigers durcheinander. Ab 1. Oktober ist er im ZDF-Dreiteiler „Maximilian“ in der Titelrolle als junger Kaiser im Mittelalter zu sehen.

Niewöhner muss Liebesszenen mit der Ex spielen

Ist das Fluch oder Segen, wenn alles so kurz hintereinander zu sehen ist? Irgendwie beides, meint Niewöhner, der in einem Straßencafé locker seine Zigarettenschachtel neben den Espresso wirft. Aber es könne zeigen, wie breit seine Palette ist. Sicher bestehe auch die Gefahr einer Überdosis. „Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich mir wünschen, dass es weiter auseinander liegt.“

Bei dieser Niewöhner-Ballung verwirrt vor allem auch die Besetzung in den Kinoproduktionen: Jannik Schümann, Emilia Schüle und Iris Berben haben in beiden Filmen mitgewirkt. Auch das sei „totaler Zufall“. Mit Emilia Schüle war Niewöhner lange liiert.

Wie ist das jetzt, immer wieder mit der Ex zu spielen – und immer wieder Liebesszenen? Da grinst der Schauspieler bemüht. Die Frage kennt er wohl schon.

„Ich verstehe, dass die Leute das wundert. Es scheint die Regel, dass es schwierig wird, wenn ein Paar erst mal auseinander ist.“ Bei „der Mila“ sei das aber nicht so: „Sie bedeutet mir immer noch sehr viel. Und wir gehen auch ganz fair miteinander um.“

Teeniestar mit Filmen wie „TKKG“ oder „Die wilden Hühner“

Jannis Niewöhner ist erst 25 Jahre alt und steht schon seit 15 Jahren vor der Kamera. Er war ein Kinderstar, dann ein Teeniestar mit Filmen wie „TKKG“ oder „Die wilden Hühner“. Mit den Verfilmungen von Kerstin Giers Edelstein-Trilogie, als „deutsches ,Twilight’“ vermarktet, wurde er dann zum Schwarm zahlloser Zahnspangengirlies. Mit den Dramen „Vier Könige“ und „Jonathan“ ist er im Erwachsenenfach angekommen.

Es gibt noch immer keinen Film, bei dem er nicht irgendwann das T-Shirt auszieht. Sein attraktives Äußeres war ihm aber auch schon öfter im Weg. Gutaussehenden Menschen traut man offenbar nicht viel Tiefe zu. Die Regisseurin von „Vier Könige“ wollte ihn gar nicht erst zum Casting sehen, sie verband ihn mit „Rubinrot“ und fand ihn zu glatt. Niewöhner hat sich dann spontan die Haare raspelkurz rasiert, was ihn gleich viel härter machte. Er hat die Rolle gekriegt.

Er will nicht viel Rummel haben

„Mir wird von vielem abgeraten“, gibt er zu, „was ich dann aber trotzdem mache.“ Auch vor den Edelstein-Filmen wurde er gewarnt: Er könne damit in einer Schublade landen. Er hat das aber gern gespielt. Auch wenn ihm dadurch wirklich einige Rollen durch die Lappen gingen. „Das macht dann aber auch was mit mir. Daraus erwächst eine Wut, mir die zurückzuholen. Ich würde mich fremdbestimmt fühlen, wenn ich nicht mehr all das machen würde, worauf ich Lust habe.“

Das klingt sehr selbstbewusst. Und gleichzeitig bodenständig. Und so ist er auch: ein Star ohne Allüren. Als im August gleich zwei Filme mit ihm, „Jonathan“ und „Jugend ohne Gott“, in die Auswahl zum deutschen Oscar-Kandidaten kamen, wurde schon geschrieben: „Jannis Niewöhner bald bei den Oscars.“ Da war er leicht genervt. Ihm war klar, dass Fatih Akins Film das Rennen machen würde. Und so viel Rummel um ihn, das braucht er und das will er nicht.

Er kommt aus Krefeld, was ihn bodenständig macht

Deshalb wohnt der Wahl-Berliner auch immer noch in einem Bezirk, in dem Stars sonst nicht anzutreffen sind.

Er kommt aus Krefeld, einer, wie er meint, grauen Stadt. „Ich bin daran gewöhnt und brauch’s wohl auch ein bisschen.“ Nix Überkandideltes, normale Menschen, aber wahnsinnig nett und unaufgeregt: „Das erdet mich. Danach habe ich irgendwie ein Grundverlangen“, sagt er.