Berlin/Köln. Bot der WDR-Jugendsender 1Live eine Bühne für homophobe Thesen? Nun, zumindest zeigte der WDR bei einem neuen Format wenig Feingefühl.

Zwei junge Frauen treffen sich in einem Studio und sollen dort gemeinsam eine WG-Küche einrichten. Dabei plaudern sie über Gott und die Welt – und damit geht der Ärger schon los. Denn die Katholikin Julia (23) findet es gar nicht gut, dass Izzy (20) lesbisch ist und zu ihrer gelebten Homosexualität steht.

„Ausgepackt“ nennt sich die neue Sendereihe bei 1Live. Unter der Moderation von Radio-Reporter Jörn Behr lässt der Sender „zwei komplett Fremde aufeinander treffen“. In der ersten Folge waren dies eben Julia und Izzy. Gleichzeitig nimmt der WDR „das Experiment“ auf Video auf. Und genau dieser knapp achtminütige Mitschnitt mit dem Titel „Lesbe trifft Homo-Ehe-Gegnerin“ stößt in den Kommentaren bei Youtube gerade auf scharfe Kritik.

„Homosexuelle wie Alkoholiker“

Zum einen richtet sich der Ärger der Zuschauer direkt gegen die Katholikin Julia. Sie sagt in dem Gespräch mit Izzy etwa, sie sei gegen Homosexualität, „weil Gott dagegen ist. So waren wir Menschen nicht gedacht“. Nicht Homosexualität, aber das Ausleben der Homosexualität sei „Sünde“. Julia vergleicht Homosexuelle mit Alkoholikern, die sich schließlich auch „vom Alkohol abwenden“ könnten.

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„Ich ärgere mich gerade aufrichtig, dass ich mir diesen ,Bullshit’ tatsächlich bis zum Ende rein gezogen habe! Nur soviel zum Thema ,Homosexualität und Kirche’“, heißt es nun beispielsweise in den Kommentaren. Oder: „Ich bin auch Christin. Ich bin aber nicht gegen Homosexualität!!!“ Oder: „Die Liebe mit Alkoholismus zu vergleichen ist einfach daneben. Bewundernswert wie ruhig und lieb die andere bleiben konnte!“

Kritik auch an 1Live

Die andere, also Izzy, hatte der vergleichsweise redegewandten Julia rhetorisch wenig entgegenzusetzen. Izzy sagt, dass sie mit „dieser Gott-Sache“ nichts zu tun habe und lesbisch zu sein sei für sie „etwas ganz Natürliches“. Und an Julia gewandt fragt sie: „Ich lass dir deinen Glauben, warum lässt du mir nicht meine Homosexualität?“

„Schade, dass eine sehr eloquente Frau für die Homophobeseite gewählt wurde, während die Seite des normalen Menschenverstandes von einer eher schüchternen Frau repräsentiert wurde“, bemängelt einer in den Kommentaren. Offenbar ein Seitenhieb auf den WDR, der von einem anderen direkter angegangen wird: „1LIVE Man merkt, dass ihr keine vernünftige Diskussion zulassen wollt, sondern nur eure eigene Vorstellung von Homosexualität durchzusetzen versucht. Wofür macht ihr die ganze Diskussion überhaupt, wenn ihr sie nach eurem Belieben lenkt, Partei ergreift und die andere denunziert.“

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WDR änderte die Formulierung

Den 1Live-Machern war womöglich nicht ganz wohl in ihrer Haut angesichts der Kommentare. Hatte der Sender die neue Gesprächsreihe zunächst mit dem Zusatz „Zwei Menschen, zwei Meinungen“ versehen, so erschien ihm der Begriff „Meinungen“ angesichts des Themas Homosexualität dann doch unpassend. Deshalb habe man die Formulierung „aufgrund der Paarung der Protagonistinnen in der ersten Folge“ geändert, steht in einer Anmerkung des Senders unter dem Video. Nun heißt es: „Was passiert, wenn zwei Menschen mit komplett konträren Meinungen, Einstellungen oder Lebenmodellen aufeinander treffen?“

Und auch einen weiteren Hinweis hat 1Live vorsichtshalber angefügt. Nämlich: „Die Argumentation zwischen Julia und Izzy spiegelt ihre persönliche Ansicht wieder. 2013 stellte die Bundesärztekammer klar: ,Homosexualität ist keine Erkrankung und bedarf keiner Heilung!’“.