Essen. Thekla Carola Wied spielt in dem bewegenden ARD-Drame „Was ich von dir weiß“. Der Film ist eine bedrückende Studie verpasster Momente.

Das ZDF hat den Montagsfilm inzwischen derart kriminalistisch überfrachtet, dass der Zuschauer nicht wenig erstaunt sein wird, wenn ihm nun ein Ehedrama serviert wird. Und dann auch noch eines, das auf jede Katastrophe gleich die nächste folgen lässt. Und wäre Isabel Kleefeld nicht so eine versierte Regisseurin, ihr Film „Was ich von dir weiß“, samt ihrem eigenen Drehbuch, würde leicht zu einer Ansammlung von Schicksalsschlägen verkommen. So aber kann man sich zumindest am Thema reiben, das die Entfremdung zwischen Ehepartnern ebenso umfasst wie die vergebliche Suche nach einer objektiven Wahrheit.

Seit 20 Jahren betrogen

Schon die ersten Bilder vom Küchentisch geben Auskunft über den maroden Zustand der Beziehung zwischen Ruth (Thekla Carola Wied) und ihrem Mann Martin (Uwe Kockisch). Dass sie noch an seinen Blutdruck denkt, scheint so ziemlich das einzige Interesse zu sein, das sie ihm entgegenbringt. Sie hat seit kurzem eine Beziehung zu dem Philosophie-Professor Seveking (August Zirner), der sie nun gern für drei Tage mit nach Paris nehmen würde. Dort wurde ihm eine Professur angeboten. Eine Wohnung für zwei ist schon längst gemietet.

Ruth zögert zunächst noch, doch dann erfährt sie von ihrem Sohn Daniel (Daniel Wiemer), dass ihr Mann sie seit 20 (!) Jahren mit einer deutlich jüngeren Frau betrügt – mit Melanie (Jasmin Schwiers).

Wachsende Entfremdung ist zentrales Thema

Ruth (Thekla Carola Wied, r.) und ihr Mann Martin (Uwe Kockisch, l.) waren früher ein glückliches Paar. Nun haben sie sich komplett auseinandergelebt.
Ruth (Thekla Carola Wied, r.) und ihr Mann Martin (Uwe Kockisch, l.) waren früher ein glückliches Paar. Nun haben sie sich komplett auseinandergelebt. © ZDF und Wolfgang Ennenbach | Wolfgang Ennenbach

Kleefeld geht es um die wachsende Entfernung zwischen Menschen, die Jahrzehnte nebeneinander verbracht haben – und um das Warum. In diesem Fall scheint es der Tod der Tochter vor 20 Jahren zu sein, dessen tatsächliche Umstände Martin seiner Frau einst wissentlich verschwiegen hat.

Für sie galt die Version eines Autounfalls. Tatsächlich litt die junge Frau, die Suizid begangen hatte, unter depressiven Schüben. Schon ein gemeinsames Trauern war so kaum möglich, auch weil Martin sich standhaft geweigert hat, Ruth auf den Friedhof zu begleiten. Irgendwann aber kommt alles zum Vorschein. Thekla Carola Wied spielt diese Frau mit großen Engagement, die buchstäblich ins Taumeln gerät ob all der Dinge, die nun auf sie einströmen – inklusive der Begegnung mit der ausdauernden Geliebten ihres Gatten.

Als ob das Schicksal dieser beiden Menschen, die nur noch nebeneinander leben, nicht ausreichen würde für einen ganzen Film, muss auch anderswo noch Dramatisches passieren.

Zusätzliche Ehekrise am Rand der Handlung

Dass es auch in der Ehe von Sohn Daniel kriselt, man bereits zur Paartherapie geht und die Scheidung in der Luft liegt, das muss angesichts der Dichte des zentralen Dramas schier untergehen. Ebenso wie der finale Donnerschlag, den die Regisseurin sich offenbar hat einfallen lassen, um die in jeder Beziehung verfahrene Lage irgendwie zu einem Ende zu bringen. Das schmälert diese Arbeit nicht unerheblich.

Fazit: Ein wahres Kabinett an ehelichen und unehelichen Katastrophen durchzieht diesen Film, der dadurch ein wenig überladen wirkt. Der Regisseurin gelingt trotz allem eine bedrückende Studie verpasster Momente. ( ( ( ; ;

• Montag, 28. August, 20.15 Uhr, 2015: „Was ich von dir weiß“