Essen. Die Filmproduktion Ufa feiert Jubiläum. Bis Dezember zeigt der Sender Arte restaurierte Versionen vieler Klassiker und Dokumentationen.

Weltspitze. Wenn es ein Ziel der Politik des deutschen Kaiserreichs gab, dann war es das Streben nach Ruhm und Glanz. Ganz weit oben wollte man stehen – wirtschaftlich, militärisch und künstlerisch. Um Letzteres zu erreichen, gründete das Deutsche Reich mitten im Ersten Weltkrieg einen Konzern, der das neue Medium Film für den Staat entwickeln sollte: Die Universum Film AG, kurz Ufa.

Zum 100. Geburtstag wirft Arte einen Blick zurück. Bis Dezember zeigt der Sender restaurierte Versionen vieler Klassiker und Dokumentationen. Den Auftakt macht der Film „100 Jahre Ufa – Im Maschinenraum des deutschen Films“ (28.8., 22.05 Uhr).

„Der blaue Engel“ machte Marlene Dietrich zum Weltstar

Über lange Zeit sollte die Ufa vor allem deutsch sein. Es sollten nationale Mythen und Sagen, mit deutschen Schauspielern und deutschen Regisseuren, auf die Leinwand gebracht werden. Nur für eine relativ kurze Zeit zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus dominierte der künstlerische Anspruch. Und gerade in dieser Zeit gelang der Ufa etwas, was dem deutschen Film seitdem verwehrt bleibt.

Produktionen aus Deutschland bewegten sich auf Augenhöhe mit Hollywood. Legendäre Filme von damals prägen bis heute das Image der Ufa. Die Szene, in der sich Marlene Dietrich als Showgirl präsentiert und „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ singt, machte den Film „Der blaue Engel“ (11.12., 20.15 Uhr) 1930 zum Kassenschlager und die Dietrich zum Weltstar. Neben ihr, fast etwas verloren, Emil Jannings – bis heute einziger deutscher Oscar-Gewinner als bester Hauptdarsteller.

Kampf der Stadt Kolberg gegen Napoleon

Horst Buchholz und Mario Adorf in „Das Totenschiff“ von 1959.
Horst Buchholz und Mario Adorf in „Das Totenschiff“ von 1959. © imago/United Archives | imago stock&people

Die Ufa versammelte in den 20er- und 30er-Jahren eine ganze Schar an talentierten und visionären Filmemachern: Regisseure wie Friedrich Wilhelm Murnau („Der letzte Mann“, Arte-Mediathek), G. W. Pabst („Die Liebe der Jeanne Ney“, 4.9., 23.40 Uhr) oder Billy Wilder („Billy Wilder“, 10.9., 22.15 Uhr) und Schauspieler wie Heinz Rühmann („Der Mann, der seinen Mörder sucht“, Arte-Mediathek) oder Lilian Harvey („Glückskinder“, 11.9., 20.15 Uhr).

Doch sobald sich die Politik wieder einmischte, verlor der deutsche Film international an Bedeutung. Gefragt waren nationalistische Filme, die das Volk im Krieg ablenken und moralisch aufbauen sollten. „Kolberg“ (4.12., 21.55 Uhr) ist ein solcher Film. In den letzten Kriegstagen 1945 mit großem Aufwand gedreht, zeigt er den Kampf der Stadt Kolberg gegen Napoleon. In der Hauptrolle: Heinrich George. 20 von rund 300 Ufa-Filmen aus der Nazi-Zeit sind bis heute nur mit Sondererlaubnis öffentlich zu zeigen. Die Geschichte dieser Filme und des deutschen Kinos im Nationalsozialismus beleuchten die Dokumentationen „Verbotene Filme“ (4.12., 23.40 Uhr) und „Hitlers Hollywood“ (11.12., 20.15 Uhr).

Ufa konzentriert sich inzwischen aufs Fernsehen

Nach dem Krieg steht die Ufa mehrfach vor dem Aus. Erfolge wie „Das Totenschiff“ (4.12., 20.15 Uhr) von 1959 mit Horst Buchholz und Mario Adorf sind selten.

Und heute? Die Ufa konzentriert sich inzwischen vor allem aufs Fernsehen. Der größte Erfolg: „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (wochentags, RTL, 19.40 Uhr) – das könnte schon fast das Motto der Ufa sein.