Essen. Schauspielerin aus Leidenschaft: Thekla Carola Wied ist 50 Jahre im TV. An der Seite von Peter Weck feierte sie ihre größten Erfolge.

Seit einem halben Jahrhundert steht sie vor der Kamera. Ihre größten Erfolge feierte sie an der Seite von Peter Weck (87) in der ZDF-Familien-Serie „Ich heirate eine Familie“. Durchschnittlich 20 Millionen Menschen sahen zu – auf ihre Rolle als dreifache Mutter Angi Schumann wird sie heute noch häufig angesprochen, sagt Thekla Carola Wied (73). Mittlerweile spielt die Berlinerin lieber ernste Rollen – etwa in dem Ehedrama „Was ich von dir weiß“, das das ZDF am 28. August ausstrahlt.

Vor 50 Jahren begann Ihre Karriere. Bedeutet Ihnen dieses Jubiläum etwas?

Thekla Carola Wied: Ein besonderes Datum ist es für mich nicht. Ich freue mich aber, dass mir mein Beruf immer noch so viel Spaß macht.

Tatsächlich? Ihre Kollegin Maria Furtwängler hat neulich angeprangert, ältere Schauspielerinnen würden viel zu selten besetzt.

Wied: Die Angebote sind in den letzten Jahren etwas rarer geworden, das kann ich ganz klar sagen. Die Qualität der Drehbücher ist manchmal auch schwierig. Mir ist wichtig, dass die Rollen meinem eigenen künstlerischen Anspruch genügen und mich erfüllen.

Männliche Kollegen haben das Problem nicht?

Wied: Bei älteren Schauspielern ist das weniger der Fall. Gute Frauencharaktere gibt es wirklich seltener – dabei haben wir so viele gute ältere Schauspielerinnen. Wir Älteren haben etwas zu erzählen, wir haben ein Leben gelebt. Es verwundert mich manchmal schon, dass die Fernsehmacher so überwiegend auf junge Themen setzen.

Was für Filme würden Sie sich denn wünschen?

Wied: Es gibt genug Themen, für die ältere Schauspieler gebraucht würden. Altersarmut zum Beispiel oder Demenz. Das Publikum, das ARD und ZDF schaut, ist nun mal etwas älter. Deshalb ist es schade, dass die Lebensthemen, die die 50- bis 80-Jährigen bewegen, so selten vorkommen. Stattdessen gibt es immer nur Krimis. Das ist schade und traurig. Aber ich will nicht jammern, ich habe ja gut zu tun.

Sie könnten auch in den Ruhestand gehen, statt sich zu ärgern.

Wied: Ein Musiker komponiert ja auch weiter, und ein Maler legt auch nicht den Pinsel aus der Hand, nur weil er 70 wird. So ist es bei Schauspielern auch.

Wie sind Sie zum Film gekommen?

Wied: Ich habe das Schauspielstudium an der Folkwang-Hochschule absolviert und bekam danach ein Engagement am Essener Theater. In der Zeit, 1967, habe ich in meinem ersten Kinofilm mitgespielt, „Spur eines Mädchens“ – für die Rolle habe ich gleich den Bundesfilmpreis bekommen.

Warum sind Sie nicht im Ruhrgebiet geblieben?

Wied: Damals sagte mir ein Agent, ich solle mich für all die Filmrollen, die mir nun angeboten würden, bereithalten. Also habe ich aufgehört in Essen. Aber im ersten Jahr kam kein einziges Filmangebot.

Anfang der 80er-Jahre bekamen Sie dann das Angebot für „Ich heirate eine Familie“ . . .

Wied: Die Serie war eigentlich mein Glück. Das Problem war nur, dass mich nun alle Produzenten in diese Familienkomödienschublade stecken wollten. Deshalb habe ich mich Komödien eine Weile bewusst verweigert, um auch Charakterrollen zu spielen.