Essen. Am Themenabend über britischen Pop zeigt Arte eine Queen-Doku. Auch aktuelle Künstler wie Kate Tempest und M.I.A. haben ihren Platz.

Wäre der heutige Abend bei Arte eine Party, dann wäre es eine, die verhalten beginnt, sich langsam steigert und dann ein wildes Ende nimmt. Der Kulturkanal zeigt im Rahmen seines Sommerschwerpunkts zur britischen Popkultur drei Erstausstrahlungen von Musikdokus hintereinander.

Den Anfang macht um 21.45 Uhr die Doku „Queen behind the Rhapsody“. Darin werfen die Briten Simon Lupton und Rhys Thomas einen Blick vor allem auf die Frühphase der Rocklegende Queen bis zu ihrem Über-Hit „Bohemian Rhapsody“ im Jahr 1975. Es ist immer mitreißend, Aufnahmen von Freddie Mercury zu sehen, einem der größten Entertainer überhaupt.

Hier gibt es Interviewschnipsel, in denen er seinen Charme sprühen lässt, sowie Konzertausschnitte, die ihn in Aktion zeigen. Sogar einige bislang unbekannte Mitschnitte von Auftritten haben die Macher aus dem Archiv gekramt. Auch kommen Bandmitglieder wie Schlagzeuger Roger Taylor (68) zu Wort, der sich etwa an die Namensfindung erinnert: „Der Name war schon etwas pompös. Aber Freddie wollte ihn.“

„London Beat – Musik als Revolte“ sorgt für mehr Schwung

© © Eagle Rock | ARTE/Eagle Rock

Insgesamt aber sind die 60 Minuten arg behäbig geraten. Und obwohl der Song „Bohemian Rhapsody“ im Zentrum steht, ein Jahrhundertlied zwischen Epos und Oper, werden dessen Besonderheiten nur oberflächlich betrachtet. “

Deutlich mehr Schwung hat die ab 22.45 Uhr ausgestrahlte Doku „London Beat – Musik als Revolte“ von Claus Bredenbrock. Innerhalb von 50 Minuten gibt es einen historischen Überblick über in London lebende Künstler mit politischen Botschaften – von Lonnie Donegan in den 50er-Jahren über The Clash in der Punk-Ära bis zu aktuellen Künstlerinnen wie Kate Tempest und M.I.A..

Mittvierziger begeistern Briten

Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Thema aufbereitet wird, aber der Doku gelingt es, vernachlässigte Aspekte herauszuarbeiten, Bezüge zwischen den Generationen herzustellen und das alles mit Archivmaterial zu kombinieren, etwa aus dem legendären Londoner Konzertsaal 100 Club.

Dort sind auch die Sleaford Mods schon aufgetreten, Großbritanniens zurzeit aufregendste Band. Sie besteht aus den Mittvierzigern Jason Williamson und Andrew ­Fearn, die rumpelige Beats mit wütenden Texten über Armut, miese Jobs und andere Schattenseiten des Alltags kombinieren. Ihnen widmet sich ab 23.45 Uhr die Doku „Bunch of Kunst“ von Christine Franz. Sie hat das Duo aus Nottingham zwei Jahre lang begleitet und wurde Zeuge, wie es europaweit von immer mehr Menschen als Stimme der Unterschicht und der Arbeiterklasse angesehen wurde.

Dritte Doku ragt heraus

Die 103 Minuten lange Reportage nähert sich dem Phänomen umfassend und fängt die Wucht der Sleaford Mods gekonnt ein. Die Kraft der Musik und der Texte überträgt sich unmittelbar auf den Zuschauer. Williamson und Fearn sprechen über ihr Leben und ihre Songs und fragen sich, wie sie mit der Popularität umgehen sollen. Großartig!

Fazit: Für alle Musikinteressierten ein spannender Abend, bei dem die exzellente Doku über die Sleaford Mods qualitativ deutlich herausragt.

Freitag, 28. Juli, Arte, ab 21.45 Uhr