Köln. Zusammen mit der Moderatorin Susan Link übernimmt Micky Beisenherz die Sommervertretung für Bettina Böttinger im „Kölner Sommer Treff“.

Vielleicht hätte man sich das ja denken können, als er damals losgezogen ist. Ein Steppke mit einem Kassettenrekorder unter dem Arm. Um festzuhalten, was ihm die Menschen im Castroper Stadtteil Henrichenburg antworten, wenn er sie interviewt. Wenn er etwa vom Herrn Pfarrer wissen will, ob der denn einen Mörder bei sich zu Hause verstecken würde. Vielleicht musste das so enden und einer wie er ins Fernsehen kommen. Heute Abend zum Beispiel in den WDR. Dort übernimmt Micky Beisenherz zusammen mit „Morgenmagazin“-Moderatorin Susan Link an vier Freitagen die Sommervertretung für Bettina Böttinger und präsentiert den „Kölner Sommer Treff“.

Es ist ja nicht so, dass der 40-Jährige sich ansonsten langweilen würde. Für den „Stern“ schreibt er Kolumnen, für das RTL-Dschungelcamp und viele aus der ersten Reihe der deutschen Comedians die Gags. Und für den Bezahlsender Sky hat er in den vergangenen Monaten bei der „Mitfahr-Randale“ vor versteckter Kamera Menschen an die Grenze des Wahnsinns getrieben. „Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Bandbreite haben darf“, sagt er und tut sich schwer, wenn er sagen soll, was er am liebsten macht.

Kein Einzelspieler

„Alle Formate, bei denen Menschen mit Menschen agieren“, legt er sich schließlich fest. Und dass er es mag, im Team zu arbeiten. „Ich bin kein Einzelspieler.“ Nicht vor der Kamera, nicht beim Fußball, gegen den der BVB-Fan auch selbst noch immer gerne tritt. In üblicher Bescheidenheit hält er sich für „Rastelli“, räumt aber ein, dass seine Füße nicht ganz umsetzen können, was der Kopf so plant.

Fragt man Beisenherz nach seinem Beruf, sagt er für gewöhnlich „Autor“, findet aber auch gut, was der „Kölner Sommer Treff“-Gast Max Moor auf diese Frage geantwortet hat: „Zuhörer.“ Den kann der gebürtige Recklinghäuser zum Auftakt bei Sängerin Maite Kelly ebenso geben wie bei Moor, dem Schauspieler Tom Wlaschiha, der Behindertensportlerin Kirsten Bruhn und dem Autor Lucas Vogelsang. Prominentester Name aber ist der mittlerweile 89-jährige Hardy Krüger, der in der Sendung auch aus Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus erzählen wird.

Überraschende Richtung

„Sei nicht so frech und nicht so vorlaut“, mahnt Bettina Böttinger ihre Urlaubsvertretung im Trailer zum „Kölner Sommer Treff“ scherzhaft. Denn Beisenherz gilt als Lästermaul, als jemand, der gut austeilen, allerdings auch einstecken kann. Aber darum, sagt er, gehe es im WDR-Talk nicht. „Ich will meine Gäste interviewen.“ Und er will nicht nur fragen, was ihn persönlich interessiert, sondern auch, was seiner Einschätzung nach die Zuschauer interessiert. „Wenn sich dann noch ein Gag anbietet, sehr gerne. Aber ich lege es nicht darauf an, zwanghaft witzig zu sein.“

Neugierig will er sein und gut vorbereitet. „Das gehört sich so“, findet Beisenherz, ist aber nicht böse, falls das Gespräch mal eine überraschende Richtung nimmt. Im Gegenteil. Nichts sei langweiliger, als festgelegte Fragen abzuarbeiten. Er mag es spontan, mag es ehrlich. Das Herz auf der Zunge, den Schalk im Nacken. Typisch Ruhrgebiet eben. Das wird sich auch nicht ändern, glaubt er. Weil man den Jungen zwar aus dem Pott, aber den Pott nicht aus dem Jungen kriegt? Beisenherz grinst: „Genau deshalb.“

K Freitag, 14. Juli, WDR, 22 Uhr