Berlin. Viele Konservative sind gegen die „Ehe für alle“. Bei Maybrit Illner versuchten eine Katholikin und ein CDU-Politiker eine Begründung.

Angela Merkel hat die Konservativen in ihrer Partei einiges gekostet. Nach der Wehrpflicht und der Atomkraft steht am Freitag mit der Ehe ein weiteres Kernanliegen der alten CDU auf dem Spiel: Die Chancen stehen gut, dass sich eine Mehrheit der Bundestagsabgeordneten für die „Ehe für alle“ entscheiden wird – und damit laut Umfragen dem Mehrheitswillen der Bevölkerung entspricht.

Allein, so richtig heroisch war das Vorgehen der Kanzlerin nicht. Statt das Thema mutig selbst auf die Agenda zu setzen, reagierte Merkel wie so oft auf externe Impulse – und verplapperte sich auch noch, als sie eine Abstimmung frei von Fraktionsdisziplin ins Spiel brachte und damit der SPD eine Steilvorlage gab. „Was bedeutet der Schritt?“, fragte dazu am Donnerstagabend Maybrit Illner.

Die Wut der Konservativen

In der Diskussion zeigte sich schnell, dass die Entscheidung viele Konservative auf die Barrikaden bringt. „Ich bin froh, dass ich aus der CDU ausgetreten bin“, ärgerte sich Hedwig von Beverfoerde, die als katholische Aktivistin die Ehe exklusiv für Mann und Frau erhalten will. Die „Ehe für alle“ sei ein „unglaublicher Zivilisationsbruch“, und ein „großer Schock“ für sehr viele Menschen, befand Beverfoerde.

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    Abseits dieser großen Begriffe konnte Beverfoerde aber nicht so richtig erklären, was genau sie eigentlich stört. „Die Ehe zwischen Mann und Frau ist die Grundlage unserer Kultur und Gesellschaft“ – so lautete einer der Allgemeinplätze der Konservativen. Zudem argumentierte Beverfoerde biologisch: Zwar hätten sich homosexuelle Paare „schon auch lieb“, doch sei nun mal nur die klassische Ehe darauf ausgerichtet, zu Kindern zu führen – „auch wenn es manchmal nicht klappt“.

    Geht es um das Adoptionsrecht?

    Auch Michael Kretschmer fiel es schwer, konkret zu fassen, warum er gegen den Gesetzesentwurf ist und auch gegen ihn stimmen wird. „Es gibt gute Gründe, diese beiden Lebensformen unterschiedlich zu behandeln“, befand der sächsische CDU-Politiker. Klar fassen konnte er diese Gründe aber ebenfalls nicht. Stattdessen auch hier Allgemeinplätze wie: „Unser Leitbild sind Vater und Mutter, denn nur so entsteht Leben.“

    Doch inwiefern wird dieser biologische Fakt von der „Ehe für alle“ infrage gestellt? Diese Frage beantwortete auch Kretschmer nur indirekt, indem er den Befürwortern der Initiative vorwarf, letztlich auf das Adoptionsrecht für Schwule und Lesben zu schielen.

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    Wie es ist, mit zwei Vätern aufzuwachsen

    In dieser Hinsicht waren schließlich die Äußerungen von Raphael Zinser erhellend. Der 16-Jährige wächst als Pflegekind bei zwei schwulen Vätern auf – und ist CDU-Mitglied. „Es ist mit zwei Vätern ganz normal“, sagte Zinser. Zudem habe er auch enge Kontakte zu weiblichen Bezugspersonen wie seiner Schwester und einer Tante.

    Merkels Schritt begrüßte Zinser ausdrücklich, auch wenn die gesellschaftliche Debatte aufgrund der kurzen Zeit nun nicht in ausreichendem Maße geführt werde. „Aber irgendwie ist es auch höchste Zeit, dass etwas passiert.“

    Das Fazit

    Das Zeitfenster ist eng, doch ist in den vergangenen vier Tagen viel über die „Ehe für alle“ debattiert worden. Diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ eröffnete dank spannender Gäste dennoch neue Perspektiven auf das Thema. Dabei zeigte sich vor allem die Sprachlosigkeit der Konservativen, die den Status quo unbedingt bewahren wollen, aber über Riesenbegriffe wie Kultur und Zivilisation hinaus nicht konkret erklären können, was sie stört.

    Ein unterschwelliges Argument scheint eine latente Ablehnung von adoptierenden Homosexuellen zu sein. Doch gibt es dafür einen handfesten Grund? Eigentlich ist es doch ganz einfach: „Wenn Kinder durch Liebe getragen werden, gedeihen sie gut“, sagte die lesbische Journalistin Bettina Böttinger.