Herbert Knaup über seine Rolle als gestrandeter Ziehvater in der Tragikomödie „Glückskind“ von 2014 und sein Engagement für Kinder.

Herbert Knaup überzeugt als kauziger Kommissar in den Kluftinger-Krimis der ARD ebenso wie als gehetzter Anwalt in der Serie „Die Kanzlei“. In der Tragikomödie „Glückskind“ von 2014 verkörpert Knaup den Obdachlosen Hans, der im Müllcontainer ein Baby findet. Ein Gespräch über den Dreh mit Säuglingen und über Menschen am Rande der Gesellschaft.

Welche Vorbilder hatten Sie für die Rolle?

Herbert Knaup: Ich hatte schon ein paar Vorbilder im Kopf, solche Leute begegnen einem ja öfter mal im Straßenbild. Menschen, die im Leben einen Schicksalsschlag erlitten haben und nicht mehr in der Lage sind, einem geregelten Alltag nachzugehen.

Hans findet in einem Müllcontainer ein Baby und nimmt es bei sich auf. Wie waren die Dreharbeiten mit einem Säugling?

Knaup: Da ich ja selber Vater bin, habe ich einen Bezug zum Wickeln oder Baden. Ich liebe Kinder über alles und hatte einen ziemlichen Draht zu den jungen Mädels. Es waren nämlich Zwillinge, die sich abgewechselt haben, weil man so ein kleines Wesen ja nicht mit zu viel Arbeitszeit belasten will. Das eine war immer etwas knatschiger, das andere immer gut drauf, was ein Problem war – es sollte für die Rolle eigentlich gar nicht gut drauf sein. Einmal mussten wir das Kind leider zum Weinen bringen. Es wurde nicht gleich gestillt und so weinte es – das hat uns allen das Herz zerrissen. Die Mutter war natürlich immer im Hintergrund, die hat mir zum Glück vertraut.

Sie machen sich seit Jahren für Kinder stark, die im Leben nicht viel Glück hatten: Schon als Schüler sind Sie mit der Spendenbüchse herumgelaufen und haben Geld für die SOS-Kinderdörfer gesammelt.

Knaup: Die ersten SOS-Kinderdörfer waren in der Nähe meiner Heimat, deshalb habe ich den Bezug dazu. Am Anfang wurde ich über die Schule zum Sammeldienst eingeteilt und habe das gerne gemacht. Ich hatte ja das Glück, in einer intakten Familie aufzuwachsen – dass es Kinder ohne Eltern gab, hat mich damals entsetzt, und ich habe mir Gedanken gemacht, wie man denen helfen kann. Das ist mir bis heute sehr wichtig, und immer, wenn ich mir die Zeit nehmen kann, engagiere ich mich. Ich war auch schon mit einigen dieser Kinder unterwegs, und es war schön zu sehen, was die für einen Zusammenhalt haben. Ich bin ja selber in einer Siedlung aufgewachsen, wo ich mit 30, 40 Kindern immer draußen gespielt habe, das war das Tollste.

Auch „Glückskind“ ist ein Plädoyer für mehr menschliches Miteinander.

Knaup: Ich habe mich unglaublich gefreut, dass Regisseur Michael Verhoeven mit der Rolle auf mich zukam. Zuerst war ich verwundert, dass er mir einen Penner anbietet, normalerweise spiele ich ja mit Ausnahme des Kommissars Kluftinger eher Anwälte, Managertypen oder Politiker. Aber dann habe ich mich über die Herausforderung gefreut, mich in diese gestrandete Existenz zu verwandeln. Und dann kam noch dieser märchenhafte Moment dazu, dieser Gedanke: Wäre es nicht toll, wenn jeder Gestrandete eine zweite Chance bekäme?

K ARD, 20.15 Uhr