Berlin. Das ZDF liefert mit der Dokumentation „Königliche Dynastie: Die Coburger“ spannende Fakten und überraschende Anekdoten über das Adelshaus.

Was hat der amtierende König der Belgier, Philippe, mit Bulgariens Ex-König Simeon gemeinsam? Und was verbindet beide mit den Palästen von Windsor und mit dem schwedischen Königshaus? Sie entstammen einer einzigen Familie. Noch mehr aber spiegelt ihre Geschichte die ganz Europas: Keine andere Adelsfamilie ist weiter verzweigt auf dem Kontinent als die der Coburger.

Fast ohne Pomp und Glamour, erst recht ohne Hofknicks kommt die Dokumentation aus, in der Adelsexpertin Julia Melchior das komplexe Familiennetzwerk derer von Sachsen-Coburg und Gotha ergründet. Es ist, als wolle auch der Film sich ganz der konstitutionellen Monarchie verschreiben: Die heutigen royalen Häuser werden als Diener des Volkes präsentiert, allein der jeweiligen Verfassung verpflichtet.

Dass ihre Familien über Jahrhunderte das Schicksal des Kontinents bestimmten, im Guten wie im Gräuel, ist demnach auch ihnen eine Lehre. Ohne demokratisch legitimiertes Amt, aber mit viel Würde setzten sie sich nun für ein vereintes Europa ein.

Geschickte Heiratspolitik machte das Haus mächtig

In Gesprächen mit Historikern und bekannten Hofreportern, zudem mit erhellenden Aussagen direkt aus den Königshäusern, erzählt der Film also eine moderne Monarchie-Geschichte, gespickt mit zahlreichen Anekdoten. Dabei liefert er auch unerwartete Zusammenhänge: Der imposante Aufstieg des oberfränkischen Herzogtums Coburg beginnt Ende des 18. Jahrhunderts mit einem drohenden finanziellen Ruin.

Durch geschickte Heiratspolitik steigt es zur bedeutendsten Herrscherdynastie Europas auf und entkommt so auch der Pleite. Herzog Franz Friedrich Anton verheiratet seine Tochter Juliane mit dem Enkel der russischen Zarin Katharina. Sein Enkel Albert ehelicht Victoria von England und prägt ein ganzes Zeitalter mit. Weitere Nachfahren werden in den folgenden Jahrzehnten nach Portugal, Schweden, Belgien und Bulgarien vermittelt.

Krieg brachte Zwist in die Familie

Die Familie steigt auf diese Weise zu den führenden Herrscherhäusern Europas auf. Um dann Anfang des 20. Jahrhunderts wieder drastisch abzustürzen: Im Ersten Weltkrieg stehen sich Coburger an allen Fronten gegenüber und kämpfen gegeneinander. Als 1917 in Gotha gebaute deutsche Flugzeuge Bomben über London abwerfen, kappt George V., Enkel von Victoria und Albert und somit ein Coburger, gar die familiären Bande und ändert sogar den Familiennamen in Windsor.

Auch der amtierende König Carl XVI. Gustaf von Schweden, mütterlicherseits aus dem Haus Sachsen-Coburg, beruft sich nur ungern auf seine Abstammung: Sein Großvater Carl Eduard hofierte als aktiver Nazi Adolf Hitler.

Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha spricht auch heikle Punke an

Dass die widersprüchliche Familiengeschichte der Coburger nun so minuziös aufgearbeitet werden kann, ist auch Hubertus, dem Erbprinzen des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha, zu verdanken, bei dessen Hochzeit 2009 sich die versammelte Verwandtschaft wieder traf. Er spricht offen auch über die fragwürdigen Aspekte seiner Familiengeschichte.

Fazit: Eine informative Monarchie-Geschichte ohne Pomp und Glamour, die auch für Nichtroyalisten erhellende historische Zusammenhänge aufzeigt. Durch das große dokumentarische Material wirkt der Abend authentisch, nur einige Szenen wurden mit Schauspielern nachgestellt.

„Königliche Dynastien: Die Coburger“ am Dienstag, 13. Juni, 20.15 Uhr, ZDF