Berlin . Im ZDF-Krimi „Am Ruder“ mimt Wotan Wilke Möhring einen ewigen Pechvogel – und wird zum Opfer einer völlig planlosen Bankräuberin.

Das Schicksal ist Michael Schröder (Wotan Wilke Möhring) nicht wohlgesinnt. Finanziell steht dem ehemaligen Ruderer mit seinem Fitnessstudio das Wasser bis zum Hals. Dass es überhaupt noch läuft, verdankt er seiner steinreichen Ehefrau Elisabeth (Inga Birkenfeld), die seine Rechnungen immer wieder begleicht. Als wäre das nicht genug der Erniedrigung, muss Michael es auch noch dulden, dass Elisabeth vor seinen Augen Sex mit ihrem „Hausfreund“ (Godehard Giese) hat.

Doch Stephan Wagners Film „Am Ruder“ nach einer Kurzgeschichte von Jakob Arjouni will eigentlich kein Ehedrama werden. Denn kaum hat unser trauriger Held in der Bank seinen neuen Kreditvertrag unterzeichnet, wird das Geldinstitut überfallen und Michael vom Täter als Geisel genommen.

Allein gegen die Bank – ein Einzelgänger mit Altweibermaske

Ab sofort befinden wir uns in einem Bankraubfilm. Die Handlung zerfällt dabei logischerweise in zwei Teile, es ergibt sich ein Hin und Her zwischen Polizeikräften draußen und dem oder den Tätern im Gebäude. In den besten Filmen dieser Art steigt dabei automatisch der Spannungspegel, denn meistens sind mehrere Täter involviert, die nicht alle immer berechenbar bleiben.

Hier jedoch handelt es sich lediglich um einen Einzelgänger mit runzliger Altweibermaske, androgyn von Stimme und Gestalt, völlig planlos in seinem Tun. Da hat er etwas gemein mit der Regie dieses Films, dessen Fortgang nun in die Länge gezogen wird, ohne dass wirklich Gravierendes geschehen würde.

Vor der Bank bemüht sich Regisseur Wagner noch um ein wenig zweifelhaften Humor. Die Staatsanwältin (Thelma Buabeng) beispielsweise nervt ihre Umgebung mit deutlichem Magenknurren, weil alle nur mit ihren Pizzas beschäftigt sind und niemand ihr einen Bio-Salat besorgen will. Der Psychologe (Simon Licht) soll erwartungsgemäß den eitlen Frack geben, der alles ein wenig besser wissen muss, schon um seiner Assistentin zu imponieren.

Pechvogel Michael verbündet sich mit Räuberin Nina

In der Bank wird nach ein paar vielversprechenden Ansätzen schließlich nur noch die Zeit bis zum nächsten Ultimatum totgeschlagen. Michael muss noch einmal das Weichei herauskehren, das sich angesichts der Pistole an seinem Kopf vor Angst einnässt. Die offenbar sehr verzweifelte Bankräuberin Nina (Julia Koschitz) lässt nach einer halben Stunde endlich die Maske fallen.

Und schließlich, man ahnt es schon, wittert Pechvogel Michael in der Geiselnahme seine Chance und verbündet sich mit der Räuberin. Dass man so gar nichts weiß von dieser jungen Frau, die völlig laienhaft gegen eine Bank angetreten ist, mildert das Interesse am Geschehen denn auch erheblich. Einfälle wie der, dass Nina sich hemmungslos über das Champagner-Depot im Schreibtisch des Bankdirektors hermacht, helfen da nicht weiter. Wer ausharrt, wird zumindest mit einem Ende konfrontiert, das man so sicher nie erwartet hätte.

Sendetermin: Mittwoch, 7. Juni, 20.15 Uhr, ZDF