Essen. Die Reihe „Filmdebüt im Ersten“ zeigt herausragende Regie-Erstlingswerke. Viele von ihnen spiegeln die Probleme der Generation Y wider.

Der Fernsehsommer, eine Saure-Gurken-Zeit? Kommt drauf an. Zwar sind laue Abende für die Sender kein guter Zeitpunkt, um Großproduktionen zu starten. Dafür lassen sich jetzt verborgene Juwelen entdecken. Etwa in der Reihe „Filmdebüt im Ersten“.

Seit 2001 schon zeigt die ARD unter diesem Motto Erstlingswerke junger Regisseure. Hier feierten bereits namhafte Filmemacher wie „Toni Erdmann“-Star Maren Ade ihre Premiere. Dieses Jahr laufen die zwölf Spielfilmdebüts vom 6. Juni bis 11. Juli immer dienstags am späten Abend.

Krebskranke Hebamme genießt jetzt ihr Leben

Gleich der Auftaktbeitrag „Ohne Dich“ am Dienstag um 22.45 Uhr tanzt ein wenig aus der Reihe: Alexandre Powelz ist mit seinen 47 Jahren kein Nachwuchsregisseur mehr – doch er hatte sich zuvor vor allem mit Kurzfilmen befasst.

Katja Riemann verkörpert in seinem Spielfilmdebüt die Hebamme Rosa, die unheilbar an Krebs erkrankt ist. Mit ihrem Freund Marcel (Charly Hübner) will sie das Leben gerade jetzt in vollen Zügen genießen. Regisseur Alexandre Powelz verwebt in dem Beziehungsreigen drei Liebesgeschichten; Altstar Rolf Hoppe hat einen Gastauftritt als Rosas Vater.

Vorurteile werden gebrochen

Viele Filme der Reihe sind ein Spiegel der Generation Y – so nennen Soziologen die zwischen 1980 und 1999 Geborenen, die mit den neuen Medien groß geworden sind. Ichbezogen, wehleidig und immer auf Sinnsuche – so die Vorurteile, die in den Filmen aufgegriffen und gebrochen werden – immer mit klarer Haltung.

Den wohl ungewöhnlichsten Generationenkonflikt schildert am 11. Juli Benjamin Teske mit seinem von der Kritik gefeierten „Strawberry Bubblegums“ über eine junge Frau, die beim Pornodreh ihrer Mutter (Jasmin Tabatabai) gezeugt wurde und ihren Vater finden will.

Auch die anderen Filme haben es in sich. „Wir Monster“ (20.06.) mit Ulrike C. Tscharre erzählt von Eltern, deren Tochter ein anderes Mädchen getötet haben soll. Die Heldin von „Und morgen Mittag bin ich tot“ (27.06.) erkrankt unheilbar an Mukoviszidose, und in „Die Maßnahme“ (04.07.) von Alexander Costea erschleicht sich ein verdeckter Ermittler die Freundschaft eines mutmaßlichen Mörders.

Filme lassen sich kaum in Schublade stecken

Historisch wird es bei Michal Rogalskis „Unser letzter Sommer“ (13.06.) mit Jonas Nay um eine Freundschaft zwischen einem Polen und einem Deutschen in den letzten Kriegsjahren. Weitere Filme der Debüt-Reihe laufen darüber hinaus in der Nacht zum Mittwoch. Den Auftakt zu dieser Spätschiene macht in der Nacht auf Mittwoch „Agonie“ (00.35 Uhr) des 1989 in Paraguay geborenen David Clay Diaz. Im Mittelpunkt stehen zwei junge Männer – der eine ist ein strebsamer Student, der andere ein partybesessener Kraftsportler, und einer der beiden hat einen Mord auf dem Gewissen.

Allen Filmen gemeinsam ist, dass sie sich kaum in die Schublade Komödie, Drama oder Themenfilm stecken lassen: Unbekümmert mixen die Regisseure Versatzstücke aus Thriller, Melodram, Komödie oder sogar Tanzfilm miteinander. Den roten Faden sieht die betreuende NDR-Redakteurin Sabine Holtgreve so: „Das junge Ich ist in der Krise – erschlagen von der Fülle der Möglichkeiten.“