Berlin. Was geht in der Psyche von US-Präsident Trump vor? Auf diese Frage antwortete bei „Hart aber fair“ unter anderem eine Frau vom Fach.

Die erste Auslandsreise von Donald Trump hat dem US-Präsidenten etwas Ruhe verschafft. Milliardenschwere Rüstungsdeals für Saudi-Arabien und freundliche Gespräche mit Israels Premier Benjamin Netanjahu: Zumindest die ersten Stationen des Trips dürften für Trump erholsam gewesen sein.

Zuhause ist die Situation für ihn derweil weiterhin prekär. Die Russland-Untersuchung bedroht Trumps Präsidentschaft seit Wochen, ein Ende ist nicht absehbar. Schon wird nach der Einsetzung eines Sonderermittlers perspektivisch von einer Amtsenthebung geraunt. Doch was tut Trump, wenn er sich weiter in die Ecke gedrängt fühlt? Und was treibt ihn an? Diese Frage stellte am Montagabend Frank Plasberg bei „Hart aber fair“ seinen Gästen.

Die Analyse der Psychotherapeutin

Die interessantes Perspektive auf das Thema lieferte die Psychotherapeutin und Psychologin Bärbel Wardetzki. „Es wirkt so, als ob Trump nicht unbedingt Präsident sein will“, begann die Psychotherapeutin ihre Analyse. Zumindest gehe es ihm nicht darum, etwas für das Gemeinwohl zu erreichen.

Vielmehr lebe Trump in einem eigenen Kosmos, in dem es letztlich nur um das gehe, was ihm nutze, befand Wardetzki. „Trump hat die Wähler dazu verführt, ihm ihre Stimme zu geben. Jetzt interessiert er sich nicht mehr für sie.“ Damit sei er ein typischer Narzisst.

Was treibt den US-Präsidenten an?

Der überwiegende Teil der Amerikaner lehnt Trump zwar mittlerweile ab, seine Anhänger aber stehen weiter zu ihm. Diesen Umstand beschrieb Wardetzki mit „narzisstischer Ausbeutung“: Zwar seien Menschen wie der US-Präsident eigentlich nicht sehr einfühlend, doch könnten sie die Bedürfnisse ihres Gegenübers strategisch erkennen ausnutzen, erklärte die Psychotherapeutin. So sei Trump zu all jenen durchgedrungen, die sich nicht mehr gesehen und gehört fühlten. Diese Menschen würden nun die Kritik an ihrem Präsidenten kurzerhand ausblenden, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Doch was folgt daraus, wenn Trump ein Narzisst ist? „Hinter vielen narzisstischen Strukturen steckt ein emotional verwahrlostes Kind, das aufmerksam braucht“, sagte Wardetzki. Solche Menschen hätten keine Identität und kein Selbstwertgefühl und würden sich aus Selbstschutz groß machen. Am Ende rühre daher auch Trumps extreme Gereiztheit: Kritik an der eigenen Person berühre die Verzweiflung und führe zu einer heftigen Reaktion.

Gab es den entscheidenden Moment?

Über diesen Prozess leitete Wardetzki schließlich Trumps eigentliches Motiv ab: Nicht Macht sondern Rache treibe den US-Präsidenten an. Rache am politischen Establishment, das ihn so lange nicht ernstnahm und verhöhnte.

Tatsächlich gibt es einen Moment, der schon früher als möglicher Auslöser von Trumps Präsidentschaftskandidatur gehandelt wurde. Im Frühjahr 2011 hatte der damalige US-Präsident Obama Behauptungen bezüglich seiner Herkunft wiederlegt. Bei einer Abendveranstaltung, bei der auch Trump anwesend war, überzog Obama diesen mit exzellent pointierter Häme, weil Trump die Herkunft Obamas besonders in Frage gestellt hatte.

Das Fazit

Möglicherweise ist es müßig, darüber zu spekulieren, ob dieser Moment tatsächlich etwas veränderte. Auch haben die seit der Amtseinführung vielfach vorgetragenen Fernanalysen des US-Präsidenten stets einen leicht windigen Charakter.

Am Ende war die Perspektive der Psychologin dennoch die interessanteste, zumal sich die restlichen Gäste überwiegend in der üblichen Beschreibung der Vorgänge ergingen. Für alle Pessimisten hatte Wardetzki zum Abschluss zudem eine gute Nachricht parat: „Ich glaube nicht, dass Trump noch einmal kandidieren will.“