Berlin. Ungleiche Nachbarn: „Zaun an Zaun“ raufen sich Chaotin und Spießer zusammen. Die ungewöhnliche ARD-Liebeskomödie bricht mit Klischees.

Eine friedliche Gartenstadt in München, ein Doppelhaus. „Zaun an Zaun“ – wie der Titel der Komödie es benennt – wohnen darin ein Witwer und eine verlassene Ehefrau. Das als Ausgangspunkt gäbe alleine schon Stoff für eine turbulente Liebesgeschichte unter nicht mehr blutjungen, unfreiwilligen Singles – Happy End wahrscheinlich. Aber diese Komödie ist etwas komplexer und bricht mit den Klischees: Er ist türkischstämmig – und ziemlich spießig. Sie ist Urdeutsche – und eine Chaotin.

Kenan Ataman (Adnan Maral) und Lissi Weidinger (Esther Schweins) sind im Grunde wie Feuer und Wasser: Er ist als Bauleiter ein Machertyp, aber pingeliger noch als jeder Putzteufel. Sie schreibt Arztromane. Das heißt, eigentlich schreibt sie gerade gar nichts. Seitdem ihr Verlegergatte sie betrog, steckt sie im Kreativstau. Als eines Tages der Zwangsvollzieher vor der Tür steht, weil sie mit den Hypothekenzahlungen im Rückstand ist, beschließt er, sich in ihr Leben zu mischen. Schließlich geht es auch um sein Heim: Wenn sie das Haus verliert, muss er womöglich als Mieter ausziehen. Und das will er auf keinen Fall.

Beginn einer Freundschaft

So kommt zusammen, was sich in 15 Jahren Nachbarschaft bisher aus dem Weg ging: Türkische Tatkraft trifft auf deutsche Originalität, um die Zwangsversteigerung abzuwenden. Der Film wird vom Ersten als „Cross-Culture-Komödie“ vermarktet. Das bedeutet, dass immer wieder kulturelle Gepflogenheiten aufs Korn genommen werden. Kenan zum Beispiel schenkt seiner Vermieterin einen Mehrfachstecker „made in Germany“, als mal wieder der Strom ausfällt. Doch ausgerechnet dieser Stecker ist die Ursache für einen späteren Zimmerbrand.

Solche Details werden wohldosiert eingestreut. Dabei entwickeln sich mal erhellend-witzige, dann wieder zart-romantische Momente. Das Ganze ist natürlich auch ein bisschen dick aufgetragen. Das ungleiche Paar wirkt oft so, als sei es gerade einem überdrehten Liebeskitschroman entsprungen: Zu schön, um echt zu sein.

Kreativität und Talent

So darf es aber auch sein in einem Film, in dem die Hauptrolle ihr Geld immerhin durch Liebesromane verdient. Adnan Maral („Türkisch für Anfänger“) kann sich dabei als sensibler Vorzeige-Migrant wacker gegen das charmant-kokette Spiel von Esther Schweins behaupten. Außerdem lieferte der 48-Jährige Idee und Teile des Drehbuchs, für das sich Mike Viebrock und Enno Reese hauptverantwortlich zeichneten.

Die Schreiber jedenfalls beweisen Kreativität und Talent. Denn auf unaufdringliche, aber deutliche Weise vermittelt diese Liebeskomödie unter der Regie von Peter Gersina eine universelle Botschaft: Zusammenleben könnte klappen, wenn sich Gegensätze füreinander interessieren, das Beste des anderen zu eigen machen und ansonsten einander sein lassen, wie er oder sie ist. Dann kommt’s auch zum Happy End.

Fazit: Eine ungewöhnliche Komödie, die Vorurteile gegenüber Nachbarn und Fremden gegen den Strich bürstet.

ARD, Freitag, 19. Mai, 20.15 Uhr