Der Krimi „Goster“ ist schräger ARD-Thriller mit starken Schauspielern und kunstvollen Comic-Elementen. Der Regisseur setzt auf Ironie.

Polizisten erleben in ihrer Laufbahn die seltsamsten Fälle. Doch das, was hier passiert, ist noch ein wenig seltsamer: Kommissar Goster sucht einen Mörder und fragt sich: Kann es sein, dass sich eine Waffe selbstständig gemacht hat und allein geschossen hat?

Eine Waffe ist auch nur ein Mensch – jedenfalls im Gedankenkosmos des merkwürdigen Ermittlers und Antihelden dieses Krimis, der dem Zuschauer am späten Dienstagabend erstklassige Unterhaltung präsentiert: „Goster“ – ein wenig irreführend unter der Rubrik „Mysterythriller“ eingeordnet – ist ein schräger Typ in einem schrägen Film, der auf ganzer Linie überrascht. Wer ungewöhnliche Erzählweisen schätzt und wach bleibt, wird mit einer Krimikomödie voller feiner Ironie belohnt.

Mensch mit Macken

Goster (Bruno Cathomas) und ein Verdächtiger (Luc Feit).
Goster (Bruno Cathomas) und ein Verdächtiger (Luc Feit). © HR/Katrin Denkewitz | HR/Katrin Denkewitz

Goster, dieser ernste, dickliche Mann, steckt voller Neurosen und kommt dem Zuschauer (trotzdem oder deshalb?) wie ein guter Bekannter vor. Kein Nachfahre also des auf Karikatur gezüchteten TV-Psychos Monk, sondern ein Mensch mit Macken, der keine Angst vor Gaunern, aber vor seiner philosophierenden Putzfrau hat. Das Besondere ist: In diesem Film wird das Verrückte zu einem Teil der Normalität, auch wenn Pistolen scheinbar von allein schießen.

So originell die Figur des Ermittlers angelegt ist, so außergewöhnlich ist auch die Erzählweise. Hier wird der Zuschauer nicht mit langatmigen Szenen genervt, in denen die Polizisten ins Auto steigen, zum Tatort fahren, Tür auf, Tür zu. Nein, hier folgt scheinbar übergangslos Szene auf Szene; nur ein Geräusch, das sich ein wenig wie das Öffnen eines Reißverschlusses anhört, unterstreicht die neue Bildfolge.

Tanzschritte üben

Dazu ein Soundtrack, der süchtig macht: Akkordeonmusik, sanfte Tangoklänge, zu denen der Kommissar in seiner Wohnung Tanzschritte übt. Grandios, wie der Schweizer Schauspieler Bruno Cathomas, der ein bisschen an Obelix erinnert, durch die Küche tänzelt. Es ist so komisch und traurig zugleich, was dieser einsame Wolf da veranstaltet. Auf jeden Fall ist es von großer Poesie.

In der Verfilmung einer Novelle von Gerd Zahner gibt es natürlich auch noch eine Krimihandlung. Da ist ein Toter, hinter dessen Ohr eine Geranienblüte klemmt, und da ist dann doch noch ein Verdächtiger, der – auch schön ausgefallen – aus der „Gemeinschaft der Nackten“ stammen soll.

Herzinfarkt durch Knall

Irgendwann fallen Schüsse, eine Kugel trifft einen Polizisten. Der Kommissar selbst erleidet durch den Knall einen Herzinfarkt. Doch er kommt schnell zu sich. Bei seinen Ermittlungen stoßen Goster und seine Kollegin Hannelore Klost (faszinierend frech: Julia Riedler), die ebenso gaga und deshalb so glaubwürdig erscheint, auf eine merkwürdige Sexdate-Internetseite. Goster glaubt trotz allem, dass es die Waffen selbst sind, die auf die Menschen schießen. Seine Psychologin jedoch rät ihm, das bloß nicht zu laut zu sagen.

Fazit: Alles in diesem Film von Regisseur Didi Danquart ist erste Klasse. Besonders auch die gezeichneten Elemente aus der Feder des Illustrators Fufu Frauenwahl: Wie von Geisterhand verwandeln sich Filmszenen in kunstvolle Comic-Bilder. Das Surreale wirkt hier deutlich realer als der Realismus üblicher Krimis.

ARD, Dienstag, 16. Mai, 23 Uhr