Graz. Der ZDF-Heimatfilm „Treibjagd im Dorf“ erzählt, wie grausam eine Gruppe sein kann. Der Film holt aus diesem Thema aber zu wenig raus.

Die Sonne scheint auf satte grüne Wiesen, die Berge liefern eine imposante Kulisse: Österreichs Steiermark kann das Paradies auf Erden sein. Gleichzeitig offenbaren sich im Schatten der Idylle menschliche Abgründe. Das ist der Stoff, aus dem Publikumserfolge im TV gemacht werden – und auf dem der Film „Die Fremde und das Dorf“, der vor vier Jahren gezeigt wurde, basierte. Weil er so erfolgreich war, wurde die Koproduktion von ZDF und ORF zu einer Reihe ausgebaut.

Teil zwei lief 2016 unter dem Titel „Ein Geheimnis im Dorf – Schwester und Bruder“, jetzt folgt mit „Treibjagd im Dorf“ der dritte Ausflug in die kleine Gemeinde.

Dem Wahn verfallen

Auch Zuschauer, die sich die beiden Vorgängerfilme nicht angesehen haben, können der Geschichte folgen. Und die beginnt harmlos: Anton Wolf (August Schmölzer) fährt mit seinem 13-jährigen Enkel Franzi (Enzo Gaier) zu einem Steinbruch, um dort auf Flaschen zu schießen. Die Sache geht schief. Der ungeübte Junge schießt aus Versehen auf seinen Großvater, und der bricht zusammen. Ist er tot? Franzi läuft in Panik davon, aber sein Opa kann sich bis zur nächsten Straße schleppen und wird ins Krankenhaus gebracht.

Ermittlerin Seren Haran (Edita Malovcic) bei der Arbeit.
Ermittlerin Seren Haran (Edita Malovcic) bei der Arbeit. © ZDF und Andrea Mayer-Rinner | Andrea Mayer-Rinner

Nach ein paar Tagen aber erliegt er den Verletzungen. Kurz vor seinem Tod zeigt er vom Krankenbett auf seinen Sohn Franz (Max von Thun). Für Antons Lebensgefährtin Erna (Franziska Walser) ist dies ein klarer Beweis dafür, dass Franz der Täter ist, sie bringt das böse Gerücht in Umlauf.

Auch die Dorfgemeinschaft ist bald der Meinung. Sie schaukeln sich in ihrem Hass auf den vermeintlichen Mörder immer weiter hoch, Franz wird zum Ausgestoßenen. Selbst seine Frau Irene (Franziska Weisz) rückt von ihm ab.

Wenige Spannungsmomente

Wie der Titel verrät, geht es in „Treibjagd im Dorf“ (Buch: Konstanze Breitebner, Regie: Peter Keglevic) nicht um die Suche nach dem Täter. Den kennen die Zuschauer von Anfang an. Erzählt wird vielmehr davon, wie sich eine Gemeinschaft gegen einen Unschuldigen zusammenschließt und in ihrem Wahn nicht mehr an Aufklärung interessiert ist, nicht zuhört, Fakten ignoriert. Leider bleiben diese Betrachtungen an der Oberfläche. Die Psychologie der Figuren sowie die Dynamik der Ereignisse werden nicht besonders genau erkundet. Vielleicht wäre es deshalb auch besser gewesen, den Täter erst am Ende zu verraten. Das hätte der Produktion zumindest ein Spannungsmoment verpasst.

Josef (Manuel Rubey) sucht bei den verschlossenen Bewohnern Antworten .
Josef (Manuel Rubey) sucht bei den verschlossenen Bewohnern Antworten . © ZDF und Andrea Mayer-Rinner | Andrea Mayer-Rinner

Nun schaut man der Ermittlerin Seren Haran (Edita Malovcic) emotionslos bei ihrer Arbeit zu. Irgendwann nimmt die Geschichte doch noch ein bisschen Fahrt auf, als bei der Beerdigung eine unbekannte Frau (Nicole Beutler) auftaucht. Nach Lüftung ihrer Identität wird sie von Josef (Manuel Rubey), dem Bruder von Franz, angefeindet. Da raucht richtig die Luft – und dadurch fällt erst recht auf, wie behäbig es bis dahin zuging. Aber: Fortsetzung folgt, die Vorbereitungen zum Dreh eines vierten Films dieser Reihe laufen bereits.

Fazit: Das interessant gewählte Thema dieses Heimatfilms wird zu oberflächlich erzählt, die Charaktere bleiben blass.

Montag, 15. Mai, 20.15 Uhr, ZDF