Ängste, Selbstzweifel, Lebenslügen. Die ARD-Komödie „Leichtmatrosen“ zeigt die Suche nach dem Sinn des Lebens in den Mittdreißigern.

„Gibt es ein richtiges Leben im falschen?“ Für Henner (Stephan Szász) bringt es nichts, sich mit den Thesen Adornos zu beschäftigen, solange er auf seine viel drängendere Frage keine Antwort findet: Gibt es überhaupt ein richtiges Leben? Bislang weiß Henner nur, dass er ein für ihn falsches Leben führt. Sonntag für Sonntag predigt der evangelische Pastor seiner Gemeinde von Gott – und hat doch selbst schon vor langer Zeit seinen Glauben verloren.

Am Ende einer wundersamen Abenteuerfahrt hat Henner zwar nicht den Glauben an Gott wiedererlangt, wohl aber den Glauben an sich und damit die Hoffnung, dass sich ein anderes Leben als das zumindest richtigere erweist. Voller Hoffnung und Zuversicht sind auch seine neuen Freunde Finke (Golo Euler) und Simon (Gabriel Merz), die nach dem gemeinsamen Kurzurlaub ebenfalls nicht mehr die alten sind.

Leicht und tragisch

Mag der Titel auch Assoziationen wecken an „Drei Mann in einem Boot“ (1961) mit Heinz Erhardt, Walter Giller und Hans-Joachim Kulenkampff – mit diesem Filmklamauk hat „Leichtmatrosen – Drei Mann in einem Boot“ nichts gemein. Regisseur Stefan Hering und Drehbuchautorin Silja Clemens haben Tom Liehrs Roman kongenial umgesetzt und eine herrliche Komödie geschaffen, die leicht ist und dabei die tragischen Seiten des Lebens nicht übertüncht, die voll schräger Ideen ist und dabei selbst in lauten Momenten erfreulich leise bleibt.

Cora (Susanne Bormann) wollte schon immer einmal mit dem Hausboot fahren.
Cora (Susanne Bormann) wollte schon immer einmal mit dem Hausboot fahren. © SWR/Flare Film/Hardy Spitz | SWR/Flare Film/Hardy Spitz

Das Flaggensignal steht nie auf „Lustig“. Das Roadmovie auf der Wasserstraße beginnt in Stuttgart. Finke schenkt seiner Freundin Cora (Susanne Bormann) eine Hausboot-Fahrt auf der Havel. Doch dann stellt Cora fest, dass sie schwanger ist, und weil er nicht erwartungsgemäß begeistert reagiert, macht sie Schluss.

Jede Menge Sorgen

Um den schon bezahlten Trip zu retten, heuert Finke zwei Bekannte aus dem Badminton-Verein an: Henner und den verschuldeten Handwerker Simon, dem sein Auftraggeber Werner (köstlich als schwäbelnder Provinz-Rocker: Michael Gaedt) im Nacken sitzt.

Ängste, Selbstzweifel, Lebenslügen, Verantwortungsscheue und jede Menge Sorgen gehören zum Bordgepäck der Mittdreißiger, die sich erst mühsam kennenlernen müssen und sich dann leidvoll, aber umso herzlicher zusammenraufen. Ruhig fließt die romantische Havel, ruhig steuert Hering seine Protagonisten durch die Untiefen und Widrigkeiten der Schifffahrt dem Ziel entgegen, das zwar Müritz heißt, tatsächlich aber Selbsterkenntnis und Mut zur Konsequenz bedeutet.

Grandiose Hauptdarsteller

Einfühlsam beleuchtet die Komödie kleine und große, echte oder empfundene Katastrophen des Lebens – und was man dagegen tun kann. Die drei wunderbaren Hauptdarsteller, die grandios auf dem schmalen Grat des Tragikomischen agieren, sind dabei ein Glücksfall für den Zuschauer. Dass den Leichtmatrosen zum Schluss eine „Rundum sorglos“-Versicherung den Einstieg in ein neues, „richtigeres“ Leben erleichtert – man gönnt es ihnen von Herzen.

Fazit: Die tiefschichtige, von großartigen Darstellern getragene Komödie ist eine Insel im Meer der 08/15-Fernsehunterhaltung.

ARD, Freitag, 12. Mai, um 20.15 Uhr