Berlin. Hans-Joachim Heist ist als „Gernot Hassknecht“ in der „heute-show“ bekannt geworden. In der ARD zeigt er nun eine ganz andere Seite.
Er ist der Inbegriff des deutschen Spießers: Das Hemd spannt über dem Bauch, auf dem Kopf hat er kaum noch Haare, und als dieser Herbert Baumann, Bauunternehmer aus Kassel, in seinem Kombi in Amsterdam eintrifft, holt er erst mal einen Handstaubsauger aus dem Kofferraum – seine Frau hat auf den Beifahrersitz gekrümelt!
Hans-Joachim Heist (68) ist die perfekte Besetzung für diese Mustersammlung deutscher Stereotype. Bis vor wenigen Jahren saß der Hesse für die SPD im Stadtrat von Pfungstadt. Seit Heist als Wutbürger „Gernot Hassknecht“ aus der Satiresendung „heute-show“ zur Kultfigur avanciert ist, erlebt der Schauspieler einen späten Karriereschub.
Vor „Gernot Hassknecht“ war Heist ein unbekannter Darsteller
Als Hassknecht, der zunächst im üblichen Kommentarphrasenton über Tagespolitik säuselt und dann – hochkomisch – urplötzlich aus der Haut fährt, kennen ihn Millionen. Nun wird er für Hauptrollen besetzt. „Jahrelang habe ich vor allem Nebenrollen gespielt“, sagt der zweifache Vater, der bereits in mehr als 70 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen war.
Mittlerweile wird Hans-Joachim Heist in Talkshows eingeladen, tourt mit einem Hassknecht-Bühnenprogramm durch die Stadthallen und darf an der Seite prominenter Schauspielerkollegen drehen. „Das ist wie früher Regionalliga, heute Bundesliga“, frohlockt Heist.
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Plötzlich ist das Verhältnis zum Vater zerrüttet
In dem Gute-Laune-Komödchen „Verliebt in Amsterdam“ ist er nun zusammen mit Rita Russek (64) und Vladimir Burlakov (29) zu sehen. Heist bringt darin das Leben seines Filmsohns gehörig durcheinander: Der junge Immobilienanwalt Max Baumann (Burlakov) hat seine Verlobte daheim sitzen lassen und ist vor dem drohenden Kleinbürger-Glück in Nordhessen in die niederländische Hauptstadt geflohen, um Karriere zu machen.
Dann überschlagen sich die Ereignisse, und daran ist vor allem sein Vater schuld. Der kommt nämlich mit Frau Dorothea (Russek) zu einem Überraschungsbesuch nach Amsterdam, um Max’ Geburtstag zu feiern und den Jungen zur Heimkehr nach Kassel zu überreden. Abends in einer Bar lernt Max dann die entspannte Holländerin Sophie (Bracha van Doesburgh) kennen, in die er sich schnell verknallt. Vier Tage später ist alles anders: Max ist seinen Job los, Sophie lehnt seinen Heiratsantrag ab, und das Verhältnis zum Vater ist zerrüttet.
Der Schweizer Regisseur Florian Froschmayer setzt die von Thomas Kirdorf erdachte Geschichte als Konfrontation der Kulturen in Szene: hier die lässigen Holländer, dort die humorlosen Deutschen. „Mit Fleisch, ohne Stäbchen“, gibt Vater Baumann barsch die kulinarischen Kriterien vor, als die Familie über die Auswahl eines Restaurants diskutiert.
Hans-Joachim Heist beweist in seiner Rolle, dass er einen Film tragen kann. „Es hätte zehn, 20 Jahre früher passieren können“, sagt Heist über seine späte Entdeckung. „Aber Hauptsache, es ist passiert.“
Fazit: Überraschungsarm und bescheiden witzig, aber dank der sympathischen Darsteller und schönen Amsterdam-Bildern charmant.
• ARD, Freitag, 28. April, 20.15 Uhr