Anna Schudt spielt im Film „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ Gaby Köster. Die echte Köster findet, das Ergebnis lässt sich sehen.

Sie war dann mal weg. Dreieinhalb Jahre lang. Nicht freiwillig, sondern krankheitsbedingt. Schlaganfall, Lebensgefahr, bei null anfangen, nicht aufgeben, zurückkehren. Erst ins Leben, dann ins Rampenlicht. Gaby Köster hat über all das ein Buch geschrieben: „Ein Schnupfen hätte auch gereicht.“ RTL – wer auch sonst? – hat Kösters Schicksal nun verfilmt. Nicht mit ihr selbst in der Hauptrolle, sondern mit einer grandiosen Anna Schudt.

Natürlich hat Schudt anfangs überlegt, ob sie die Rolle annimmt. Weil das schon „eine echte Herausforderung“ ist, jemanden zu spielen, der noch lebt und noch dazu auch enorm bekannt ist. „Da haben die Zuschauer ja den direkten Vergleich.“ Und einfach nur „nachmachen“, sagt Schudt, wollte sie die Kölnerin nicht. Sie wollte eine Figur kreieren, die Köster so nah wie möglich kommt, aber trotzdem fiktiv bleibt. Keine Köster-Kopie, sondern „Köster plus x“. Wobei x in diesem Fall für Schudt steht. „Ich kann mich als Person ja nicht ausschalten.“

Vier Stunden in der Maske

Innerlich nicht, äußerlich schon. Im Schnitt vier Stunden hat Anna Schudt an jedem Drehtag in der Maske gesessen, um sich zu verwandeln. Und als die Maskenbildnerin vor den ersten Aufnahmen erstmals fertig war, „da waren wir alle völlig geflasht“, sagt die 43-Jährige. Was man schon nach den ersten Minuten des Films verstehen kann. Archivaufnahmen der echten werden da mit Bildern der falschen Köster im Krankenwagen gemischt. Und man muss schon genau hinsehen, um herauszufinden, wer am Ende wer ist.

Anna Schuldt als Gaby Köster.
Anna Schuldt als Gaby Köster. © rtl | rtl

Doch nicht nur wegen der großen Ähnlichkeit hat Schudt mitgemacht. „Auch weil die Freiheit da war, Gaby Köster so zu spielen, wie sie nie zuvor jemand erlebt hat.“ Krank und schwach, frustriert und genervt, bangend und hoffend in der eng begrenzten Welt der Klinik. In der sie anfangs nur stammeln, lange nicht laufen kann. In der das Gesicht schief ist und eine Seite ihres Körpers taub. Die kranke Köster ist eine Rolle, in der man glänzen kann, aber dabei nicht glänzend aussieht. Für Schudt kein Problem.

Akribische Vorbereitung

„Ich bin nicht erpicht darauf, vor der Kamera nur meine Schokoladenseite zu zeigen. Sonst wäre ich Moderatorin geworden.“ Aber weil sich Gaby Köster in ihrem Buch selbst in diesen schweren Zeiten in gewisser Weise treu bleibt, den Kampf auf- und den Mund schon bald wieder recht voll nimmt, um ihre Unsicherheit zu überspielen, muss sich Schudt akribisch vorbereiten. „Ich habe alles inhaliert, was ich bekommen konnte über Gaby.“

Sie schaut alte TV-Folgen, hört Live-Mitschnitte, liest Schlaganfallstudien, vor allem aber spricht sie mehrfach mit der Frau, die sie spielen soll. „Sie hat mir einige Geheimnisse verraten, die nicht in ihrem Buch standen. Das hat mir sehr geholfen.“ Genau wie der „Kölsch-Coach“, mit dem die Frau aus Konstanz zwei Monate lang jeden zweiten Tag übt, um Kösters Dialekt und Sprachstil zu erlernen.

Zweiter Handlungsstrang

Allein auf die Buchvorlage und Hauptdarstellerin verlassen wollte sich Produzent Michael Souvignier aber nicht. Deshalb entrollt das Drehbuch im Film einen zweiten Handlungsstrang um die Physio-Therapeutin Jaqueline „Jacky“ Amboss (Jasmin Schwiers). Sie ist, was Köster früher in ihrer TV-Serie war.

Schauspielerin Jasmin Schwiers spielt Physiotherapeutin Jacky.
Schauspielerin Jasmin Schwiers spielt Physiotherapeutin Jacky. © dpa | Henning Kaiser

Eine hart arbeitende Frau mit wenig Geld und ganz viel Herz. Mit weichem Kern unter rauer Schale, hilft sie ihrer prominenten, aber immer kratzbürstiger werdenden Patientin, wieder auf die Beine zu kommen. Nicht unsympathisch, aber immer ein wenig im Schatten der fantastisch spielenden Schudt. Schade nur, dass das Drehbuch rund um dieses starke Frauenduo so schwache Nebenfiguren drapiert und übertrieben kitschige Traumsequenzen einstreut.

Nichts zu meckern

Am Ende fährt Köster zu ihrem ersten öffentlichen Auftritt, die Nachbarn stehen Spalier und klatschen, eine Stimme aus dem Off zitiert Glückskeks-Sprüche wie „Ihr dürft euer Ziel niemals aus den Augen verlieren“. Und dann singt Conchita Wurst auch noch „Rise Like A Phoenix“. Spätestens dann möchte man bei RTL anrufen und fragen: „Geht’s nicht auch ein paar Nummern kleiner?“

Die echte Gaby Köster hat allerdings nichts zu meckern. Als alles abgedreht ist, sitzen sie und Schudt gemeinsam auf dem Sofa und schauen sich das Ergebnis an. „Ich war schweißgebadet“, erinnert sich Schudt. Schnell gibt es Entwarnung. Köster ist zufrieden, sogar „erleichtert, dass sie diesen Schritt gegangen ist“. Schudt atmet auf, hakt das Thema aber nach Ende der Dreharbeiten nicht ab. Zu spielen, wie es ist, „alles neu zu erlernen, was eigentlich selbstverständlich war, das hat mich länger beschäftigt“.

Fazit: Tolle Hauptdarstellerin kämpft gegen durchschnittliches Drehbuch.

RTL, Karfreitag, 14. April, um 20.15 Uhr