Berlin. Eine Komödie, die erst richtig peinlich ist, später aber sehenswert wird: Anja Kling landet wider Willen in einem „Zweibettzimmer“.

Konstanze (Anja Kling) ist Anfang 40, zweifache Mutter, Oberärztin der Kardiologie, bestens organisiert und steht in ihrem stressigen Alltag ständig unter Strom. Doch dann stürzt sie unglücklich in einem Treppenhaus und bricht sich ein Bein – Rehaklinik! Dort muss sich Konstanze ein Zimmer mit der vollkommen anders gestrickten Patientin Jacqueline (Carol Schuler) teilen. Was die beiden während der Reha miteinander erleben, erzählt der ZDF-Film „Zweibettzimmer“.

Sie sind ein putziges Paar: Jacqueline ist laut, schrill, hat auffällig lackierte Fingernägel sowie drei Kinder von drei Männern. Sie schlägt sich mit Minijobs durch. Konstanze ist entsetzt, sofort gerät sie mit ihrer Leidensgenossin aneinander. Die Komödie basiert auf dem Roman „Ziemlich beste Freundinnen“ von Astrid Ruppert, die auch das Drehbuch schrieb. Regie führte die Grimme-Preisträgerin Isabel Kleefeld.

Fremdschäm-Szenen zu Beginn

Konstanze (Anja Kling) ist völlig perplex. Sie ist die Treppen hinuntergefallen und wurde sogar operiert. Soll sie jetzt wirklich für mehrere Wochen im Krankenhaus bleiben?
Konstanze (Anja Kling) ist völlig perplex. Sie ist die Treppen hinuntergefallen und wurde sogar operiert. Soll sie jetzt wirklich für mehrere Wochen im Krankenhaus bleiben? © ZDF und Conny Klein | ZDF/Conny Klein

Zunächst sieht es so aus, als würden sie den Film in den Sand setzen. Beim ersten Aufeinandertreffen der Protagonistinnen in der Rehaklinik möchte man den Fernseher am liebsten sofort ausschalten, da passt wirklich gar nichts. Während die Rolle der etwas einfach gestrickten Jacqueline von der Schweizerin Carol Schuler überzogen komödiantisch angelegt ist, agiert Anja Kling ohne jeden Witz und blickt die meiste Zeit sauertöpfisch in die Gegend. Vermutlich soll sich aus diesem Gegensatz eine spannende Reibung ergeben, aber der Versuch misslingt.

Es scheint eher so, als wären hier zwei Figuren aus zwei völlig unterschiedlichen Filmen zusammengeschnitten worden. Die Szenen laden anfangs vor allem zum Fremdschämen für schwache Dialoge, die plakative Darstellung der Charaktere sowie die allgemeine Ideenarmut ein. So weiß Jacqueline nicht, wie man „Prosecco“ ausspricht und sagt „Prosetscho“. Ein Witz, der wohl schon von sämtlichen Comedians des Landes gerissen wurde.

Plötzlich kommt die Wende zum Guten

Von Beginn an ist klar, dass die Frauen sich anfreunden werden. Als das irgendwann endlich passiert, vollzieht der Film eine überraschend erfreuliche Entwicklung. Die Figuren werden einfühlsamer und nicht mehr holzschnittartig dargestellt. Die Frauen beginnen, sich gegenseitig zu verstehen, andere Sichtweisen und Vorstellungen vom Leben zu akzeptieren. Sie trinken, kiffen und singen zusammen. Manche Szenen gehen direkt ans Herz.

Konstanze und Jacqueline (Carol Schuler, r.) haben sich wieder vertragen und entspannen zusammen im Garten der Reha-Klinik. Ob die Ruhe zwischen den beiden dieses Mal anhält?
Konstanze und Jacqueline (Carol Schuler, r.) haben sich wieder vertragen und entspannen zusammen im Garten der Reha-Klinik. Ob die Ruhe zwischen den beiden dieses Mal anhält? © ZDF und Conny Klein | ZDF/Conny Klein

Damit war nach der ärgerlichen ersten Hälfte überhaupt nicht mehr zu rechnen. Die erfolgreiche Konstanze gibt dabei zunehmend ihre Sorgen preis. Sie ist frisch von ihrem untreuen Mann Philip (Stephan Kampwirth) geschieden. Nun kümmert der sich während ihrer Abwesenheit um ihre zwei gemeinsamen Kinder. Es scheint, als würden diese ihre Mutter kaum vermissen. Und auch Jacqueline nimmt nicht immer alles so leicht und locker, wie sie vorgibt. So viel sei vorweggenommen: Ein einfaches oder gar kitschiges Happy End wird den frischgebackenen Freundinnen zum Glück nicht beschert.

Fazit: Wer die misslungene erste Hälfte übersteht, wird mit einer anrührenden Geschichte über eine neue Freundschaft und die Härten des Lebens belohnt.

Montag, 10. April
, ZDF, 20.15 Uhr