Berlin. Thiel wurde in „Fangschuss“ von einer angeblichen Tochter besucht. Nicht die erste Überraschung aus der Vergangenheit der Ermittler.
Eigentlich lässt sich Frank Thiel (gespielt von Axel Prahl) ja durch nichts so schnell aus der Ruhe bringen. Doch bei der Überraschung, die am Sonntag im Fall „Fangschuss“ vor seiner Tür wartete, geriet der Münsteraner Kult-Ermittler ziemlich aus der Fassung.
Die Überraschung hatte blaue Haare, war Anfang 20 und meinte, sie sei seine Tochter. Erst relativ spät in der Ermittlung bewies ein DNA-Test, dass Leila Wagner (Janina Fautz) nicht aus Thiels Liebschaft mit einer gewissen Biggi hervorgegangen ist. Aber es reichte aus, um so manchen „Tatort“-Fan ins Grübeln zu bringen.
Sollte es möglich sein, dass Thiel und Boerne (Jan Josef Liefers), die beiden Lieblings-Ermittler der Deutschen, auch nach 15 Jahren am „Tatort“ Münster noch so große Geheimnisse vor uns haben können? Wir haben uns durch die Biografien des Duos gewühlt und weitere Aufreger aus den mittlerweile 31 Fällen zusammengetragen.
Ein Doppelmord am „Tatort“ in Münster
1.) Ja, Thiel ist Vater
Sicherlich wäre es für den armen Thiel eine ganz schöne Überraschung gewesen, wenn Leila Wagner tatsächlich seine Tochter gewesen wäre. Komplettes Neuland wäre die Vaterschaft für ihn aber nicht gewesen. Denn er hat bereits einen Sohn.
Thiels Familiengeschichte wurde lange nicht mehr thematisiert, war aber in den ersten Folgen des Münster-„Tatorts“ noch relativ regelmäßig am Rande erwähnt worden. Gesehen haben wir Thiels Familie allerdings nie. Denn seine Ex-Frau Susanne ist mit dem gemeinsamen Sohn nach Neuseeland ausgewandert. Letzterer war in den ersten Folgen zwölf Jahre alt, müsste also heute ein Mittzwanziger sein.
Thiel hat es zu Beginn der Krimireihe immer noch mit Anrufen versucht, auch wollte er seinem Sohn mal ein Geschenk zum Geburtstag zukommen lassen. Dass er bei den Telefonaten oft vergessen hat, die Zeitverschiebung in Neuseeland mit einzurechnen, fand seine Ex-Frau allerdings nicht wirklich gut. Vielleicht war das auch der Grund, warum wir ewig nichts mehr von ihr und Lukas gehört haben.
2.) Thiel war mal mit Boerne verheiratet
Auch Boerne war mal verheiratet, seine Ex-Frau brannte allerdings mit ihrem Therapeuten durch. Weder der Professor noch Thiel hatten, so lange wir sie kennen, ernsthafte Liebes-Beziehungen mit Frauen. Und da sie sich eh schon oft genug aufführen, als seien sie ein altes Ehepaar, war es gar nicht so verwunderlich, dass die beiden im Trailer zu ihrem Fall „Erkläre Chimäre“ auf einmal auf Hochzeitsfotos zu sehen waren – als Paar.
Letztlich war das Ganze aber dann doch nicht ganz so ernst. Boerne hatte die Ehe mit Thiel nur inszeniert, um sich bei einem homosexuellen Onkel aus den USA einzuschmeicheln. Schließlich hatte dieser in absehbarer Zeit ein Erbe zu vergeben. Leider werden wir Thiel und Boerne wohl nie wieder in dieser urkomischen Konstellation sehen. Erb-Onkel Gustav von Elst entschied sich letztlich, sein Geld zu spenden.
3.) Boerne kann (fast) alles
Im Übrigen hatte Boerne die Ehe mit Thiel nur inszenieren können, weil er dem Kommissar zuvor mit einem Luftröhrenschnitt das Leben gerettet und damit einen Gefallen bei ihm gut hatte. Doch nicht nur als Lebensretter und Leichenbeschauer kann Boerne glänzen.
Der mehrfach ausgezeichnete Pathologe, wie wir in früheren Folgen erfahren und auch sehen, spricht neben Deutsch auch Englisch, Französisch und ein paar Brocken Chinesisch. Außerdem ist er ein herausragender Pianist, kann Geige spielen und trat bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung als Zauberer und Hypnotiseur auf.
Wahrscheinlich ist er trotz aller Talente aber ganz froh, dass er mit Thiel einen ziemlich guten Schützen an seiner Seite hat. Schließlich hat er in „Fangschuss“ die Jagdprüfung vermasselt.
4.) Thiel kam in Konflikt mit dem Gesetz
Apropos Prüfung: Die letzte von Thiel ist auch nicht allzu lange her. Und das liegt daran, dass der Kommissar vor einigen Jahren auch mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist.
Bevor sich Thiel nämlich von seiner Heimatstadt Hamburg nach Münster hat versetzen lassen, musste er seinen Führerschein abgeben – wegen Trunkenheit am Steuer. In seiner neuen Heimat holte er sich den Lappen dann wieder zurück. Er lässt sich trotzdem zumeist von Boerne rumkutschieren. Oder von seinem Vater. Der hat zwar ein Faible fürs Kiffen, kommt dafür aber durch jede Alkoholkontrolle.
5.) Boerne fährt gerne schnell
Es verwundert auch nicht, dass sich Thiel gerne von Boerne kutschieren lässt. Denn der mag Sportwagen. Der Hummer, mit dem man Boerne am Ende von „Fangschuss“ davonfahren sieht, ist nicht das erste extravagante Auto des Professors. Porsche, Mercedes, Maserati, Jaguar, sogar einen Wiesmann Roadster hat Boerne schon gefahren.
Allerdings wurde Boerne quasi zu seiner Leidenschaft gezwungen. Denn eigentlich wäre der Professor wohl auf ewig Porsche-Fahrer geblieben – so wie Jan Josef Liefers im echten Leben auch. Doch der WDR wollte möglichen Verdachtsfällen von Schleichwerbung im „Tatort“ vorbeugen und raubte Boerne damit quasi über Nacht seine Marken-Treue.
6.) Thiel macht keine Ausnahmen
Thiel kommt oft etwas flapsig daher, ermittelt nicht selten unkonventionell, und wenn es um Kleinigkeiten wie den Cannabis-Konsum seines Vaters geht, drückt er auch mal ein Auge zu.
Allerdings ist er kein Freund von Vetternwirtschaft – was sowohl „Vattern“ Herbert als auch Boerne schon zu spüren bekommen haben. Denn sowohl seinen Co-Ermittler als auch seinen alten Herrn hat der Ermittler schon in die Untersuchungszelle gesteckt.
Bei seinem Vater war es so weit, als er unweit eines Tatorts dabei erwischt wurde, wie er Spargel vom Feld eines Bauern klauen wollte. Boerne wurde abgeführt, nachdem er mit Kokain im Blut und ohne Erinnerung aufgefunden wurde – neben einer toten chinesischen Künstlerin liegend. Allerdings ist Thiel auch ein so ehrgeiziger Kommissar, dass er in beiden Fällen die Unschuld der Festgenommenen beweisen konnte.
7.) Boerne kämpft bis aufs Blut
Wie es sich für einen alteingesessenen Münsteraner gehört, war Boerne natürlich auch Mitglied in einer Studentenverbindung. Wie man im Fall „Satisfaktion“ von 2007 erfuhr, nutzte er die Verbindungszeit aber nicht nur zum Kontakteknüpfen und Bier trinken.
Denn bei seinen Verbindungskollegen des Corps Pomerania-Westfalia besitzt Boerne den Ruf, einer der besten Fechter der letzten Jahrzehnte zu sein. Spitzname: Zorro.
Thiel findet das alles zwar ziemlich albern und unverständlich, zumal dann auch noch Fotos auftauchen, die Boerne nach einer illegalen Mensur mit blutenden Wunden im Gesicht zeigen. Doch am Ende nützt das Können Boernes auch, um den Fall aufzuklären. Und Thiel hat dann auch wieder seinen Spaß – zumindest mit Boernes Spitznamen.
8.) Thiel macht (angeblich) Sport
Man mag es kaum glauben, aber Thiel hat neben der Arbeit und seiner Couch noch ein Hobby: Fußball. Und das nicht nur als Fan des FC St. Pauli.
2004 erfuhren wir, dass der untersetzte Kommissar im Polizeisportverein kickt – als Innenverteidiger. Ruhmreich scheint die Karriere dort aber nicht zu verlaufen bzw. verlaufen zu sein, zumindest haben wir seitdem weder davon gehört noch einen Trainings-Effekt gesehen, der sich auf seine Figur ausgewirkt hat.
Vielleicht kommt das ja noch. In „Fangschuss“ kommt ihm zwar ein Todesfall dazwischen. Aber immerhin hatte Thiel schon seine Tasche fürs Fitnessstudio gepackt.