Bibiana Beglau spielt die Hauptrolle in der neuen ARD-Serie „Über Barbarossaplatz“. Eine Begegnung mit einer sehr engagierten Frau.

Sie ist da. Vom ersten Moment an ist Bibiana Beglau (45) präsent, als sie den Raum betritt. Ovales Gesicht, betupft mit zarten Sommersprossen. Grünbraune Augen, Hochsteckfrisur und ein hinreißendes Lächeln, das sagt: „Toller Tag heute!“ Tatsächlich gießt es beim Treffen für ein Interview in Köln an diesem Tag wie aus Eimern. Auf den ersten Blick hat diese fröhliche Bibiana Beglau nichts zu tun mit der Frau, die sie im Pilotfilm der neuen ARD-Serie „Über Barbarossaplatz“ spielt.

In dem 90-minütigen Drama ist sie die taffe Psychologin Greta, die sich und ihr Leben nach dem Selbstmord ihres Mannes neu aufstellen muss. Greta, deren Praxis mitten in der lauten Peripherie der Kölner Ringe liegt, kommt dahinter, dass ihr Mann eine Geliebte hatte. Ausgerechnet die will nun bei ihr eine Therapie machen. Kann das gut gehen?

Es wird viel geliebt, getrunken und geflucht

Doch auch Männer treten wieder in Gretas Leben: Kollege Adrian (Shenja Lacher) möchte alte Bande mit ihr wieder aufleben lassen, und auch ihr früherer Professor Benjamin Mahler (Joachim Król) kommt als Liebhaber infrage. Unter der Regie des 2014 für den Grimme-Preis nominierten Regisseurs Jan Bonny wird viel geliebt, getrunken und geflucht. Die Schauspieler lassen alle Hüllen fallen. Nicht nur optisch.

„Psychologie ist ein total tolles Thema“, sagt Beglau. „Aber das, was man im Fernsehen normalerweise da zu sehen bekommt, sind lauter nette Menschen mit schönen, alten Eichenmöbeln. Dass die selbst Probleme mit sich haben können, dass sie süchtig, auch im Sinne von lebenssüchtig sind, das kommt aber nie zur Sprache.“

Nicht gerade ein Aushängeschild Kölns

„Über Barbarossaplatz“ dagegen will die Welt so zeigen, wie sie wirklich ist. Dafür ist schon der Schauplatz selbst ein Beispiel. Der Platz gilt nicht gerade als Aushängeschild Kölns. Viel Verkehr, graue Fassaden, Bahnhofsatmosphäre. „Der Barbarossaplatz ist ein hochmoderner Platz unserer Zeit. Aber mittendrin im Getriebe spüren wir alle einen Mangel, eine Lücke, in die was rein soll und die wir füllen wollen“, sagt Beglau. Für sie ist Psychologin Greta eine Rebellin: „Sie mag die selbstbestimmte Form der Anarchie – ich rauche Wasserpfeife, weil mir jetzt gerade danach ist, und ich streue die Asche von meinem Kerl in den Rhein, weil ich finde, dass sie da hingehört.“

Die im Gespräch so freundliche Bibiana Beglau kann auch ganz ernst werden. Fast wütend. Dann sieht sie aus wie ihre Figur Greta. Für halbe Sachen und Zurückhaltung ist sie nicht zu haben: „Das Leben ist so reich. Wir müssen wild und gefährlich leben. So, dass man in härteren Zeiten, die kommen werden, auch aufstehen kann. Und dabei durchaus in Kauf nehmen, dass wir mal Fehler machen – denn nur, wenn man versagt, weiß man später auch, wo man besonders aufpassen muss, damit das Leben wachsen kann.“

In solchen Momenten mit dem Ärger über die Welt sehne sie sich manchmal danach, einfach nur am Meer zu sitzen. Aber dann hat sie schon wieder die nächste Premiere im Kopf. Die nächste Lesung. Den nächsten Dreh. Oder die nächste Rebellion.

Dienstag, 28. März, ARD, 22.45 Uhr.