Berlin. Die ARD-Reportage „Mohammad Mustermann“ begleitet drei Flüchtlinge auf ihrem Weg in die deutsche Gesellschaft. Nicht alle kommen an.

Der Film beginnt mit einem Happy End: Mohammad Alabdulla schließt am Flughafen unter Tränen Frau und Kinder in seine Arme. Endlich, denn die Familie war lange getrennt. Der Krieg hat sie auseinandergerissen. Sein jüngstes Kind hat er noch nie gesehen. Die Szenen sind bewegend, wie viele aus „Mohammad Mustermann“, so der Titel der Doku von Matthias Deiß.

Zwei Jahre lang hat der Filmemacher drei Flüchtlinge aus Syrien und Libyen begleitet, die im März 2015 nach Deutschland gekommen sind. Die Stärke dieses Films ist sofort spürbar: Deiß verzichtet darauf, selbst Stellung zu beziehen. Er schildert lediglich das, was den Männern passiert, wie es ihnen im Erstaufnahmelager ergeht, wie sie im Alltag ankommen.

Mit Kriegstrauma nach Deutschland

Nidal (l.) und Mohammad (M.), die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen, gemeinsam mit ARD-Korrespondent Matthias Deiß vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Nidal (l.) und Mohammad (M.), die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen, gemeinsam mit ARD-Korrespondent Matthias Deiß vor dem Brandenburger Tor in Berlin. © dpa | Matthias Deiß

Der Syrer Mohammad (33) hat Glück. Er wird ohne große bürokratische Hürden als Flüchtling anerkannt. Tragisch dagegen ist das Schicksal von Abdu (33) aus Libyen. Er ist durch den Krieg schwer traumatisiert. Doch es fehlt die richtige Behandlung. Abdu verliert immer wieder die Kontrolle über sich. Es kommt zu mehreren Anzeigen wegen Körperverletzung, er muss das Flüchtlingsheim verlassen und landet auf der Straße.

Im Mittelpunkt steht der junge Nedal (20), auch er ist Syrer. Anderthalb Jahre braucht er, um die bürokratischen Hürden zu nehmen und sein Leben in Deutschland beginnen zu können. Sein Schicksal ist bewegend: Wenn der junge Mann von seiner Flucht auf einem völlig überfüllten maroden Schiff erzählt, ergreift das möglicherweise auch Menschen, die Menschen wie ihn am liebsten postwendend wieder heimschicken würden.

Seltener Blick hinter die Kulissen

Das Filmmaterial stammt zum großen Teil von den Betroffenen selbst: Nedal hat während der Überfahrt Fotos gemacht. Und er hat die Zustände im Heim mit seinem Smartphone dokumentiert. Ansonsten aber musste sich Deiß weitgehend auf Interviews beschränken, was nicht stört: Die Persönlichkeiten seiner Protagonisten machen das wieder wett, zumal sie erstaunlich gut Deutsch sprechen.

Bemerkenswert ist der Blick hinter die Kulissen der Behörden. So wird der Zuschauer Zeuge der Anhörung Nedals, der auf die Bewilligung des Asylantrags hofft. Solche Gespräche finden normalerweise hinter verschlossenen Türen statt. Doch Deiß konnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge „mit unserem Ansatz überzeugen“. Auch im Auswärtigen Amt, bei der Visavergabe, wurde gefilmt.

Glaubwürdige Darstellung

Fazit: Das Schicksal der Männer wird so glaubwürdig dargestellt, dass es den Zuschauern schwerfallen wird, ihre Herzen zu verschließen.

„Mohammad Mustermann“, Montag, 13. März, 22.45 Uhr, ARD