Berlin. Oliver Polak erhält für den Talk „Applaus oder raus“ den Grimme-Preis. Zwei Jury-Mitglieder distanzieren sich – wegen eines Hashtags.

Oliver Polak mag keine Tabus, er bricht sie. Er reißt Judenwitze und poltert in Fäkalsprache. Seine Schonungslosigkeit gehört auch zum Konzept des Late-Talks „Applaus und raus“: Mit einem Druck auf einen Buzzer katapultiert der Moderator Polak unliebsame Gäste aus der Sendung: Wer langweilt, wird weggebuzzert. Der Hashtag zur Sendung, mit dem der Sender ProSieben die Show in den sozialen Medien bewarb, lautete #GastOderSpast.

Daran entzündet sich nun Kritik – aus aktuellem Anlass. Denn der Comedian gewinnt für das Fernseh-Format den Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung, wie am Mittwoch bekannt wurde. Die Kritiker kommen unterdessen aus den eigenen Reihen: Zwei Jury-Mitglieder haben sich wegen des Mottos „Gast oder Spast“ von der Entscheidung distanziert.

Feine Linie zwischen „Gast“ und „Spast“

In einem Offenen Brief erklärt Jürn Kruse, „taz“-Redakteur und Jury-Mitglied, seine durchaus persönliche Sicht: „Es ist ein paar Jahre her, nach der Geburt meiner Tochter, da zog das Schicksal (oder an was auch immer man glaubt) eine ganz feine Linie zwischen „Gast“ und „Spast“.“ Und weiter: „Ob sie das eine oder andere werden würde, hing nicht wie in Ihrer Show vom Schlag auf einen Buzzer ab, sondern von der Kühlmatte, auf der sie lag, die ihre Hirnschäden eindämmen sollte“.

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Auch der Jury-Vorsitzende Dieter Anschlag kritisierte, der für die Show verwendete Hashtag diskriminiere behinderte Menschen. „Eine solche Geisteshaltung und eine Sendung, die es zum Prinzip erhebt, Menschen bei Nichtgefallen ,rauszuschmeißen’“, seien einer wertegetragenen Auszeichnung wie des Grimme-Preises nicht würdig.

Hashtag stieß schon früh auf Kritik

Auf der Website des Grimme-Preises heißt es über die Auszeichnung im Allgemeinen: „Mit einem Grimme-Preis werden Fernsehsendungen und -leistungen ausgezeichnet, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind.“ Im Falle von „Applaus und Raus“ lobte die Jury, dass es der Sendung gelinge, die „Sphären des Interessanten und Unerwarteten zurückzuholen“, wo andere Talk-Formate mit ihrer Erwartbarkeit langweilen.

Schon Ende Oktober vergangenen Jahres zur ersten Folge von „Applaus und Raus“ stieß der Hashtag #GastOderSpast auf Kritik im Netz. ProSieben reagierte darauf offensiv und warf den Kritikern Scheinheiligkeit vor. Fragt sich bloß, wie Jury-Mitglied Kruse anmerkt, warum der Sender den umstrittenen Hashtag inzwischen nicht mehr verwendet. (mit Material von epd)

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