Dickkopf trifft auf DJ-Sohn: Der Film „Zwei Bauern und kein Land“ sorgt für gute Unterhaltung – auch wenn das Drehbuch Löcher hat.

Während das ZDF Sonntags mit seinem „Herzkino“ immer noch stark auf der Schmusewelle reitet, versucht die ARD inzwischen, ihren freitäglichen Softabend als einen Mix aus verschiedenen Genres zu gestalten. Zwar sorgt vor allem das Leben rund um Bauernhöfe noch immer für seltsame thematische Verdichtungen. Doch ein Film wie Sibylle Tafels „Zwei Bauern und kein Land“ zeigt, wie man auch lustvoll und charmant mit dem Thema umgehen kann. Man braucht eigentlich nur den richtigen Hauptdarsteller.

Der heißt hier Ernst Stötzner und spielt seinen wortkargen, zerzausten Landwirt Johannes Becker mit großer Inbrunst. Viel sagen muss er ohnehin nicht, denn das Reden übernehmen hier häufig genug seine blitzenden Augen. Der dem Theater verhaftete Stötzner, der unter der Intendanz von Matthias Hartmann auch in Bochum seine Spuren hinterlassen hat, zeigt hier, dass er locker einen ganzen Film sauber ins Ziel tragen kann.

Die Liebe zur Scholle entdeckt

Dabei hat dieser Landwirt keinen Anlass zur Freude. Seine Frau (Katharina Thalbach) hat ihn verlassen. Sein Hof ist verschuldet. Sein Auto ist eine Schrottkarre, die von der Dorfpolizistin Marie (Theresa Scholze) schon mehrfach aus dem Verkehr gezogen wurde.

Auch ein Mann wie Becker kann bei dem Berg an missachteten Rechnungen nicht anders, als ans Verkaufen zu denken. Der Großgrundbesitzer Fuchs (Hans Uwe Bauer) reibt sich die Hände, denn damit gehören ihm sämtliche Anbauflächen in diesem Mecklenburger Sprengel.

Noch jedem der Bauern hat er zugesichert, sie später zu beschäftigen. Doch bevor er seine Versprechungen einlösen kann, tritt ein neuer Spieler in der Geschichte auf: Sohn Becker junior (Christoph Schechinger), bisher DJ in Hamburg, taucht plötzlich mit Sack und Pack beim Vater auf, weil er die Liebe zur Scholle entdeckt haben will. Vater will’s mal glauben, versucht einen Rückkauf, doch Fuchs mag den Acker nicht mehr hergeben. Selbst nicht bei dem dicken Aufschlag, den Johannes bereit ist, zu zahlen.

Country, Folk und heile Welt

Man schaut diesem Film mit viel Sympathie zu, was natürlich an dem stoischen Dickkopf liegt, den Ernst Stötzner so wunderbar geben kann. Da blickt man auch über Stellen hinweg, wo das Drehbuch Löcher gelassen hat.

Dass es zwischen Becker junior und der Dorfpolizistin irgendwann zünden muss, ist in so einem Film sicher nicht zu vermeiden. Aber dann kracht es derart unverhohlen, dass man meinen könnte, hier seien zwei Ausgehungerte übereinander hergefallen. Und so vertraut, wie Becker mit seiner zukünftigen Ex umgeht, scheinen Scheidungspapiere hier am falschen Platz zu sein. Es ehrt das Drehbuch von Jakob Hein und Robert Krause, dass zumindest diese Beziehung wenig klischeehaft bleibt.

Aber dann sehen wir den ausgefuchsten Becker wieder einmal aus der Vogelperspektive, wie er mit seinem Auto quer durch die Felder die Flucht ergreift, weil er der Straßenverkehrsordnung ein Schnippchen schlagen will. Dazu perlt eine zwischen Country und Folk pendelnde Musik. Und alles ist gut.

Fazit: Ein exzellenter Hauptdarsteller wie Ernst Stötzner lässt über manche Fehlgriffe hinwegsehen.

Freitag, 02. März, ARD, 20.15 Uhr