Essen. Im Film „Die Füchsin“ schlägt eine Ex-Spionin der DDR einen neuen Weg ein. Es ist eine Privatdetektivgeschichte mit originellem Ansatz.

Yussef El Kilali lebt am liebsten gesetzestreu. Schon das Ignorieren eines „Zutritt-Verboten“-Schildes bereitet ihm körperliches Unwohlsein. Ganz anders Anne Fuchs. Sie inspiziert verbotene Orte nach Lust und Laune, setzt sich bei Bedarf eine tarnende Perücke auf und lügt skrupellos das Blaue vom Himmel, um an geheime Informationen zu kommen.

„Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen: Sie sind der Araber, und ich komme aus der DDR“, stellt Yussef (Karim Cherif) fest, nachdem Anne (Lina Wendel) ihn mit einer Reihe illegaler Aktionen gequält hat. Damit sind die Figuren ebenso charakterisiert wie ein offensichtliches Hauptanliegen der noch jungen Krimireihe „Die Füchsin“: das Spiel mit Klischees.

Biederer Eindruck täuscht

„Spur auf der Halde“ heißt der zweite Fall. Wichtiges Vorwissen für Neueinsteiger: Er ist ein harmloser Import-Export-Lebenskünstler, sie eine todernste Ex-Spionin der DDR. Zusammen haben sie im ersten Film mehr oder weniger zufällig einen Kriminalfall gelöst. Er wittert ein neues Geschäftsmodell und überrascht sie nun mit frisch gedruckten Visitenkarten: „Detektei Fuchs & El Kilali – erster Ermittlungstag gratis!“ Sie bliebe lieber in Ruhe im Café seiner Freundin Simone (Jasmin Schwiers) sitzen.

Die Ex-Stasi Spionin Anne Marie Fuchs (Lina Wendel) und der Im- und Exporthändler Youssef El Kilali (Karim Cherif) lösen ihren ersten gemeinsamen Fall mit unorthodoxen Methoden.
Die Ex-Stasi Spionin Anne Marie Fuchs (Lina Wendel) und der Im- und Exporthändler Youssef El Kilali (Karim Cherif) lösen ihren ersten gemeinsamen Fall mit unorthodoxen Methoden. © dpa | Martin Rottenkolber

Doch dann ist Yussefs erste Klientin – Aktivistin im Kampf gegen einen neuen Braunkohle-Tagebau – plötzlich tot, und er selbst gilt als verdächtig. So schnell kommt die Ex-Spionin aus der Detektivnummer also nicht raus. Dass Anne Fuchs nicht so bieder sein kann, wie sie wirkt, ist immerhin seit der ersten Szene klar. Geschmeidig hat sie sich Zugang zu verschlossenen Räumen verschafft und dort Akten mit dem Stempel „MfS“ – also Ministerium für Staatssicherheit – mitgehen lassen.

Ehrgeizige Albtraumsequenzen

Die Vergangenheit lässt sie noch nicht los. Und seltsam: Ihre vorgetäuschte Biederkeit passt gut zum Film selbst. Der beschäftigt sich zu lange mit lahmen Dialogen und kommt anfangs erzählerisch nicht richtig von der Stelle – unterbricht diesen Eindruck dann aber mit surrealen und überraschend ehrgeizigen Albtraumsequenzen. Autor Ralf Kinder und Regisseurin Samira Radsi nehmen das Lebensdrama ihrer Hauptfigur im Prinzip nämlich ebenso ernst wie Darstellerin Lina Wendel.

Indem sie ihr aber den eher komödienhaften Partner an die Seite stellen, blockieren sie den Weg zu einem harmonischen Gesamteindruck. Sich klar für eine Erzählweise zu entscheiden, wäre besser gewesen. Immerhin macht es Spaß, der Ex-Spionin bei ihren Undercover-Einsätzen zuzusehen – wie sie, diese missmutige, vereinsamte Frau, in jede beliebige Rolle schlüpfen kann, um den Mord an der Braunkohle-Gegnerin aufzuklären.

Ein paar Klischees durchspielen

Natürlich gelingt es ihr und Yussef am Ende. Vorher müssen die beiden aber noch ein paar Klischees durchspielen – Araber sind die mit den Gefühlen, in der DDR wurde einem so etwas abtrainiert – und ein paar unangenehm geldgierige Verdächtige überlisten.

Fazit: Privatdetektivgeschichte mit originellem Ansatz, einer leider etwas unentschlossenen Erzählweise und dennoch einigen guten Momenten.

ARD, Donnerstag, 23. Februar, um 20.15 Uhr