Frankfurt/Main. Bernd Stelter zündet in der ARD „Karnevalskracher“: Wie er das Faschingspublikum verjüngen und den Fernsehkarneval reformieren will.

Der Mann tritt seit 30 Jahren im Karneval auf, aber für Kostüme hat er nicht viel übrig. Bernd Stelter hat sich nie verkleidet, meistens trägt er auf der Bühne ein einfaches Sakko. Bei den „Karnevalskrachern“ aber ist alles anders – ausnahmsweise zieht er einen Frauenfummel an. Es soll nicht das einzige Novum in dieser Sendung bleiben.

Hinter Stelters Typveränderung steckt System. Der 55-Jährige will zusammen mit der ARD den Fernsehkarneval reformieren. Er selbst spricht von einer Frischekur: „Wir spielen mit Klischees und Selbstironie.“ Das neue Format kommt ohne Tusch und Elferrat aus, dafür hat der Moderator mit Olivia Jones (47) eine grelle Karnevalsanfängerin an seiner Seite. „Das ist eine sehr frische Sendung geworden“, sagt Stelter über die jetzt in Frankfurt aufgezeichnete Show.

Interesse an Faschingsfeiern

Sie soll ganz anders daherkommen als etablierte Karnevalssendungen: kein Geschunkel, keine langen Sitzreihen, keine Büttenreden. Stattdessen Comedy und Kabarett in bunt. Mit dabei sind etwa der Lippstädter Promi-Parodist Matze Knop (42) und Lizzy Aumeier (53), ausgezeichnet mit dem Deutschen Kabarettpreis.

Die ARD setzt große Hoffnungen in dieses neue Konzept. Denn die Zuschauer verlieren seit Jahren das Interesse an althergebrachten Faschingsfeiern. Die stundenlangen Übertragungen mit ihren Büttenreden und Gardetänzen fesseln das jüngere Publikum kaum noch. Im vergangenen Jahr strichen ARD und ZDF deshalb vier ihrer insgesamt neun Karnevalssendungen, unter anderem „Frankfurt Helau“ und „Bütt an Bord“.

Vom Saal ins Wohnzimmer

Die privaten Sender haben sich wegen rückläufiger Quoten beim jungen Publikum ohnehin längst vom TV-Karneval verabschiedet. Den letzten Versuch, junge Leute dafür zu begeistern, unternahm vor vier Jahren der Kölner Stefan Raab (50) – doch seine „TV Total Prunksitzung“ floppte.

„Der Karneval ist eine Live-Party“, sagt Stelter. „Wer einmal im Saal gesessen hat, weiß, wie schwierig es ist, die Stimmung im Saal ins Wohnzimmer zu übertragen.“ Für die ARD sind die „Karnevalskracher“ ein Experiment – bei guten Quoten könnte die Show fortgesetzt werden, heißt es bei der Sendergemeinschaft.

Jones auf Gehstützen

Ob der Spagat zwischen Karneval, Comedy und Kabarett gelingt, hängt vor allem daran, ob der eher bodenständige Stelter mit der schrillen Jones harmoniert. Für die Hamburgerin ist der Auftritt einer der ersten, nachdem sie sich operativ die Beine um sechs Zentimeter hat verkürzen lassen.

Der Travestiestar von der Reeperbahn fühlte sich mit ehemals zwei Metern zu groß. In der ARD sieht man Jones daher auf Gehstützen, teils sogar im Rollstuhl. Mit Stelter verstehe sie sich gut. In Anspielung auf das Volksmusikduo scherzt Jones: „Da können Marianne und Michael einpacken.“

Donnerstag, 16. Februar, 20.15 Uhr, ARD