Essen. In „Freundinnen – Alle für eine“ helfen drei Frauen durch die Lebenskrise. Der Regie ist ein liebevoller Freundschaftsfilm geglückt.

Irgendwann ist es so weit. Plötzlich liegt nicht mehr das ganze Leben mit all seinen Verheißungen vor einem, sondern man steckt mittendrin. Und dann kommen so Momente. Solche, in denen alles infrage gestellt wird, was bisher selbstverständlich war. Davon erzählt Jan Ruzickas Film „Freundinnen – Alle für eine“.

Karla (Katja Riemann) dachte, sie sei endlich schwanger. „Nein, tut mir leid“, sagt der Arzt, „Sie sind in der Menopause.“ Ein Schlag ins Gesicht, und der nächste folgt sogleich: Im Wartezimmer trifft sie Max, ihren Mann (Thomas Huber). Was macht der denn hier? Er begleitet seine 19-jährige Geliebte zum Ultraschall. Geliebte? Ultraschall? Max erklärt Karla für verrückt, als sie nach dieser Episode zu Hause einen Moment lang mit einem Messer in der Hand vor ihm steht. Für den Zuschauer ist es weniger schwer, etwas Verständnis aufzubringen.

Krisenlösung in kleinen Dosen

Auch Sascha (Nicolette Krebitz) dachte, ihr Leben ginge einfach immer so weiter, für sie und ihren Sohn Paul (richtig gut: Damian Hardung), ihre „Mini-Familie“. Dann bekam sie Krebs, schickte Paul aufs Internat und hoffte, sie könnte die Krankheit in aller Heimlichkeit loswerden – vergebens. Die dritte in diesem Freundschaftsbund aus alten Zeiten ist Alice (Sophie von Kessel), Karlas vermeintlich problemfreie Superschwester – die ihr Leben in Wirklichkeit gerade gar nicht mag.

Drei Freundinnen in der Krise: Klingt nicht so schön. Ist es aber. Weil die Geschichte in kleinen Schritten erzählt wird (Buch: Hardi Sturm). Es passieren keine Wunder, und trotzdem kommen die Figuren voran: Sascha muss Paul endlich den Ernst der Lage beibringen, Alice muss Mann und Kindern gestehen, dass sie sich ausgeschlossen fühlt, und Karla lernt, dass sich nicht alles nur um sie dreht. Problemlösung in verträglichen Dosen.

Verwechslungsgefahr mit „Bandits“

Untermalt wird dies von Nicolette Krebitz’ schönem Gesang. „Musik ist die bessere Welt“, sagt ihre Figur Sascha, und weil die so krank ist, erklären sich die Freundinnen bereit, noch einmal wie früher mit der gemeinsamen Band aufzutreten. Nanu, da war doch was? Natürlich: Vor ziemlich genau 20 Jahren haben Riemann und Krebitz schon mal gemeinsam in einer Filmband gespielt, in Katja von Garniers „Bandits“.

Es liegt ein eigener Reiz darin, das Motiv noch einmal aufleben zu sehen und den älter gewordenen Schauspielerinnen, die den deutschen Film stark geprägt haben, beim Spielen des Älterwerdens zuzusehen. Verwechslungsgefahr mit „Bandits“ besteht dabei zum Glück nicht – dafür ist „Freundinnen“ zu sehr auf Lebensnähe gebaut.

Liebevoller Freundschaftsfilm

Zwar ist das prächtige Zuhause, das Sascha sich als kranke, alleinerziehende Plattenverkäuferin leisten kann, nicht ganz glaubwürdig. Und Sohn Paul könnte ruhig früher auf eine Erklärung für ihr Verhalten bestehen. Aber das stört natürlich kaum, wenn Katja Riemann derart prächtige Dreadlocks trägt und Ben Becker ungewohnt reizend einen abgerockten, aber romantischen Clubbesitzer spielt.

Fazit: Gut beobachteter und liebevoll inszenierter Freundschaftsfilm.

Freitag, 10. Februar, ARD, 20.15 Uhr