Berlin. Er ist Merkels wichtigster Minister – Grund genug für ein Schäuble-Solo bei Sandra Maischberger. Es wurde ein Talk zur Geisterstunde.

Wolfgang Schäuble ist ein Phänomen. Seit 1972 sitzt der CDU-Mann im Bundestag – so lange wie kein anderer Abgeordneter. Damals regierte in Bonn der Bundeskanzler Willy Brandt, Helmut Kohl war Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und in Templin in der DDR-Provinz bereitete sich Angela Merkel auf ihr Abitur vor. Schäuble war Minister in drei verschiedenen Ressorts, Kanzleramtschef, Fraktionsvorsitzender und CDU-Vorsitzender. Aktuell ist er Finanzminister. Politik ist für den jetzt 74-Jährigen längst zum Lebensinhalt geworden.

Am 24. September will Schäuble zum zwölften Mal für den Bundestag kandidieren. Ist der Mann, der seit einem Attentat 1990 auf den Rollstuhl angewiesen ist, ein Getriebener? Ein Politik-Süchtiger? Oder hat er immer noch eine Mission?

Schäuble liefert bemerkenswerte Einsichten

ARD-Talkmasterin Sandra Maischberger widmete Schäuble eine eigene Sendung. Wegen der Fußballübertragung mit Verlängerung gingen die beiden erst nach Mitternacht auf Sendung, was die Quote gegen Null gedrückt haben dürfte. Dabei hätte die Sendung viele Zuschauer verdient gehabt. Denn der Gast lieferte bemerkenswerte Einsichten. Die wichtigsten Zitate im Stenogramm:

Schäuble über US-Präsident Trump: „Man muss beunruhigt sein, wenn man liest, was da alles gesagt wird. Die Kommunikation ist eine andere als wir gewohnt sind. Donald Trump hat offenbar verstanden, besser als seine politischen Mitbewerber, wie Kommunikation funktioniert.“

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) spricht mit Moderatorin Sandra Maischberger über das Verhältnis der EU zu den USA unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) spricht mit Moderatorin Sandra Maischberger über das Verhältnis der EU zu den USA unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump. © dpa | Max Kohr

Zum Verhältnis von Nato und EU zu den USA: „Trumps Wahl könnte ein Weckruf für Europa sein. Zur Not geht es auch ohne Amerika.“

Schäuble über den Brexit: „Der Brexit wird etwas länger dauern. Die Briten werden schon noch sehen, was sie da entschieden haben.“

Über die Griechen und den Euro: „Die Schulden sind in Griechenland nicht das Problem. Das Problem ist, dass Griechenland sich einen besseren Lebensstandard erlaubt als es erwirtschaftet. Die Griechen müssen ihr Land wettbewerbsfähig machen. Sonst können sie nicht im Euro bleiben.“

Schäuble über sein Geld: „Wenn ich etwas anlege, kaufe ich in der Regel Aktienfonds. Möglichst Index-notierte. Da krieg ich noch eine ordentliche Verzinsung.“

Schäuble über die AfD: „Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir mit viel von dem Gedankengut, das in der AfD ausgebeutet wird, nichts mehr zu tun haben.

Schäuble über Optimismus: „Ich glaube nicht an den Weltuntergang. Über den Weltuntergang entscheiden wir nicht. Ich habe es nicht so mit Untergangsszenarien.“

Schäuble über den CDU-Austritt von Erika Steinbach: „Ich bedaure das. Sie war immer eine kritische Stimme in der Union. Ich weiß nicht, was da passiert ist, warum sie jetzt meint, so viel Schaden anrichten zu müssen.“

Schäuble über Bayern-Boss Uli Hoeneß: „ Wir brauchen über den Steuerfall nicht mehr zu reden. Er hat seine Strafe verbüßt. Er hat keine Sonderbehandlung bekommen. Jeder hat ein Recht auf ein Leben danach.“

Schäuble über Schäuble: „Ich wollte schon oft mit der Politik als Beruf aufhören. Vergangenes Jahr war ich eigentlich entschlossen, nicht mehr zu kandidieren. Es ist bei mir keine Sucht gewesen. Aber so lange ich geistig wach bin, werde ich mich für Politik interessieren.“

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