Berlin. Ulrich Noethen ist in „Neben der Spur – Dein Wille geschehe“ als Psychiater zu sehen. Wir haben mit ihm über seine Rolle gesprochen.

Die letzten Jahre waren aufregend für Ulrich Noethen (57). 2013 wurde er zum zweiten Mal Vater, 2014 bekam er die Hauptrolle in „Neben der Spur“ – einer atmosphärischen Krimiserie, die sich wohltuend abhebt vom TV-Einerlei. Tina Molin sprach mit dem Pfarrerssohn über gute Drehbücher und seine neue Gelassenheit.

Herr Noethen, Sie spielen in „Neben der Spur“ seit 2014 den Psychiater Dr. Jessen. Hätten Sie gerne sein Talent, Menschen auf einen Blick analysieren zu können?

Ulrich Noethen: Nein, meine eigene Beobachtungsgabe reicht mir vollkommen aus. Man möchte über andere Leute unter Umständen ja gar nicht so viel wissen. Und wenn doch, kann man ja fragen.

Haben Sie Psychologen-Erfahrung?

Noethen: Nein. Ich habe so eine Vorstellung, wie es sein könnte.

Und wie stellen Sie es sich vor?

Noethen: So wie ich es spiele. Nur den Raum, wo man sich mit seinen Klienten trifft, stelle ich mir heller als im Film vor.

Ulrich Noethen an der Seite von Barbara Sukowa in dem Arte-Film „Hannah Arendt“.
Ulrich Noethen an der Seite von Barbara Sukowa in dem Arte-Film „Hannah Arendt“. © Heimatfilm | Heimatfilm

Die Filme basieren auf den Bestsellern des australischen Autors Michael Robotham. Dürfen Sie bei den Drehbüchern mitreden? Sie wirken durchaus streitbar.

Noethen: Ja, ich kann mitsprechen. Und ich bin auch streitbar. Wenn ich allerdings merke, dass mein Gegenüber keine Lust darauf hat, dann sage ich: „Gut, dann spielen wir es eben, wie ihr es wollt.“ Und meistens landen wir bei dem, wie ich es mir vorgestellt habe.

Waren Sie früher sturer und dickköpfiger?

Noethen: Ich war früher dickköpfiger. Inzwischen habe ich die besseren Argumente, weiß, was geht und was nicht. Aber manches ist es ja auch gar nicht wert, sich darüber aufzuregen.

Sind Sie bei der Rollenauswahl strenger oder ...

Noethen: ... lockerer.

Kommt diese Einstellung mit der Erfahrung?

Noethen: Ja. Mit der Erfahrung, dass es den Rollen zugutekommt. Diese Darstellungswut, diese Verbissenheit, jetzt irgendwas erreichen zu wollen, die ist nicht mehr so da. Was ich tue, versuche ich gut zu machen, das ist alles.

Sie wirken tatsächlich sehr gelassen.

Noethen: Na ja, das ist ein Bild, das man von sich selber hat, keine Ahnung, wie andere mich sehen. Es hat viel mit der Selbstwahrnehmung zu tun, und die unterscheidet sich oft vom Eindruck anderer. Das finde ich hoch spannend und auch lustig.

Sprechen Sie mit Ihrer Lebensgefährtin, der Schriftstellerin Alina Bronsky, die unter anderem „Scherbenpark“ geschrieben hat, über ihre Bücher?

Noethen: Wir reden über ihre Bücher und über meine Filme.

Sind Sie ein strenger Kritiker?

Noethen: Selbstverständlich. Sie wissen doch, wie verbissen ich bin (lacht).

Kommt die Kritik in liebevollen Worten?

Noethen: Keine Kritik ohne liebevolle Worte. Aber ich muss mich manchmal zügeln. Manchmal ist die Zunge schneller, dann muss man die Worte wieder einfangen.

Montag, 6. Februar, 20.15 Uhr, ZDF: „Neben der Spur – Dein Wille geschehe“