Essen. In der ZDF-Krimireihe „Professor T.“ hilft ein verschrobener Psychologe der Polizei. Kleinere Schwächen bügelt der Hauptdarsteller aus.

Er muss das nicht machen, er will das auch nicht machen – ständig diese dummen Verbrecher jagen. Schließlich lehrt Jasper Thalheim psychologische Kriminologie an der Uni in Köln, hat also genug zu tun. Aber immer wieder kommt die Polizei und bittet ihn um Hilfe, wenn sie nicht mehr weiter weiß. Denn dieser Mann weiß immer weiter. Er ist Genie und Großkotz, Koryphäe und Kotzbrocken, Pedant und penetranter Besserwisser. Er ist „Professor T.“.

Matthias Matschke spielt den ungewöhnlichen Ermittler, den das ZDF an diesem Samstag erstmals auf Verbrecherjagd schickt. Schrullig und schräg, ein brillanter Rhetoriker, ein ätzender Zyniker, arrogant bis zum Umfallen. Stets trägt er blaue Einweghandschuhe, aus Angst, sich mit irgendetwas anzustecken. Höflichkeit hält er für überbewertet, Dummheit für unverzeihlich. Und wenn er mal entspannen will, dann meditiert er zu brutal lauter Technomusik.

Erfolgreiche flämische Serie

Ermittler mit Macken sind natürlich nicht neu. Auch Professor T. ist die Adaption einer äußerst erfolgreichen flämischen Serie. Und selbst die hat sich hemmungslos bei diversen angloamerikanischen Vorbildern bedient, alles in einen Topf geworfen und gut durchgemischt. Deshalb ist T. so neurotisch wie Monk, so verletzend wie Dr. House und so intelligent wie Sherlock Holmes.

Während einer Vorlesung hat Professor T. (Matthias Matschke) plötzlich eine Idee, wie er den Kriminalfall lösen kann. Das Mienenspiel des Hauptdarstellers ist nicht nur dabei beeindruckend.
Während einer Vorlesung hat Professor T. (Matthias Matschke) plötzlich eine Idee, wie er den Kriminalfall lösen kann. Das Mienenspiel des Hauptdarstellers ist nicht nur dabei beeindruckend. © ZDF und Martin Valentin Menke | Martin Valentin Menke

Matschke hält nicht viel von solchen Vergleichen. Er kenne diese Serien kaum, sagt er. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass er alle Vorbilder schnell vergessen lässt, der Figur eine ganz eigene Identität gibt. Kerzengerade der Rücken, betonfest das volle Haar, mit sparsamen, kontrollierten Bewegungen spielt er den Professor zwischen Genie und Wahnsinn. Ohne zu lächeln oder gar zu lachen, aber auch ohne seine Figur je der Lächerlichkeit preiszugeben. Und mit einem Mienenspiel, das 50 Variationen von Hohn, Spott und Verachtung im Repertoire hat.

Stereotypisch angelegte Figuren

Die übrigen Figuren dieser Serie können bei diesem Hauptdarsteller nicht mithalten. Sie sind zwar kein schmückendes Beiwerk, aber vielfach stereotypisch angelegt. Da ist die junge Kommissarin Anneliese Deckert (Lucie Heinze), eine ehemalige Studentin des Professors, die ihn immer wieder um Hilfe bittet und nebenbei ihren dementen Vater pflegt. Oder Hauptkommissar Paul Rabe (Paul Faßnacht), Leiter der Mordkommission, der gerne mal zur Flasche greift und nicht viel von T. und seinen Methoden hält.

Und dann gibt es noch die Kriminaldirektorin Christina Fehrmann (Julia Bremermann), eine ehemalige Liebe des kauzigen Ermittlers. Was zunächst aber nur sekundenkurze Visionen andeuten, wie man sie früher so ähnlich bei „Ally Mc­Beal“ gesehen hat.

Schwarz-Weiß-Kontraste

Auch die Fälle, die der Professor löst, sind nicht so einzigartig wie der Ermittler selber. Visuell aber werden sie mit harten Schwarz-Weiß-Kontrasten, elegantem Spiel mit Licht und Schatten ansehnlich umgesetzt. Zum Auftakt geht es um einen Serienvergewaltiger an der Uni, der nach Jahren wieder zuschlägt. Wie Professor T. ihn am Ende überführt ist für seine Verhältnisse zwar fast schon ein wenig bieder, dennoch freut man sich – Matschke sei Dank – bereits beim Abspann auf ein Wiedersehen in der kommenden Woche.

Fazit: Der richtige Mann in der richtigen Rolle lässt die kleinen Schwächen der Reihe schnell vergessen.

• ZDF, Samstag, 4. Februar, 21.45 Uhr: „Professor T.“