Berlin. Das ZDF sendete „Maybrit Illner“ ohne die Moderatorin, weil sie krank war. Dafür diskutierte ein Kollege mit der Runde über Trump.

Seit zwei Wochen beherrscht Donald Trump die Nachrichten der Welt. Der neue US-Präsident unterzeichnet ein Dekret nach dem anderen, schafft im Alleingang Fakten und sorgt damit bei vielen Menschen für Fassungslosigkeit. „Trumps Egotrip – Mauern gegen den Rest der Welt“ war das Thema im ZDF-Talk „Maybrit Illner“ – der am Donnerstag ohne die namensgebende Moderatorin auskommen musste.

Illner war krank, deshalb führte Matthias Fornoff, Moderator des ZDF-Politbarometers, durch die Sendung. Zu Gast hatte er Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU), den Bundestagsabgeordneten Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen), der Mitglied im Auswärtigen Ausschuss ist, Bernhard Mattes, Präsident der amerikanischen Handelskammer in Deutschland und bis vor wenigen Wochen Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke, „Handelsblatt“-Herausgeber Garbor Steingart und die Journalistin Mareike Nieberding, die als Reaktion auf Trumps Wahlsieg die „Jugendbewegung für Demokratie – DEMO“ gegründet hat.

Dekrete: Darum kann Trump durchregieren

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    Wie war die Stimmung?

    Gar nicht gut. Der Kanzleramtschef musste natürlich schon wegen seines Amtes die gemeinsamen Werte Deutschlands, Europas und der USA beschwören, auch wenn längst nicht klar ist, wie viel sie dem „Amerika zuerst“-Präsidenten tatsächlich bedeuten. Altmaiers „wichtig ist, dass wir miteinander reden“ klang allerdings schon leicht verzweifelt und zeigte deutlich, wie niedrig die Latte der transatlantischen Beziehungen derzeit liegt.

    Trittin musste nicht diplomatisch sein – und war’s denn auch nicht: „Wir sind jetzt konfrontiert mit einem US-Präsidenten, der einen brutalen wirtschaftlichen Nationalismus praktiziert.“ Mehr noch: Der Grünen-Politiker sprach mit Blick auf den Einreisestopp für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern von Trumps Absicht, die USA abzuschotten und sieht, „auch wenn das Wort jetzt hart ist“, einen im Kern „rassistischen Diskurs“ dahinter.

    Journalist Garbor Steingart war ähnlich direkt: „Es handelt sich um eine Zäsur. Wir haben noch nie einen US-Präsidenten gehabt, der uns zwar nicht aussperrt, aber der uns tatsächlich nicht mehr wie Freunde behandelt.“

    Vielsagendstes Schweigen

    Der Autobauer Ford sei doch vor Trumps Androhungen von Strafzöllen eingeknickt, forderte Moderator Fornoff Bernhard Mattes heraus. Der Ford-Manager erklärte, die Entscheidung des Konzerns, auf den Bau eines neuen Werkes in Mexiko zu verzichten, sei schon vor der Wahl Trumps gefallen. Das sei schlicht „eine Koinzidenz der Ereignisse“ gewesen, die Trump geschickt für sich genutzt habe. Spöttischer als Trittin bei dieser Aussage hätte man kaum lächeln können.

    Was fehlte?

    Jemand, der Trumps Politik – oder zumindest seinem Stil – etwa abgewinnen kann. So, wie sie besetzt war, war die Runde nicht ausgeglichen. Das konnten auch die beiden eingeblendeten Statements, die Zuschauer bei Facebook hinterlassen hatten, nicht ändern. Verschiedenere Meinungen in einer Diskussion könnten helfen, das Phänomen Trump und seine Anhänger besser zu verstehen – und damit vielleicht auch ähnliche Tendenzen in Deutschland und Europa.

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    Das betonte auch die Journalistin Mareike Nieberding, die über den Wahlkampf in den USA berichtet hatte. „Leute, die arbeitslos sind, denen es schlecht geht, die keine Perspektive haben, denen muss man zuhören und die muss man sehen“, sagte Nieberding. Viele hätten sich von den „Eliten“ abgehängt gefühlt. Es sei wichtig, das in Deutschland zu vermeiden – damit „diese Gräben, die es bei uns sicherlich auch schon gibt“, nicht tiefer und breiter würden.

    Wichtigste Erkenntnis zur Frage „Was wird jetzt?“

    Man weiß es nicht. „Die USA sind und bleiben unser strategischer Partner. Es gibt kaum ein Land, wo wir so sehr auf Freiheit setzen und bauen können wie dort“, wollte Altmaier eigentlich betonen. Doch auf Steingarts Einwurf „das wissen Sie nicht, ob das noch stimmt in ein paar Monaten“ musste der Kanzleramtschef zugeben: „Das wissen wir nicht, nein. Das muss jeden Morgen neu bewiesen werden.“

    Auch Jürgen Trittin sieht keinen Anlass zur Hoffnung: „Jemand, der sich so legitimiert hat wie Donald Trump, der lebt doch von der täglichen Eskalation. Er wird legitimiert dadurch, dass er auf alles noch einen draufsetzt.“ Der Grünen-Politiker weiß nicht, wer Trump bremsen sollte: „Er hat eine handlungsfähige Mehrheit im Kongress – der Zug fährt erstmal in diese Richtung.“

    Wie machte sich Matthias Fornoff als Moderator?

    Geschmackssache. Der Leiter der ZDF-Redaktion Politik und Zeitgeschehen wirkt ruhiger als Maybrit Illner. Das gefiel vermutlich denen, denen Illners Art zu scharf ist. Das pointierte Nachfragen der Moderatorin macht den Polit-Talk allerdings oft auch spannender, als es die Runde am Donnerstag war.

    Die Sendung in der ZDF-Mediathek.