Essen. In der ARD-Reihe „Dimitrios Schulze“ mimt Adam Bousdoukos einen halbseidenen Anwalt. Die Serie übertreibt es aber mit den Albernheiten.

Das ist also Jungbusch: Menschen mit Wurzeln in vielen verschiedenen Ländern. Griechischer Gemüseladen, türkischer Imbiss, ein Boxring irgendwo im Hinterzimmer. Was fehlt noch? Ein paar Kleinkriminelle, Dealer und Machos. Der Mannheimer Stadtteil steht ab heute im Ersten für ein Stück Großstadt in Deutschland – Realität und Klischee zugleich. Mittendrin: Dimitrios Schulze (Adam Bousdoukos). Die Hauptfigur dieser neuen Filmreihe nennt sich voller Überzeugung Anwalt.

Die Idee ist schön. Weil etwa Eleonore Weisgerber, die früher in urdeutschen ZDF-Fernsehwelten wie „Ein Heim für Tiere“ und „Derrick“ unterwegs war, nun eine Richterin mit ungarischen Wurzeln spielt, umgeben von Deutschitalienern, Deutschgriechen und Deutschkroaten. Das zeigt und erkennt an, wie sehr sich die Welt verändert hat. Gut fürs Fernsehen. Aber es reicht nicht, um jeden Klamauk zu entschuldigen, den Autor Fred Breinersdorfer und Regisseur Cüneyt Kaya hier teilweise veranstalten.

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Die Platzierung als „Donnerstags-Krimi“ könnte Zuschauer in die Irre führen – spannend ist nur die Frage, ob Dimis Mutter (Despina Pajanou) auch noch mal etwas Freundliches sagt.Dimi ist ein Anwalt der einfachen Leute. Per Video versucht er, seine potenzielle Klientel im Jungbusch zu beeindrucken. Tänzerisch heftig unterstützt von seiner Assistentin Ayse (Sara Fazilat) rappt er sein Motto: „Ich war’s nicht, und wenn, dann hab ich’s nicht gewollt. Gott, mach, dass ich mich gedulde, und den Rest regelt Dimi Schulze.“

Der Mann ist also unkonventionell, ein bisschen halbseiden gar. Aber er ist ein Guter, hilft seiner Mutter im Gemüseladen, liebt seine Freundin Abeo (Zodwa Selele) über alles und mogelt sich ansonsten ganz charmant durch. Adam Bousdoukos – selbst griechischer Einwanderersohn – hat 2009 in Fatih Akins preisgekröntem Film „Soul Kitchen“ schon einmal einen griechischen Einwanderersohn gespielt.

Gegenspieler ist ein Hipster

Das war großes Komödienkino, komisch und traurig zugleich. Jetzt muss Bousdoukos in kleineren Dimensionen denken. Vor allem weil sein Gegenspieler, Hauptkommissar Sultan Cakmak (Kida Khodr Ramadan), weniger Polizist denn Clown ist. Er sieht aus wie ein Berliner Hipster, redet wie die Karikatur eines türkischen Bandenchefs und fährt auf einem albernen Fahrrad mit viel zu tief gestelltem Sattel zum Einsatz.

Das ist zu viel des Guten. Und wie er herumschreit! „Was ist mit euch, ihr seid alle auf Bewährung, wollt ihr mit aufs Revier oder was?“ – zu einer Gruppe Schaulustiger. Und: „Du kommst erstmal in die Zelle!“ – das gilt jedem potenziell Verdächtigen. So geht es in einem fort.

Rachsüchtige Ex-Freundin

Dieser Polizist lässt sich nicht ernst nehmen. Das stört auch deshalb, weil der Fall, um den es hier nebenbei geht, besonders grausam ist. Er hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, aber darum geht es offenbar nicht. Es geht um Dimi, und der hat noch andere Sorgen: Eine rachsüchtige Ex-Freundin macht Ärger – und nun will man ihm an die Zulassung, weil er angeblich beim Examen gemogelt hat.

Wieso ist das sogar vorstellbar? Weil hier jedem alles zuzutrauen ist, außer Dimis Freundin, die wie ein Engel über dem verrückten Volk schwebt.

Fazit: Eine Geschichte mit Mi­grationshintergrund: gute Idee. Die leidet aber an zu viel Klischee und Klamauk.

ARD, Donnerstag, 2. Februar, 20.15 Uhr