Berlin. In Sandra Maischbergers ARD-Runde ging es – na klar – um Sigmar Gabriel und Martin Schulz. Für den Klartext sorgte eine resolute Dame.

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hatte gerade den Wechsel an der SPD-Spitze von Sigmar Gabriel zu Martin Schulz süffisant auseinander genommen („Das letzte Aufgebot“), nun wollte er darlegen, wie sozial und gerecht seine Partei doch sei.

Doch da spielte Susanne Neumann, Deutschlands bekannteste Putzfrau, nicht mit: „Da geh’ ich hoch wie Flitzkacke“, fuhr sie dem Bayern in die Parade. Das sei doch „bescheuert“, schickte sie noch hinterher. Klartext aus dem Kohlenpott.

Neumann hatte schon Sigmar Gabriel schlecht aussehen lassen

„Das letzte Aufgebot der SPD“: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer über den Wechsel an der SPD-Spitze.
„Das letzte Aufgebot der SPD“: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer über den Wechsel an der SPD-Spitze. © imago/Future Image | imago stock&people

Sandra Maischberger hatte die hemdsärmelige Dame aus Gelsenkirchen nicht zufällig in ihre kurzfristig auf das Thema SPD eingeschwenkte Runde geladen. Neumann hatte schon einmal einen prominenten Politiker schlecht aussehen lassen – vor knapp einem Jahr, bei einer Podiumsdiskussion im Berliner Willy-Brandt-Haus. Der Leidtragende damals: SPD-Chef Sigmar Gabriel, der nun seinen Job an der Spitze der Partei quittiert.

Seitdem hat die patente Putzfrau in so mancher Talkrunde gesessen. Das hat seinen Grund: Neumann redet nicht drumherum, sie trägt das Herz auf der Zunge. Sie sei „sehr erschrocken“ gewesen, als sie von Gabriels Überraschungs-Coup hörte, erzählte die 57-Jährige nun bei Maischberger.

„Der kann auch Merkel Kante geben“

Dass Gabriel die eigenen Genossen vor vollendete Tatsachen stellte und gleichsam per Medien-Interview seine Kündigung einreichte, sei „kein feiner Zug“, so SPD-Mitglied Neumann: „Ich würde mit meiner Mannschaft nicht so umgehen.“

Zwar warnte Neumann davor, „den Martin Schulz sofort runterzureden. Der kann auch Merkel Kante geben“. Ob er aber etwa die AfD wirksam bekämpfen kann, da hat sie offenbar auch so ihre Zweifel: „Ich hab’ einen Wahnsinns-Schiss davor, was bei der Wahl in NRW in Mai bei uns im Kohlenpott passiert.“

Mit wem will Schulz eigentlich regieren?

Viele Menschen würden den Regierenden nicht mehr trauen, so die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei Sandra Maischberger.
Viele Menschen würden den Regierenden nicht mehr trauen, so die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei Sandra Maischberger. © imago/Müller-Stauffenberg | imago stock&people

Wo das Problem liegt, zeigte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) auf: „Es geht um Vertrauen.“ Viele Menschen würden den Regierenden nicht mehr vertrauen, selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel habe da inzwischen ein Problem. „Klarheit und Haltung“, so Dreyer, würden dagegen vom Wähler belohnt. Und da sei Martin Schulz als SPD-Kanzlerkandidat nun „der richtige Mann“.

Doch mit wem will Schulz an die Macht? Eine potenzielle Bündnispartnerin nach der Wahl im September, Linke-Frontfrau Sahra Wagenknecht, zeigte sich bei Maischberger sehr skeptisch, was ein Bündnis mit der SPD betrifft. „Schulz steht nicht glaubwürdig für soziale Gerechtigkeit“, befand sie.

Lieber Opposition als die nächste schwarz-rote Koalition

Der Neue solle in den nächsten Monaten als Kanzlerkandidat ohne Ministerposten und Abgeordnetenmandat „eine Art außerparlamentarischer Oppositionssprecher“ der SPD abgeben, während Gabriel und die anderen SPD-Kabinettsmitglieder weiter Merkels Politik verträten. „Das ist kein stimmiges Konzept“, so Wagenknecht.

Aber ist das nicht ohnehin egal? Läuft nicht sowieso alles wieder auf die nächste schwarz-rote Koalition von Union und SPD hinaus nach der Bundestagswahl? Für Sozialdemokratin Neumann ist das eine Horrorvision. „Nicht mit den Schwatten!“, erhob sie mahnend den Zeigefinger gegen die eigene Partei. Dann lieber Opposition. Martin Schulz, übernehmen Sie.