Hamburg. „Ein Kommissar kehrt zurück“ ist ein ZDF-Film um einen ungelösten Kindermord. Uwe Kockisch erweist sich darin als ideale Besetzung.

Beim Montagsfilm des ZDF riecht es zumeist stark nach Krimi. Und nichts anderes erwartet man denn auch, wenn schon der Titel „Ein Kommissar kehrt zurück“ lautet. Denn tatsächlich geht es hier um einen in den Ruhestand gewechselten Ermittler namens Kovac (Uwe Kockisch), den ein ungelöster Kindsmord von vor 20 Jahren noch immer nicht ruhen lässt.

Man hatte damals schon einen Hauptverdächtigen, den man aber mangels schlüssiger Beweise nicht anklagen konnte. Also begibt sich Kovac noch einmal an seine alte Wirkungsstätte bei Greifswald, um mit viel Geduld den dort immer noch lebenden Physikprofessor Michael Adam (Sylvester Groth) auszuspionieren und zu verunsichern.

Zweifel an der Vorhersehbarkeit schleichen sich ein

Soweit der klassische Krimiplot, der den unermüdlichen Fahnder-Pensionär schließlich als Heroen feiern kann. Doch so etwas sollte man von einem Regisseur wie Matti Geschonneck und einem Drehbuchautor wie Magnus Vattrodt, beide mehrfache Grimme-Preisträger, eigentlich nicht erwarten.

Tatsächlich wandelt sich denn auch mehr und mehr das vertraute Muster und lässt den Zuschauer allmählich an der vermeintlichen Eindeutigkeit des Geschehens zweifeln. Der hochintelligente Professor weiß Kovac mit geschliffener Sprache Paroli zu bieten, während der nicht gerade redselige Ex-Polizist sich stur auf seine Indizien verlässt und auf Verunsicherung setzt. Mal sitzt er plötzlich im Vorlesungssaal des Professors, mal taucht er in der Praxis von Adams Freundin Luisa (Ulrike C. Tscharre) auf und lässt sich untersuchen.

Ermittler kann Müdigkeit nicht verbergen

Uwe Kockisch ist die ideale Besetzung für diesen Ermittler, dessen Methoden fast ein wenig an alte Stasizeiten erinnern, wo ja auch unentwegt Fakten und Material gesammelt wurden. Er gibt sich wortkarg, aber wenn er spricht, dann mit einer Reibeisenstimme, die eine gewisse Müdigkeit nicht verhehlen kann.

Manchmal sieht man ihn kaum in den oft düsteren Bildern, wie er da Wacht hält mit dem Fernglas vor der gemieteten Bruchbude, die so schön in Sichtweite der noblen Professoren-Villa steht. Finsternis und Dunkel sind hier kein Kunstgriff, sie spiegeln lediglich den Zustand der herbstlichen Natur mit ihrem wolkenverhangenen Himmel und der Landschaft, die mit der Bezeichnung trostlos noch gut bedient ist.

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Beweise liegen im Keller

Irgendwann eskalieren die Dinge. Kovac verschafft sich endlich Zutritt zu Adams Haus, findet im Keller viele Bilder von einem kleinen Mädchen und archiviert sie in seinem Kopf als Beweis für die Pädophilie des Verdächtigen. Dieser wiederum fotografiert ganz ungeniert durch Kovacs Fenster, als der gerade Sex mit der Mutter (Jenny Schily) des ermordeten Mädchens hat.

Offenbar findet das nicht zum ersten Mal statt, denn die beiden wirken sehr vertraut miteinander. Ihr hatte Kovac einst versprochen, den Täter ausfindig zu machen. Um die Wogen zu glätten, lädt Luisa den hartnäckigen Verfolger zu einem gemeinsamen Essen ein, bei dem jedoch schon bald die Teller fliegen.

Zwei Menschen werden schonungslos durchleuchtet

Regisseur Geschonneck gelingt ein Film, der wie ein Sog wirkt. Nicht nur, weil man letztendlich nun wirklich wissen möchte, wer die kleine Annalena auf so bestialische Weise umgebracht hat. Nein, es ist vor allem das Zusammenspiel dieser sich in Hochform befindenden Schauspieler Kockisch und Groth, die sich hier wahrlich nichts schenken. Längst denkt man nicht mehr an einen Krimi, längst hat man begriffen, dass hier zwei Menschen schonungslos psychologisch durchleuchtet werden.

Filme wie diesen wünscht man sich öfter. Weg vom ausgereizten Krimi-Standard fühlt man sich da plötzlich mitgenommen auf eine ganz andere Ebene, ohne dass Spannung abgebaut würde. Das kommt davon, wenn bei Regie und Dialogen Könner am Werk sind.

Montag, 23. Januar, 20.15 Uhr, ZDF