Berlin. Ist an Donald Trump alles falsch? Bei Anne Will war man sich einig, dass der neue US-Präsident zumindest in einer Frage recht hat.

In den vergangenen Wochen krankten Polittalkshows häufig daran, dass ein Thema dominierte, über das man nur spekulieren konnte: Wie Donald Trump als Präsident der USA agieren wird. Staatsmännisch oder pöbelig, gefährlich oder umsichtig? Bisher ließ sich die Agenda des Immobilienunternehmers nur erahnen.

Nach der Amtseinführung vom Freitag kam Anne Will die Rolle zu, als erste unter den deutschen Talkern über das tatsächliche Auftreten des neuen Präsidenten sprechen zu können. Was lässt sich nach zwei Tagen über den 45. Präsidenten der USA sagen? Und was ergibt sich daraus für die Welt?

Trump bleibt sich treu

Feststeht, dass sich am Auftritt und der Rhetorik dieses Präsidenten nichts ändern wird. Der offiziell eingesetzte Trump gleicht dem gewählten Präsidenten Trump gleicht dem Kandidaten Trump: „Da ist er nahtlos übergegangen“, stellte Verteidigungsminister Ursula von der Leyen (CDU) fest.

Einen wichtigen Punkt machte in dieser Hinsicht Günter Verheugen. Eindringlich warnte der frühere EU-Kommissar davor, das aggressive Auftreten als Show abzutun. „Trump wird alles tun, was er angekündigt hat: Er meint, was er sagt“, prophezeite Verheugen. Hier liege die Gefahr, die man ernstnehmen müsse.

Wer versteht die Globalisierung?

Auch an anderer Stelle hatte Verheugen die schärfste Analyse parat. Als der oberste deutsche Wirtschaftsvertreter dem US-Präsidenten vorwarf, die Globalisierung nicht verstanden zu haben, wandte der SPD-Politiker mit gutem Grund ein, dass auch das Gegenteil der Fall sein könnte. „Trump hat gezielt die Verlierer der Globalisierung angesprochen“, sagte Verheugen. Damit habe er eine Schwäche der liberalen Demokraten ausgenutzt, die diese Abgehängten schlicht ignoriert hätten.

Dieser Argumentation konnte sogar von der Leyen etwas abgewinnen. Schließlich hätten ungebändigte globale Kapitalströme zur jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise geführt. „Er hat die Wut der Menschen aufgegriffen“, gestand die Verteidigungsministerin Trump zu.

Wo Trump recht hat

Auch in einer anderen Frage war sich die Runde erstaunlich einig: Dass sich die Europäer in der Nato zu sehr auf die Amerikaner verlassen haben. „Trump hat in dieser Hinsicht recht“, fasste der Historiker Michael Wolffsohn die einhellige Meinung zusammen. „Wir müssen mehr Verantwortung übernehmen“, assistierte Verheugen.

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Für Ursula von der Leyen war das eine Steilvorlage. Intensiv warb sie dafür, die Ausgaben zu erhöhen, damit die europäischen Partner ihren Teil der Last schultern. „Der Verteidigungsetat wird steigen müssen“, sagte von der Leyen voraus.

Es fehlt die Kontroverse

Am Ende kam so ein etwas langweiliger, wenig kontroverser Talk zustande, der nicht wirklich über das hinausging, was ohnehin schon bekannt und offensichtlich ist. Da gehörte es fast schon zu den aufregenden Momenten, als der Republikaner Ralph Freund Trumps Auftritt als „ein bisschen rustikal“ verharmloste und prophezeite, dass er von den US-Institutionen gebändigt werden wird.

Zu der allgemeinen Beschaulichkeit passte, dass von der Leyen am Ende gar kurzerhand Trumps Macht kleinredete. Schließlich seien die USA eng mit Europa verwoben, auch mit vielen Millionen Freundschaften. „Wir dürfen nicht nur auf den Präsidenten starren“, mahnte die Verteidigungsministerin. Wenn das nur so einfach wäre.

Die Sendung zum Nachschauen finden Sie hier in der Mediathe k.