Essen. Lisa Wagner alias Kommissarin Heller zeigt in „Verdeckte Spuren“ Härte und ihre dunklen Seiten. Düsterer, aber sehenswerter ZDF-Krimi.

Als hätte es im Haus geschneit, so sieht es aus. Alles ist weiß bedeckt; die Designermöbel, die Edelküche, der teure Fußboden. Nur ein roter Fleck hebt sich ab – hier starb der Mann vom Wachdienst. Erschlagen mit dem Feuerlöscher, dessen Schaum an diesem Tatort sämtliche Spuren verwischt hat. Sogar Kommissarin Winnie Heller (Lisa Wagner) ist beeindruckt. „Solche Bilder habe ich in der Grundschule gemalt“, sagt sie, „und meine Mutter musste zum Direktor.“

Das könnte als trockener Scherz durchgehen, ist aber nur der erste Hinweis darauf, was Stammzuschauer längst wissen: Die Kommissarin hat ihre dunklen Seiten. Und die scheinen durch, auch bei der Arbeit. Sie hat den Verdächtigen schnell ausgemacht: einen Ex-Lehrer (Markus Gertken) mit zweifelhafter Vorgeschichte, der sich am Tatort herumgetrieben hat.

Bilder wie gemalt

„Alkoholiker, die erzählen nur, was ihnen nützt“, diagnostiziert Heller; die Sache ist für sie klar. Sie spürt den unsympathischen Kerl in seiner Eremitage im Wald auf, im Alleingang. Märchenhaft inszeniert ist das, als ginge es um Rotkäppchen und den bösen Wolf. Schließlich aber hat die Kommissarin den Mann da, wo sie ihn haben will – im Verhör. Ausgerechnet dort geschieht der nächste Mord. Das neue Opfer ist ein Richter, der Täter hat Akten aus dem Haus mitgenommen. Was suchte er? Wofür könnte er sich gerächt haben?

„Verdeckte Spuren“ ist der siebte Film der Krimireihe, für die Lisa Wagner in die Rolle der schlauen, aber im menschlichen Umgang nicht besonders bewanderten Winnie Heller schlüpft. Und der erste, bei dem der Schweizer Andreas Senn Regie führt. Der erfahrene Krimi-Regisseur („Tatort“, „Bella Block“) hat einen Film mit einer gewissen Sogwirkung geschaffen.

Macht des Verdächtigen

Dabei unterstützt ihn nicht nur die Kamera von Markus Hausen, der zwischen recht unauffälligen Büroszenen immer wieder wunderbare Bilder findet, wie gemalt sieht es da plötzlich aus. Die große Bedeutung des Privaten (Buch: Mathias Klaschka, basierend auf Romanfiguren von Silvia Roth) führt zudem zu einer besonderen erzählerischen Dichte.

Da wäre Hellers frühe Fixierung auf den Verdächtigen. Seine Macht über sie, weil er sie zu durchschauen scheint – sie und ihre brüchige Biografie. Als Nächstes hat plötzlich die Familie ihres Kollegen Verhoeven (Hans-Jochen Wagner) eine fies zugerichtete Puppe im Briefkasten – genau wie die Einbruchsopfer. Dann gerät auch noch das sowieso schon fragile Gleichgewicht zwischen Heller und Verhoeven in Gefahr.

Akute Abschiedspläne

Dass sie in ihm einen guten Freund sieht, während er nur der einzige Kollege ist, der irgendwie mit ihr zurechtkommt, ist traurig genug. Jetzt aber hat der Mann akute Abschiedspläne, von denen sie lange nichts ahnt. Sie bekämpft ihre Einsamkeit auf Heller-Weise – so hart, dass sogar der frisch angebaggerte Typ aus dem Club erschreckt das Weite sucht. Aufstehen, weitermachen: So ist Kommissarin Heller.

Fazit: Die vielen losen Fäden sind am Ende alle zu einem zwar düsteren, aber sehr sehenswerten Bild verwoben.

ZDF, Samstag, 21. Januar, 20.15 Uhr