Lyon/Washington. Der russische Auslandssender RT und Euronews waren auf Facebook teilweise blockiert. Euronews widerspricht Zensurvorwürfen.

Facebook lässt die internationale Seite des vom russischen Staat finanzierten Senders Russia Today (RT) und den Sender Euronews nur noch sehr eingeschränkt Beiträge auf Facebook erstellen. Beide Seiten erklärten, dass Facebook zwar Beiträge zulässt – aber nur Postings mit Text. RT war am Donnerstagabend nach fast 24 Stunden wieder entsperrt. Die deutschsprachige Facebook-Seite von RT war nicht betroffen gewesen.

Die Sender sprechen von einem Fehler bei Facebook und beklagten, dass das Unternehmen nicht reagiert habe.

Live-Übertragung von Obama-Pressekonferenz Auslöser

Beide Sender erklärten, dass die Live-Übertragung der letzten Obama-Pressekonferenz in der Nacht zu Donnerstag Auslöser für den Schritt von Facebook sei. Facebook unterstelle, dass die Pressekonferenz ohne die erforderlichen Rechte live gezeigt worden sei. Euronews schreibt dazu: „Facebook sagt, die Bilder, die wir ausgestrahlt haben, gehören uns nicht. Ist aber nicht so.“ Auch RT erklärt, dass der Sender als Kunde von AP die Rechte an der Übertragung hatte. RTs Social-Media-Verantwortlicher veröffentlichte Screenshots.

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Unter den Beiträgen spekulierten viele Nutzer in den Kommentaren, „alternative“ Medien würden zensiert. Vielleicht auch angespornt durch die Überschrift über einem RT-Text „Facebook blockt RT bis nach der Trump-Amtseinführung“. Die Sperre sei bis Samstag, 22.55 Uhr Moskauer Zeit (20.55 Uhr deutscher Zeit) befristet. Facebook hob sie jedoch am Donnerstag wieder auf: „Alle Funktionen sind wiederhergestellt“, erklärte eine Sprecherin. „Wir untersuchen, was die zeitweise Blockade ausgelöst hat.“

Euronews trat „Zensur“-Kommentaren offensiv entgegen und hat vielen Nutzern geantwortet, dass es sich um eine Urheberrechtsfrage wegen der Übertragung der Pressekonferenz handelt. Diese Erklärung liefert auch RT den Menschen, die die Seite abonniert haben.

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Russia Today brachte das US-Außenministerium mit der Facebook-Sanktion in Verbindung. Facebook habe eine Nachricht geschickt, dass eine Beschwerde von Current Time TV, einem russischsprachigen Programm des vom amerikanischen Staat finanzierten Senders Radio Free Europe/Radio Liberty, vorliegt. Current Time TV dagegen versicherte gegenüber RT, man habe keinerlei Beschwerde an Facebook geschickt.

Kommunikation mit Facebook „kompliziert“

Euronews, nach eigenen Angaben der meistgesehene europäische Nachrichtensender, stellt den Fall moderat dar: Es sei richtig, dass Urheberrechte in der westlichen Demokratie geschützt werden, „auch wenn es dabei manchmal zu Missverständnissen wie in unserem Falle kommt. Euronews wird von etlichen europäischen Rundfunkanstalten getragen, ARD und ZDF sind bisher nicht beteiligt.

Auf zufriedenstellende Antwort von Facebook warten beide Sender. Euronews schrieb: „Die Kommunikation mit Facebook ist sehr kompliziert.“ (law)