Essen. Die ARD-Liebeskomödie „Arzt mit Nebenwirkungen“ zeigt die Wandlung eines arroganten Arztes. Dabei trifft Schul- auf Alternativmedizin.

Der Titel ist vielversprechend: „Arzt mit Nebenwirkungen“, das klingt nach einem originellen Rezept. Und in der Tat ist dieser ARD-Film nicht wieder eine dieser vorhersehbaren Liebeskomödien. Im Gegenteil: Es geht um einen Arzt, dessen Leben sich nach einem Nahtod-Erlebnis komplett verändert hat. Der junge Dr. Fabian Lauber (David Rott) lebt am Limit – und manchmal sogar darüber hinaus.

Er rast in halsbrecherischem Tempo über Alpenpässe oder stürzt sich als Basejumper von Berggipfeln. Die Arbeit in der Praxis des verstorbenen Vaters hingegen interessiert ihn nicht. Seine Patienten hält er für Hypochonder. Lauber ist arrogant, rücksichtslos und nur auf der Jagd nach dem nächsten Adrenalinkick. Bis zu dem Moment, als er mit dem Motorrad verunglückt.

Traurige Momente

Sofort ist eine junge Ärztin zur Stelle. Janne Jarst (Anne Schäfer), Expertin für alternative Medizin, gelingt es, den Verletzten zu retten. Und schon hat Lauber die Idee: Er bittet sie, ihn in der Praxis zu vertreten. Schulmedizin trifft auf Alternativmedizin, die Konflikte sind programmiert. Doch Lauber, so will es die Liebeskomödie, fühlt sich mehr und mehr zu der „wahnsinnigen Kräuterhexe aus Tibet“ hingezogen. Und Frau Doktor erkennt bald, dass ihren Kollegen etwas bedrückt: Lauber hat Gewissensbisse. Er gibt sich die Schuld am Tod des Vaters.

Erstaunlich, wie elegant der Film die Waage zwischen Weinen und Lachen herstellt – und immer wieder für Überraschungen gut ist, zum Beispiel, als das Paar ans Bett eines sterbenden Klosterbruders gerufen wird, der die beiden in seinem Verwirrtheitszustand kurzerhand vermählt. Es sind diese traurigen und zugleich komischen Momente, die die Stärke des Films ausmachen.

Zu viel Küchenpsychologie

Dass der Wandel des Arztes vom Draufgänger zum verantwortungsvollen Mediziner nicht klischeehaft geprägt ist, liegt vor allem am Darsteller: David Rott, der in „Der Mann mit dem Fagott“ überzeugend in die Rolle von Udo Jürgens schlüpfte, entwickelt die Figur absolut glaubwürdig. Was allerdings nervt, sind die küchenpsychologischen Erkenntnisse: Die Abenteuerlust habe Lauber nur von seinen Schuldgefühlen ablenken sollen.

Egal, gezeigt werden soll, dass Menschen die Fähigkeit besitzen, sich zu verändern. Und das arbeiten die Schauspieler bestens heraus. Noch ein kleiner Grund zu nörgeln: Die Action-Einlagen rund um den Extremsport wirken einfach zu gewollt. Schade auch, dass die Figur der Ärztin nicht ebenso differenziert angelegt ist wie die ihres Arztkollegen.

Beste Chance auf Glück

Frau Doktor ist getrieben, will keine Bindungen eingehen; warum sie aber solche Angst davor hat, sich festzulegen, bleibt unklar.

Aber vielleicht gilt für sie gerade das, was ihm vorgeworfen wird: „Wer andere verlässt, kann selbst nicht verlassen werden.“ So fügt es sich bei allen Unterschieden doch am Ende alles wieder zusammen: Beste Chance auf ein gemeinsames Glück.

Fazit: Liebeskomödie mit Tiefgang. Und einem exzellenten Hauptdarsteller.

ARD, Freitag, 13. Januar, um 20.15 Uhr