Berlin. „Einstein“ führt Tom Beck als Wissenschaftler nach Bochum. Vom Pott-Original bleibt die Die neue Sat.1-Serie allerdings weit entfernt.

Wahrscheinlich liegt es ja daran, dass Toto und Harry nicht mehr gemeinsam auf Streife gehen in Bochum. Seitdem blüht das Verbrechen dort auf. Zumindest im Fernsehen. Seit ein paar Jahren schon ermittelt Heldt im ZDF, jetzt wird auch bei Sat.1 der Kampf gegen das Böse im Ruhrgebiet aufgenommen. Nicht nur von der Polizei, sondern von einem Wissenschaftler.

Der heißt Felix Winterberg (Tom Beck), aber weil das als Titel einer Krimireihe eher weniger geeignet ist, hat man die Serie „Einstein“ (Sat.1, 20.15 Uhr) genannt – und die Hauptfigur im Drehbuch zum Ururenkel des weltbekannten Physikers gemacht. Vor zwei Jahren gab es einen Film, der gute Quoten erzielte. Jetzt folgt die Serie.

Mann ist todkrank

Schlau ist der Mann, aber leider auch todkrank: Chorea Huntington. Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Darum ist Winterberg auch immer in Eile. Und um fit zu bleiben bei seiner Arbeit an der Ruhr-Universität, greift der Physik-Professor auch gern mal zu verbotenen Substanzen. Damit die Polizei ihn deshalb nicht ins Gefängnis wirft, zwingt ihn Kommissar Tremmel (Rolf Kanies) dazu, bei kniffligen Fällen zu helfen. Man muss das an dieser Stelle schreiben, weil die Serie es nach dem Pilotfilm als bekannt voraussetzt.

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Ein hochintelligenter Berater, der der etwas zurückgebliebenen Kripo unter die Arme greift, ist nicht neu. Die US-Serie „Elementary“ funktioniert nach diesem Prinzip, auch „Perception“ ist ähnlich angelegt. Doch das ist nicht schlimm. Schlimm ist, dass „Einstein“ nicht einmal eine mittelmäßige Kopie ist.

Polizei steht vor Rätseln

Ob er bei den Dreharbeiten unbeschadet geblieben ist: Tom Beck alias Einstein rennt über die bekannten Bochumer Bodenplatten, die mehr Stolperfalle als Gehweg sind.
Ob er bei den Dreharbeiten unbeschadet geblieben ist: Tom Beck alias Einstein rennt über die bekannten Bochumer Bodenplatten, die mehr Stolperfalle als Gehweg sind. © obs | Martin Rottenkolber

Das beginnt bei den Fällen, die so überraschend sind wie die nächste Deutsche Meisterschaft des FC Bayern München. Zum Auftakt am Dienstag geht es um einen Mord im Freibad, in Folge zwei rafft es einen Kollegen des Professors dahin. In beiden Fällen stehen Kommissarin Tremmel und ihre schnippische Kollegin, Kriminalkommissarin Elena Lange (Annika Ernst), vor einem Rätsel. Nur für Winterberg ist die Sache schnell klar.

„Komm Schnucki, sag uns, warum wir so doof sind“, bittet ihn die Kollegin von der Spurensicherung. Und Winterberg lässt sich nie lange ­bitten. Dabei macht Tom Beck, was Tom Beck in vielen seiner Rollen macht. Er zieht sein T-Shirt aus. Spätestens da zeigt sich dann, dass die durch die Krankheit bedingte körperliche Degeneration des ­jungen Professors weitaus weniger fortgeschritten ist als die geistige.

Stereotypisch besetzte Nebenrollen

Denn aller Drehbuch-Intelligenz zum Trotz plappert Beck alias ­Einstein, als würde er für die Rolle nach Silben bezahlt. Penetrant­ ­zitiert er den berühmten Vorfahren, wirft mit Fremdworten um sich und trägt dabei das Haar so wirr, als fasste er regelmäßig an Stromleitungen.

Was arrogant klingen soll, hört sich auswendig gelernt an. Dialoge, die witzig sein sollen, sind albern. Und die stereotypisch besetzten Nebenrollen sind im besten Fall unfreiwillig komisch – selbst wenn sie mal nicht so sprechen, als wären sie „dem Adolf Tegtmeier seine Bekannten“. Am Ende dürften die Bochumer deshalb wahrscheinlich froh sei, dass so wenig von ihrer Stadt zu sehen ist.

Fazit: Kinderstunde im Abendprogramm.

Dienstag, 10. Januar, 20.15 Uhr, Sat.1: „Einstein“