Skurrile Lebewesen und kuriose Gewohnheiten: In einer dreiteiligen Dokumentation wirft Arte einen humorvollen Blick auf Neuseeland.

Pinguine, die im Wald leben, Heuschrecken, die tauchen gehen, Vögel, die sich mit Blütenpollen schminken und Mückenlarven, die im Dunkeln leuchten: Die drei Arte-Dokumentationen „Wildes Neuseeland“ lassen den Eindruck entstehen, das Land am anderen Ende der Welt sei ein Paradies für skurrile Bewohner. Nicht umsonst hat Neuseeland ausgerechnet den Kiwi zum Wappentier gemacht. Einen fast blinden Vogel, der zum Fliegen zu dick ist.

Die sonderbare Flora und Fauna der Inseln südöstlich von Australien lässt sich so erklären: Neuseeland ist seit Jahrtausenden von anderen Landflächen getrennt. Hier konnten sich urzeitliche Tiere erhalten und Lebensformen entwickeln. Andere Arten dagegen fehlen. Auf Neuseeland gibt es keine großen Raubtiere wie Wölfe, Löwen oder Füchse.

Ein empfindliches Gleichgewicht der Natur

So gehören riesige Insekten zu den gefährlichsten Bewohnern. Zum Beispiel die faustgroße Powelliphanta-Schnecke, die Regenwürmer verspeist wie Spaghetti. Oder der Stummelfüßer – eine Art Tausendfüßer ohne Füße –, der ätzenden Speichel spuckt, wenn ihm jemand zu nahe kommt. Doch selbst solche eher unangenehmen Kreaturen lassen einen staunen.

Den Tierfilmern Nick Easton, Mark Flowers und Robert Morgenstern sei Dank. Zwei Jahre lang drehte das Team in Neuseeland. Der Deutsche Robert Morgenstern wurde 2011 für seinen Film „Helgoland – Insel im Sturm“ in den USA als „Newcomer“ mit dem wichtigsten Naturfilm-Preis der Welt ausgezeichnet. Es waren also Profis am Werk und das sieht man in den drei Teilen der Dokumentation an jeder Einstellung. So werden in Zeitlupe die beeindruckenden Flugkünste der Fächerschwänze deutlich und erst aus der Distanz erkennt der Zuschauer, dass Tausende leuchtende Mückenlarven versuchen, den Sternenhimmel zu imitieren.

Filmemacher kommen Tieren nah

Dabei kommen die Filmemacher ihren tierischen Darstellern verblüffend nah. Ein normaler Neuseeland-Besucher müsste schon großes Glück haben, liebestolle Kiwis bei der Jagd durch das Unterholz zu beobachten.

Doch die Filme wollen mehr als schöne Landschaften und liebenswerte Tiere zeigen. Alle kleinen und großen Lebewesen haben eins gemeinsam: Es gibt sie fast alle nur auf Neuseeland. Jeder Eingriff des Menschen ist dieses zerbrechliche Ökosystem hat Auswirkungen und führt im schlechtesten Fall zum Aussterben. Deshalb zeigt die Dokumentation auch Menschen, die sich für den Erhalt des wilden Neuseelands einsetzen. Zum Beispiel für den vom Aussterben bedrohten Kakapo, eine flugunfähige Papageienart. Nicht mal 200 Exemplare leben noch. In einem Rettungszentrum kümmern sich Helfer und Wissenschaftler liebevoll um die Aufzucht kleiner Kakapos. Nur so kann die Art erhalten werden.

Fazit: BBC und NDR haben in diese Koproduktion viel Zeit investiert. Das sieht man. Entstanden ist eine moderne Naturdokumentation, die eben nicht stark vermenschlicht und auch die Gefahren, denen die Natur ausgesetzt ist, nicht verschweigt.

Arte, 27. bis 29. Dezember, jeweils 19.30 Uhr