Rea Garvey floppte mit seiner Musikshow, RTL jubelte über die „Ninja Warriors“. Was vom TV-Jahr bleibt – und was bald vergessen ist.

Schaut man nur auf die Quoten, man könnte denken, 2016 hat es im deutschen Fernsehen nichts außer Fußball gegeben. Unter den 20 meistgesehenen Sendungen findet man 19 Partien der Fußball-Europameisterschaft und eines der Handball-EM. Selbst Fußballspiele wie Wales gegen Belgien lockten mehr Zuschauer als jeder „Tatort“. Das spricht nicht für ein gutes TV-Jahr.

Die Experimente des Jahres

Das Thema Terrorismus war 2016 allgegenwärtig. Wie man damit die Menschen zur besten Sendezeit erreicht, zeigte die ARD. Ihr Kammerspiel „Terror“, bei dem die Zuschauer Richter nach einem vereitelten Anschlag spielen durften, interessierte fast sieben Millionen Zuschauer.

Im ZDF dürfte sich Steven Gätjen wie ein wandelndes Experiment gefühlt haben. Mit ihm versuchten die Mainzer, den seit „Wetten, dass..?“ verlorenen Samstagabend zurückzugewinnen. Doch weder die „Versteckte Kamera“ noch die Shows „I can do that“ und „Deutschlands Superhirn“ konnten an alte Erfolge anknüpfen.

Ebenfalls auf der Suche ist Pro­Sieben – nach der Erfolgsformel, die Stefan Raab offenbar mit in die TV-Rente genommen hat. „Deutschland tanzt“ war ein Versuch, die Lücke zu füllen. An drei Samstagen wackelten Prominente über die Bühne. Interessiert hat es kaum.

Die Erfolge des Jahres

Man nehme etwas 50er-Jahre-Charme, einen Hauch unschuldige Liebe und eine Tanzschule – fertig ist der TV-Hit. „Ku'damm 56“ war 2016 eine der erfolgreichsten deutschen Produktionen. Mehr als sechs Millionen Zuschauer waren dabei. Fortsetzung geplant.

Im Hochsommer sind für gewöhnlich kaum gute Quoten zu holen. RTL überbrückte diese Zeit mit dem Geschicklichkeitswettkampf „Ninja Warriors“. Die drei Millionen Zuschauer sind im Vergleich ungewöhnlich gut. Inzwischen gibt es sogar Sportvereine, die ähnliche Wettkämpfe anbieten.

Die Flops des Jahres

Mit großem Aufwand inszenierte die ARD die Geschichte der Terrorgruppe NSU. Doch der Dreiteiler „Mitten in Deutschland“ konnte den hohen Erwartungen nicht gerecht werden. In direkter Konkurrenz erreichten „Aktenzeichen XY“ und Mario Barth bei RTL fast doppelt so viele Zuschauer.

Enttäuscht hat auch Sänger Rea Garvey mit seiner Show Music-shake“ bei ProSieben. Der Ex-Juror der Castingshow „The Voice“ konnte nicht mal eine Million Zuschauer begeistern. Das war das Aus nach einer Folge.

Der Skandal des Jahres

Ausgerechnet der Spartensender ZDFneo sorgte für das größte Beben im deutschen Fernsehen. Das „Schmähgedicht“ von Jan Böhmermann auf den türkischen Präsidenten Erdogan nötigte gar die Kanzlerin zum Eingreifen. Böhmermanns Show „Neo Magazin Royale“ ist dabei quotenmäßig eigentlich kaum erwähnenswert. Im Schnitt schalten gerade 300.000 Zuschauer ein – vor und nach dem Skandal.

Die Abschiede des Jahres

Besonders hart hat es den WDR-Zuschauer getroffen. Ausgerechnet zwei Aushängeschilder hatten 2016 ihre letzten Folgen. Im Spätsommer verabschiedeten sich Christine Westermann und Götz Alsmann nach 20 Jahren von „Zimmer frei!“. Im Dezember dann legte Telefon-Talker Jürgen Domian den Hörer für immer auf.